[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.von den deutschen Poeten. war bey einem jungen Printzen Hofmeister ge-wesen, dem zu gefallen er diese Arbeit über sich genommen, und mit historischen und morali- schen Anmerckungen bereichert hat. Er mochte sie nicht vollends zum Stande bringen, (Q) er war noch nicht weit über die Helfte, als er im Kopf verrücket ward. So unvollendet sie ist, wird sie doch von den Deutschen ungemein ge- priesen, und vor ein Meisterstücke angesehen. Jch will eurer Nation ihr Urtheil nicht wieder- sprechen; sondern glauben, daß Neukirch die- ses Lob verdiene, allermassen man hier nicht ge- wohnt ist, bessere Uebersetzungen zu sehen, als die seine ist. Aber ich kan mich nicht enthalten zu sagen, daß des Herrn von Fenelon Werck in dieser Uebersetzung viel verlohren (R), und Hr. ches in diesen Beyträgen eben nicht gar ungewohnt ist,]; denn ob er gleich ein grosser Dichter Deutschlands genennet wird, der aller Hochachtung werth sey, so heißt es doch von seinem deutschen Telemach: "Allein es sind darinnDoch wird er von Hrn. Prof. Gottscheden in eben diesem XXIV. St. auf der 659sten Seite unter die grossen Dichter Deutsch- landes gezehlt. (Q) Hier irret Hr. Mauvillon, und mag ihn wohl zum Theil die Nachricht, welche in dem XIII. St. der Crit. Bey- träge Bl. 123. vorkömmt, betrogen uud verführet haben. Es wird aber dieselbe in dem XXIV. St. Art. II. Bl. 601. widerruffen. (R) Jch kan die Leser desfalls neben dem wenigen, so Hr. E 2
von den deutſchen Poeten. war bey einem jungen Printzen Hofmeiſter ge-weſen, dem zu gefallen er dieſe Arbeit uͤber ſich genommen, und mit hiſtoriſchen und morali- ſchen Anmerckungen bereichert hat. Er mochte ſie nicht vollends zum Stande bringen, (Q) er war noch nicht weit uͤber die Helfte, als er im Kopf verruͤcket ward. So unvollendet ſie iſt, wird ſie doch von den Deutſchen ungemein ge- prieſen, und vor ein Meiſterſtuͤcke angeſehen. Jch will eurer Nation ihr Urtheil nicht wieder- ſprechen; ſondern glauben, daß Neukirch die- ſes Lob verdiene, allermaſſen man hier nicht ge- wohnt iſt, beſſere Ueberſetzungen zu ſehen, als die ſeine iſt. Aber ich kan mich nicht enthalten zu ſagen, daß des Herrn von Fenelon Werck in dieſer Ueberſetzung viel verlohren (R), und Hr. ches in dieſen Beytraͤgen eben nicht gar ungewohnt iſt,]; denn ob er gleich ein groſſer Dichter Deutſchlands genennet wird, der aller Hochachtung werth ſey, ſo heißt es doch von ſeinem deutſchen Telemach: „Allein es ſind darinnDoch wird er von Hrn. Prof. Gottſcheden in eben dieſem XXIV. St. auf der 659ſten Seite unter die groſſen Dichter Deutſch- landes gezehlt. (Q) Hier irret Hr. Mauvillon, und mag ihn wohl zum Theil die Nachricht, welche in dem XIII. St. der Crit. Bey- traͤge Bl. 123. vorkoͤmmt, betrogen uud verfuͤhret haben. Es wird aber dieſelbe in dem XXIV. St. Art. II. Bl. 601. widerruffen. (R) Jch kan die Leſer desfalls neben dem wenigen, ſo Hr. E 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0067" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den deutſchen Poeten.</hi></fw><lb/> war bey einem jungen Printzen Hofmeiſter ge-<lb/> weſen, dem zu gefallen er dieſe Arbeit uͤber ſich<lb/> genommen, und mit hiſtoriſchen und morali-<lb/> ſchen Anmerckungen bereichert hat. Er mochte<lb/> ſie nicht vollends zum Stande bringen, <note place="foot" n="(Q)">Hier irret Hr. Mauvillon, und mag ihn wohl zum<lb/> Theil die Nachricht, welche in dem <hi rendition="#aq">XIII.</hi> St. der <hi rendition="#fr">Crit. Bey-<lb/> traͤge</hi> Bl. 123. vorkoͤmmt, betrogen uud verfuͤhret haben.<lb/> Es wird aber dieſelbe in dem <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> St. Art. <hi rendition="#aq">II.</hi> Bl. 601.<lb/> widerruffen.</note> er<lb/> war noch nicht weit uͤber die Helfte, als er im<lb/> Kopf verruͤcket ward. So unvollendet ſie iſt,<lb/> wird ſie doch von den Deutſchen ungemein ge-<lb/> prieſen, und vor ein Meiſterſtuͤcke angeſehen.<lb/> Jch will eurer Nation ihr Urtheil nicht wieder-<lb/> ſprechen; ſondern glauben, daß Neukirch die-<lb/> ſes Lob verdiene, allermaſſen man hier nicht ge-<lb/> wohnt iſt, beſſere Ueberſetzungen zu ſehen, als<lb/> die ſeine iſt. Aber ich kan mich nicht enthalten<lb/> zu ſagen, daß des Herrn von Fenelon Werck<lb/> in dieſer Ueberſetzung viel verlohren <note xml:id="a027" next="#a027b" place="foot" n="(R)">Jch kan die Leſer desfalls neben dem wenigen, ſo<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hr.</fw></note>, und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Hr.</fw><lb/><note xml:id="a026b" prev="#a026" place="foot">ches in dieſen Beytraͤgen eben nicht gar ungewohnt iſt,]; denn<lb/> ob er gleich ein <hi rendition="#fr">groſſer Dichter Deutſchlands</hi> genennet<lb/> wird, der aller <hi rendition="#fr">Hochachtung werth ſey,</hi> ſo heißt es doch<lb/> von ſeinem deutſchen Telemach: <cit><quote>„Allein es ſind darinn<lb/> „ſo viel matte Ausdruͤcke, langgedehnte Perioden, und<lb/> „ſolche Unrichtigkeiten im Sylbenmaaſſe, daß wir mit<lb/> „Recht wuͤnſchen koͤnnen, <hi rendition="#fr">daß Neukirch die Arbeit 20.<lb/> „Jahre eher angefangen haben moͤchte.„</hi></quote></cit> Doch wird<lb/> er von Hrn. Prof. Gottſcheden in eben dieſem <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> St.<lb/> auf der 659ſten Seite unter die groſſen Dichter Deutſch-<lb/> landes gezehlt.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0067]
von den deutſchen Poeten.
war bey einem jungen Printzen Hofmeiſter ge-
weſen, dem zu gefallen er dieſe Arbeit uͤber ſich
genommen, und mit hiſtoriſchen und morali-
ſchen Anmerckungen bereichert hat. Er mochte
ſie nicht vollends zum Stande bringen, (Q) er
war noch nicht weit uͤber die Helfte, als er im
Kopf verruͤcket ward. So unvollendet ſie iſt,
wird ſie doch von den Deutſchen ungemein ge-
prieſen, und vor ein Meiſterſtuͤcke angeſehen.
Jch will eurer Nation ihr Urtheil nicht wieder-
ſprechen; ſondern glauben, daß Neukirch die-
ſes Lob verdiene, allermaſſen man hier nicht ge-
wohnt iſt, beſſere Ueberſetzungen zu ſehen, als
die ſeine iſt. Aber ich kan mich nicht enthalten
zu ſagen, daß des Herrn von Fenelon Werck
in dieſer Ueberſetzung viel verlohren (R), und
Hr.
(Q) Hier irret Hr. Mauvillon, und mag ihn wohl zum
Theil die Nachricht, welche in dem XIII. St. der Crit. Bey-
traͤge Bl. 123. vorkoͤmmt, betrogen uud verfuͤhret haben.
Es wird aber dieſelbe in dem XXIV. St. Art. II. Bl. 601.
widerruffen.
(R) Jch kan die Leſer desfalls neben dem wenigen, ſo
Hr.
ches in dieſen Beytraͤgen eben nicht gar ungewohnt iſt,]; denn
ob er gleich ein groſſer Dichter Deutſchlands genennet
wird, der aller Hochachtung werth ſey, ſo heißt es doch
von ſeinem deutſchen Telemach: „Allein es ſind darinn
„ſo viel matte Ausdruͤcke, langgedehnte Perioden, und
„ſolche Unrichtigkeiten im Sylbenmaaſſe, daß wir mit
„Recht wuͤnſchen koͤnnen, daß Neukirch die Arbeit 20.
„Jahre eher angefangen haben moͤchte.„ Doch wird
er von Hrn. Prof. Gottſcheden in eben dieſem XXIV. St.
auf der 659ſten Seite unter die groſſen Dichter Deutſch-
landes gezehlt.
E 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |