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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.

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Hr. Joh. Christ. Schwartzen.
"nung für die treue Dienste seyn, welche die-
"se Schöne, nemlich die Nymphe Deiopeia der
"Göttin geleistet hat; denn sie sagt:

Und weil mir vierzehn schön gewachsne Nymphen dienen,
So soll für diesen Dienst - - -

"Sonst hast du es glücklich errathen, daß zwey-
"mahl sieben richtig vierzehen ausmachen. Wenn
"auch deine Juno sagt, Deiopeia soll dir auf
"ewig eigen seyn,
so könnte man dieses ver-
"stehen, daß Juno sie dem Aeolus zur Scla-
"vin überlassen wollte; deßwegen hast du wohl
"gethan, daß du in der nächstfolgenden Wunsch-
"zeile deutlich ausgedrücket, zu was vor Dien-
"ste dem Aeolus erlaubet seyn sollte, diese Da-
"me zu gebrauchen: Und durch den am Schlus-
"se beygefügten Grund:

Denn sie soll sich mit dir als Ehefrau vermählen;

"hast du gantz überzeugend gelehret, erstlich daß
"Aeolus die gewünschte Erzielung einer Fami-
"lie durch keine übernatürliche Mittel zuwege
"bringen sollte, hernach, daß das Kinderzeu-
"gen eine nothwendige Folge der ehlichen Ver-
"bindung sey. Man hätte ohne diesen Erweis
"allzu leicht auf die Gedancken gerathen kön-
"nen, die Meinung der Göttin wäre, daß Aeo-
"lus mit dieser schönen Nymphe in einem be-
"ständigen Concubinat leben sollte.

Eine andere Stelle, die beym Virgil im III.
B. also lautet:

Littora tum patriae lacrimans portusque relinquo;
Et
F 3
Hr. Joh. Chriſt. Schwartzen.
„nung fuͤr die treue Dienſte ſeyn, welche die-
„ſe Schoͤne, nemlich die Nymphe Deiopeia der
„Goͤttin geleiſtet hat; denn ſie ſagt:

Und weil mir vierzehn ſchoͤn gewachſne Nymphen dienen,
So ſoll fuͤr dieſen Dienſt - - -

„Sonſt haſt du es gluͤcklich errathen, daß zwey-
„mahl ſieben richtig vierzehen ausmachen. Wenn
„auch deine Juno ſagt, Deiopeia ſoll dir auf
„ewig eigen ſeyn,
ſo koͤnnte man dieſes ver-
„ſtehen, daß Juno ſie dem Aeolus zur Scla-
„vin uͤberlaſſen wollte; deßwegen haſt du wohl
„gethan, daß du in der naͤchſtfolgenden Wunſch-
„zeile deutlich ausgedruͤcket, zu was vor Dien-
„ſte dem Aeolus erlaubet ſeyn ſollte, dieſe Da-
„me zu gebrauchen: Und durch den am Schluſ-
„ſe beygefuͤgten Grund:

Denn ſie ſoll ſich mit dir als Ehefrau vermaͤhlen;

„haſt du gantz uͤberzeugend gelehret, erſtlich daß
„Aeolus die gewuͤnſchte Erzielung einer Fami-
„lie durch keine uͤbernatuͤrliche Mittel zuwege
„bringen ſollte, hernach, daß das Kinderzeu-
„gen eine nothwendige Folge der ehlichen Ver-
„bindung ſey. Man haͤtte ohne dieſen Erweis
„allzu leicht auf die Gedancken gerathen koͤn-
„nen, die Meinung der Goͤttin waͤre, daß Aeo-
„lus mit dieſer ſchoͤnen Nymphe in einem be-
„ſtaͤndigen Concubinat leben ſollte.

Eine andere Stelle, die beym Virgil im III.
B. alſo lautet:

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[85/0085] Hr. Joh. Chriſt. Schwartzen. „nung fuͤr die treue Dienſte ſeyn, welche die- „ſe Schoͤne, nemlich die Nymphe Deiopeia der „Goͤttin geleiſtet hat; denn ſie ſagt: Und weil mir vierzehn ſchoͤn gewachſne Nymphen dienen, So ſoll fuͤr dieſen Dienſt - - - „Sonſt haſt du es gluͤcklich errathen, daß zwey- „mahl ſieben richtig vierzehen ausmachen. Wenn „auch deine Juno ſagt, Deiopeia ſoll dir auf „ewig eigen ſeyn, ſo koͤnnte man dieſes ver- „ſtehen, daß Juno ſie dem Aeolus zur Scla- „vin uͤberlaſſen wollte; deßwegen haſt du wohl „gethan, daß du in der naͤchſtfolgenden Wunſch- „zeile deutlich ausgedruͤcket, zu was vor Dien- „ſte dem Aeolus erlaubet ſeyn ſollte, dieſe Da- „me zu gebrauchen: Und durch den am Schluſ- „ſe beygefuͤgten Grund: Denn ſie ſoll ſich mit dir als Ehefrau vermaͤhlen; „haſt du gantz uͤberzeugend gelehret, erſtlich daß „Aeolus die gewuͤnſchte Erzielung einer Fami- „lie durch keine uͤbernatuͤrliche Mittel zuwege „bringen ſollte, hernach, daß das Kinderzeu- „gen eine nothwendige Folge der ehlichen Ver- „bindung ſey. Man haͤtte ohne dieſen Erweis „allzu leicht auf die Gedancken gerathen koͤn- „nen, die Meinung der Goͤttin waͤre, daß Aeo- „lus mit dieſer ſchoͤnen Nymphe in einem be- „ſtaͤndigen Concubinat leben ſollte. Eine andere Stelle, die beym Virgil im III. B. alſo lautet: Littora tum patriæ lacrimans portusque relinquo; Et F 3

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung07_1743/85>, abgerufen am 03.05.2024.