Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Abhandlung
wo sich das Original von dieser glücklichen Co-
pie findet. Addisson beschreibet im 281sten Bl. des
Zusehers in einem Traume die Anatomie des
Hertzens einer Verbuhlten; daselbst findet sich
diese Stelle:

Es weis ein jeder Anfänger in der Zerglieder-
kunst/ daß das Pericardium oder der Hertzbeu-
tel einen dünnen röthlichen Saft in sich enthält/
der von den Ausdünstungen des Hertzens ent-
stehen soll/ welche sich hier/ indem sie nicht
weiter können, in diese Feuchtigkeit verwandeln.
Als wir nun diesen Saft untersuchten/ so fan-
den wir/ daß er alle die Eigenschaften desje-
nigen Weingeistes an sich hatte, der zu den
Wettergläsern gebraucht wird/ um die Ver-
änderungen des Wetters anzuzeigen.

Jch muß hier einen gewissen Versuch nicht
übergehen/ welchen einer aus der Gesellschaft
uns mit diesem Safte gemacht zu haben ver-
sicherte/ indem er eine grosse Menge desselben
bey dem Hertzen einer vordem zergliederten Buh-
lerinn gefunden hätte. Er versicherte uns/ daß
er ihn noch die Stunde in einer dünnen gläser-
nen Röhre/ welche nach Art eines Wettergla-
ses gemacht wäre, eingeschlossen hätte: Allein
an statt daß er daraus die Veränderungen des
Wetters sehen sollte; so zeigte er ihm nur den
Zustand derer Personen an/ welche in das Zim-
mer träten/ allwo diese Röhre hienge. Er ver-
sicherte zugleich/ daß er bey Herannahung eines
Federhutes/ eines gestickten Kleides/ und eines
Paares Handschuh mit goldenen Fransen merck-
lich stiege: Sobald hingegen eine verzausete Per-

rüke/

Abhandlung
wo ſich das Original von dieſer gluͤcklichen Co-
pie findet. Addiſſon beſchreibet im 281ſten Bl. des
Zuſehers in einem Traume die Anatomie des
Hertzens einer Verbuhlten; daſelbſt findet ſich
dieſe Stelle:

Es weis ein jeder Anfaͤnger in der Zerglieder-
kunſt/ daß das Pericardium oder der Hertzbeu-
tel einen duͤnnen roͤthlichen Saft in ſich enthaͤlt/
der von den Ausduͤnſtungen des Hertzens ent-
ſtehen ſoll/ welche ſich hier/ indem ſie nicht
weiter koͤnnen, in dieſe Feuchtigkeit verwandeln.
Als wir nun dieſen Saft unterſuchten/ ſo fan-
den wir/ daß er alle die Eigenſchaften desje-
nigen Weingeiſtes an ſich hatte, der zu den
Wetterglaͤſern gebraucht wird/ um die Ver-
aͤnderungen des Wetters anzuzeigen.

Jch muß hier einen gewiſſen Verſuch nicht
uͤbergehen/ welchen einer aus der Geſellſchaft
uns mit dieſem Safte gemacht zu haben ver-
ſicherte/ indem er eine groſſe Menge deſſelben
bey dem Hertzen einer vordem zergliederten Buh-
lerinn gefunden haͤtte. Er verſicherte uns/ daß
er ihn noch die Stunde in einer duͤnnen glaͤſer-
nen Roͤhre/ welche nach Art eines Wettergla-
ſes gemacht waͤre, eingeſchloſſen haͤtte: Allein
an ſtatt daß er daraus die Veraͤnderungen des
Wetters ſehen ſollte; ſo zeigte er ihm nur den
Zuſtand derer Perſonen an/ welche in das Zim-
mer traͤten/ allwo dieſe Roͤhre hienge. Er ver-
ſicherte zugleich/ daß er bey Herannahung eines
Federhutes/ eines geſtickten Kleides/ und eines
Paares Handſchuh mit goldenen Franſen merck-
lich ſtiege: Sobald hingegen eine verzauſete Per-

ruͤke/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="88"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abhandlung</hi></fw><lb/>
wo &#x017F;ich das Original von die&#x017F;er glu&#x0364;cklichen Co-<lb/>
pie findet. Addi&#x017F;&#x017F;on be&#x017F;chreibet im 281&#x017F;ten Bl. des<lb/>
Zu&#x017F;ehers in einem Traume die Anatomie des<lb/>
Hertzens einer Verbuhlten; da&#x017F;elb&#x017F;t findet &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;e Stelle:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Es weis ein jeder Anfa&#x0364;nger in der Zerglieder-<lb/>
kun&#x017F;t/ daß das Pericardium oder der Hertzbeu-<lb/>
tel einen du&#x0364;nnen ro&#x0364;thlichen Saft in &#x017F;ich entha&#x0364;lt/<lb/>
der von den Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen des Hertzens ent-<lb/>
&#x017F;tehen &#x017F;oll/ welche &#x017F;ich hier/ indem &#x017F;ie nicht<lb/>
weiter ko&#x0364;nnen, in die&#x017F;e Feuchtigkeit verwandeln.<lb/>
Als wir nun die&#x017F;en Saft unter&#x017F;uchten/ &#x017F;o fan-<lb/>
den wir/ daß er alle die Eigen&#x017F;chaften desje-<lb/>
nigen Weingei&#x017F;tes an &#x017F;ich hatte, der zu den<lb/>
Wettergla&#x0364;&#x017F;ern gebraucht wird/ um die Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen des Wetters anzuzeigen.</hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Jch muß hier einen gewi&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;uch nicht<lb/>
u&#x0364;bergehen/ welchen einer aus der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
uns mit die&#x017F;em Safte gemacht zu haben ver-<lb/>
&#x017F;icherte/ indem er eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
bey dem Hertzen einer vordem zergliederten Buh-<lb/>
lerinn gefunden ha&#x0364;tte. Er ver&#x017F;icherte uns/ daß<lb/>
er ihn noch die Stunde in einer du&#x0364;nnen gla&#x0364;&#x017F;er-<lb/>
nen Ro&#x0364;hre/ welche nach Art eines Wettergla-<lb/>
&#x017F;es gemacht wa&#x0364;re, einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte: Allein<lb/>
an &#x017F;tatt daß er daraus die Vera&#x0364;nderungen des<lb/>
Wetters &#x017F;ehen &#x017F;ollte; &#x017F;o zeigte er ihm nur den<lb/>
Zu&#x017F;tand derer Per&#x017F;onen an/ welche in das Zim-<lb/>
mer tra&#x0364;ten/ allwo die&#x017F;e Ro&#x0364;hre hienge. Er ver-<lb/>
&#x017F;icherte zugleich/ daß er bey Herannahung eines<lb/>
Federhutes/ eines ge&#x017F;tickten Kleides/ und eines<lb/>
Paares Hand&#x017F;chuh mit goldenen Fran&#x017F;en merck-<lb/>
lich &#x017F;tiege: Sobald hingegen eine verzau&#x017F;ete Per-</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;ke/</fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0088] Abhandlung wo ſich das Original von dieſer gluͤcklichen Co- pie findet. Addiſſon beſchreibet im 281ſten Bl. des Zuſehers in einem Traume die Anatomie des Hertzens einer Verbuhlten; daſelbſt findet ſich dieſe Stelle: Es weis ein jeder Anfaͤnger in der Zerglieder- kunſt/ daß das Pericardium oder der Hertzbeu- tel einen duͤnnen roͤthlichen Saft in ſich enthaͤlt/ der von den Ausduͤnſtungen des Hertzens ent- ſtehen ſoll/ welche ſich hier/ indem ſie nicht weiter koͤnnen, in dieſe Feuchtigkeit verwandeln. Als wir nun dieſen Saft unterſuchten/ ſo fan- den wir/ daß er alle die Eigenſchaften desje- nigen Weingeiſtes an ſich hatte, der zu den Wetterglaͤſern gebraucht wird/ um die Ver- aͤnderungen des Wetters anzuzeigen. Jch muß hier einen gewiſſen Verſuch nicht uͤbergehen/ welchen einer aus der Geſellſchaft uns mit dieſem Safte gemacht zu haben ver- ſicherte/ indem er eine groſſe Menge deſſelben bey dem Hertzen einer vordem zergliederten Buh- lerinn gefunden haͤtte. Er verſicherte uns/ daß er ihn noch die Stunde in einer duͤnnen glaͤſer- nen Roͤhre/ welche nach Art eines Wettergla- ſes gemacht waͤre, eingeſchloſſen haͤtte: Allein an ſtatt daß er daraus die Veraͤnderungen des Wetters ſehen ſollte; ſo zeigte er ihm nur den Zuſtand derer Perſonen an/ welche in das Zim- mer traͤten/ allwo dieſe Roͤhre hienge. Er ver- ſicherte zugleich/ daß er bey Herannahung eines Federhutes/ eines geſtickten Kleides/ und eines Paares Handſchuh mit goldenen Franſen merck- lich ſtiege: Sobald hingegen eine verzauſete Per- ruͤke/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung05_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung05_1742/88
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung05_1742/88>, abgerufen am 23.11.2024.