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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.

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in der critisch. Literatur.
Schrift wird insbesondere Herr Heineke der Ge-
sellschaft elender Scribenten, denen er in dem Com-
plot in die Hände gefallen, entrissen.

Eben derselbe arbeitet an einem Auszuge der
Gottschedischen Dichtkunst für die Deutschen. Er
getraut sich das gantze Buch ohne Abbruch der
Sachen auf 3. Bogen zu bringen. Er wird es
mit Erklärungen und Anmerckungen versehen, und
ihm den Titel geben: Gottscheds Dichtk. in Nuce.

Jn der ansehnlichen Stadt Chur in den Grau-
bünden, hat ein Swiftischer Kopf ein Werck un-
ter Händen, welches er Scrutinium Ingeniorum
betitelt. Er hat uns davon folgenden Auszug zu-
gestellet. Die Tollheit, eine Muse auf dem Bloks-
berge hält jährlich eine Prüffung der Geistesfä-
higkeiten unter ihren Lehrlingen, damit sie eigent-
lich wisse, zu was vor Arten der Schriften ein
jeder am meisten Geschicke habe, das Aufnehmen
der Barbarie zu befödern. Diese Prüffung ge-
schieht von ihr nach der Neigung und der Ge-
schicklichkeit, welche einer zu cörperlichen Arbei-
ten hat, die mit andern Arbeiten des Geistes ei-
nige Aehnlichkeit haben. Z. E. Grillen im fin-
stern fangen,
deutet an, schreiben ohne zu wis-
sen, wie man auf die Einfälle kömmt; aus Ku-
pferstücken hier eine Figur, und dort eine her-
ausschneiden, und in einer neuen Verknüpfung
auf einem Caffe-Brette zusammen leimen,

ein neues Gedichte aus etlichen alten zusammen-
flicken; harte Eyer, Strumpfbänder, und
Raupennester in einer Schüssel auftragen,

seltenen Geschmack in der Eintheilung und Anord-
nung haben.

Jn

in der critiſch. Literatur.
Schrift wird insbeſondere Herr Heineke der Ge-
ſellſchaft elender Scribenten, denen er in dem Com-
plot in die Haͤnde gefallen, entriſſen.

Eben derſelbe arbeitet an einem Auszuge der
Gottſchediſchen Dichtkunſt fuͤr die Deutſchen. Er
getraut ſich das gantze Buch ohne Abbruch der
Sachen auf 3. Bogen zu bringen. Er wird es
mit Erklaͤrungen und Anmerckungen verſehen, und
ihm den Titel geben: Gottſcheds Dichtk. in Nuce.

Jn der anſehnlichen Stadt Chur in den Grau-
buͤnden, hat ein Swiftiſcher Kopf ein Werck un-
ter Haͤnden, welches er Scrutinium Ingeniorum
betitelt. Er hat uns davon folgenden Auszug zu-
geſtellet. Die Tollheit, eine Muſe auf dem Bloks-
berge haͤlt jaͤhrlich eine Pruͤffung der Geiſtesfaͤ-
higkeiten unter ihren Lehrlingen, damit ſie eigent-
lich wiſſe, zu was vor Arten der Schriften ein
jeder am meiſten Geſchicke habe, das Aufnehmen
der Barbarie zu befoͤdern. Dieſe Pruͤffung ge-
ſchieht von ihr nach der Neigung und der Ge-
ſchicklichkeit, welche einer zu coͤrperlichen Arbei-
ten hat, die mit andern Arbeiten des Geiſtes ei-
nige Aehnlichkeit haben. Z. E. Grillen im fin-
ſtern fangen,
deutet an, ſchreiben ohne zu wiſ-
ſen, wie man auf die Einfaͤlle koͤmmt; aus Ku-
pferſtuͤcken hier eine Figur, und dort eine her-
ausſchneiden, und in einer neuen Verknuͤpfung
auf einem Caffe-Brette zuſammen leimen,

ein neues Gedichte aus etlichen alten zuſammen-
flicken; harte Eyer, Strumpfbaͤnder, und
Raupenneſter in einer Schuͤſſel auftragen,

ſeltenen Geſchmack in der Eintheilung und Anord-
nung haben.

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[95/0095] in der critiſch. Literatur. Schrift wird insbeſondere Herr Heineke der Ge- ſellſchaft elender Scribenten, denen er in dem Com- plot in die Haͤnde gefallen, entriſſen. Eben derſelbe arbeitet an einem Auszuge der Gottſchediſchen Dichtkunſt fuͤr die Deutſchen. Er getraut ſich das gantze Buch ohne Abbruch der Sachen auf 3. Bogen zu bringen. Er wird es mit Erklaͤrungen und Anmerckungen verſehen, und ihm den Titel geben: Gottſcheds Dichtk. in Nuce. Jn der anſehnlichen Stadt Chur in den Grau- buͤnden, hat ein Swiftiſcher Kopf ein Werck un- ter Haͤnden, welches er Scrutinium Ingeniorum betitelt. Er hat uns davon folgenden Auszug zu- geſtellet. Die Tollheit, eine Muſe auf dem Bloks- berge haͤlt jaͤhrlich eine Pruͤffung der Geiſtesfaͤ- higkeiten unter ihren Lehrlingen, damit ſie eigent- lich wiſſe, zu was vor Arten der Schriften ein jeder am meiſten Geſchicke habe, das Aufnehmen der Barbarie zu befoͤdern. Dieſe Pruͤffung ge- ſchieht von ihr nach der Neigung und der Ge- ſchicklichkeit, welche einer zu coͤrperlichen Arbei- ten hat, die mit andern Arbeiten des Geiſtes ei- nige Aehnlichkeit haben. Z. E. Grillen im fin- ſtern fangen, deutet an, ſchreiben ohne zu wiſ- ſen, wie man auf die Einfaͤlle koͤmmt; aus Ku- pferſtuͤcken hier eine Figur, und dort eine her- ausſchneiden, und in einer neuen Verknuͤpfung auf einem Caffe-Brette zuſammen leimen, ein neues Gedichte aus etlichen alten zuſammen- flicken; harte Eyer, Strumpfbaͤnder, und Raupenneſter in einer Schuͤſſel auftragen, ſeltenen Geſchmack in der Eintheilung und Anord- nung haben. Jn

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung07_1743/95>, abgerufen am 22.11.2024.