[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.
Man wird an den Umständen dieser Erzeh- Trinck-
Man wird an den Umſtaͤnden dieſer Erzeh- Trinck-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote><pb facs="#f0079" n="79"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des ſechszehnten Jahrhunderts.</hi></fw><lb/> „nem Tode ſelbſt ſchuldig. Jch verlange kei-<lb/> „nen Schleck, der Schrecken bringt. Schre-<lb/> „ken kan keinen fetter machen. Deine Speiſe<lb/> „iſt mit Zucker beſprenget, aber auch mit Ge-<lb/> „fahr ſehr vermenget. Was der Honig daran<lb/> „verſuͤſſet, das verwuͤſtet dann die Gefahr wie-<lb/> „der. Mir aber will die Speiſe nicht gefallen,<lb/> „wenn die Galle ſchon verhoniget iſt. Jch will<lb/> „lieber meine Sparſamkeit und Duͤrftigkeit mit<lb/> „Sicherheit, als deinen Ueberfluß mit ſolcher<lb/> „Angſt, Sorge, Flucht, und Schrecken.„</quote> </cit><lb/> <p>Man wird an den Umſtaͤnden dieſer Erzeh-<lb/> lung, der Ausbildung derſelben, der Verbin-<lb/> dung, der Deutlichkeit, und dem Ausdrucke<lb/> nicht viel auszuſetzen wiſſen. Jch habe dem Poe-<lb/> ten in meiner proſaiſchen Ueberſetzung nichts ge-<lb/> liehen. Man kan es probieren, ob man aus<lb/> Hans Sachſens Schriften dergleichen Gedan-<lb/> ken und Ausdruͤckungen herausbringen koͤnne,<lb/> wenn man ihm gleich ſeine Flickwoͤrter, ſeine ver-<lb/> alterten Woͤrter, ſeine Verſetzungen, und der-<lb/> gleichen Fehler verzeyhen wollte. Nur bey dem<lb/> Ausdrucke allein ſtehen zu bleiben, ſo kennen wir<lb/> manchen Neuern, der der Knittelſprache unſers<lb/> Fiſcharts lachet, welcher nicht faͤhig waͤre, eine<lb/> von folgenden, oder dergleichen Redensarten aus-<lb/> zufinden: Boͤſes Blut <hi rendition="#fr">gießt</hi> keine ſchoͤne <hi rendition="#fr">Farbe<lb/> ein.</hi> - Dieſe both uns ihre Fuͤſſe feil, damit ſie<lb/> uns <hi rendition="#fr">den Tod verkaufte. - Den Unfall</hi> hoch <hi rendition="#fr">ſpreiſ-<lb/> ſen.</hi> - Gerechter Jupiter, der <hi rendition="#fr">das Geringe</hi><lb/> achtet, wie <hi rendition="#fr">das Schwere.</hi> - Die heilige <hi rendition="#fr">Ge-<lb/> rechtigkeit ſchicket</hi> ihr eine Strafe. Der Welt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Trinck-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0079]
des ſechszehnten Jahrhunderts.
„nem Tode ſelbſt ſchuldig. Jch verlange kei-
„nen Schleck, der Schrecken bringt. Schre-
„ken kan keinen fetter machen. Deine Speiſe
„iſt mit Zucker beſprenget, aber auch mit Ge-
„fahr ſehr vermenget. Was der Honig daran
„verſuͤſſet, das verwuͤſtet dann die Gefahr wie-
„der. Mir aber will die Speiſe nicht gefallen,
„wenn die Galle ſchon verhoniget iſt. Jch will
„lieber meine Sparſamkeit und Duͤrftigkeit mit
„Sicherheit, als deinen Ueberfluß mit ſolcher
„Angſt, Sorge, Flucht, und Schrecken.„
Man wird an den Umſtaͤnden dieſer Erzeh-
lung, der Ausbildung derſelben, der Verbin-
dung, der Deutlichkeit, und dem Ausdrucke
nicht viel auszuſetzen wiſſen. Jch habe dem Poe-
ten in meiner proſaiſchen Ueberſetzung nichts ge-
liehen. Man kan es probieren, ob man aus
Hans Sachſens Schriften dergleichen Gedan-
ken und Ausdruͤckungen herausbringen koͤnne,
wenn man ihm gleich ſeine Flickwoͤrter, ſeine ver-
alterten Woͤrter, ſeine Verſetzungen, und der-
gleichen Fehler verzeyhen wollte. Nur bey dem
Ausdrucke allein ſtehen zu bleiben, ſo kennen wir
manchen Neuern, der der Knittelſprache unſers
Fiſcharts lachet, welcher nicht faͤhig waͤre, eine
von folgenden, oder dergleichen Redensarten aus-
zufinden: Boͤſes Blut gießt keine ſchoͤne Farbe
ein. - Dieſe both uns ihre Fuͤſſe feil, damit ſie
uns den Tod verkaufte. - Den Unfall hoch ſpreiſ-
ſen. - Gerechter Jupiter, der das Geringe
achtet, wie das Schwere. - Die heilige Ge-
rechtigkeit ſchicket ihr eine Strafe. Der Welt
Trinck-
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