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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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Echo
denen ich meinen Helden anpreisen will, in der
Person nicht irren können. Sonst würde ich wi-
der meine Absicht handeln.
3. Ein Geschlechtesnahme kan kennbar seyn,
wenn er schon nicht vollständig mit allen Buchsta-
ben ausgedrückt wird.
4. Die selbstlautenden Buchstaben, ob sie gleich
die Seele eines Nahmens sind, sind für sich allein
nicht zureichend, eine Person so kennbar zu machen
daß man sie von andern unterscheiden kan: Zumah-
len da die deutschen Geschlechtesnahmen mehr Cör-
per als Seele haben, und die Seele tief in dem
Cörper vergraben liegt. Wer wurde z. E. er-
rathen können, daß dieses **i**e*, *o*****e*,
Triller, und Gottsched, bezeichnen sollte?
5. Der erste u. letzte Buchstabe eines Geschlechts-
nahmens sind kaum einem Nahmen so eigen, daß
sie nicht auch andern zukommen: Folglich sind sie
nicht von aller Zweydeutigkeit frey. Man neh-
me z. E. den Nahmen meines Helden T*****r.
6. Gleichwie eine Erklärung, die solche Eigen-
schaften entdecket, deren jede absonderlich genom-
men auch wol andern Dingen zukömmt, dennoch
gut und zulänglich seyn kan, eine Sache von allen
andern zu unterscheiden, woferne nur diese gemein-
samen Eigenschaften alle zusammen genommen
keiner andern als der erklärten Sache zukommen:
Also ist der Ausdruck eines Geschlechtesnahmens
schon kennbar genug, und frey von aller Zwey-
deutigkeit, wenn er so viel Buchstaben ausdrücket,
die zusammen genommen nur diesem Geschlechtes-
nahmen gantz eigen sind.
7. Die
Echo
denen ich meinen Helden anpreiſen will, in der
Perſon nicht irren koͤnnen. Sonſt wuͤrde ich wi-
der meine Abſicht handeln.
3. Ein Geſchlechtesnahme kan kennbar ſeyn,
wenn er ſchon nicht vollſtaͤndig mit allen Buchſta-
ben ausgedruͤckt wird.
4. Die ſelbſtlautenden Buchſtaben, ob ſie gleich
die Seele eines Nahmens ſind, ſind fuͤr ſich allein
nicht zureichend, eine Perſon ſo kennbar zu machen
daß man ſie von andern unterſcheiden kan: Zumah-
len da die deutſchen Geſchlechtesnahmen mehr Coͤr-
per als Seele haben, und die Seele tief in dem
Coͤrper vergraben liegt. Wer wurde z. E. er-
rathen koͤnnen, daß dieſes **i**e*, *o*****e*,
Triller, und Gottſched, bezeichnen ſollte?
5. Der erſte u. letzte Buchſtabe eines Geſchlechts-
nahmens ſind kaum einem Nahmen ſo eigen, daß
ſie nicht auch andern zukommen: Folglich ſind ſie
nicht von aller Zweydeutigkeit frey. Man neh-
me z. E. den Nahmen meines Helden T*****r.
6. Gleichwie eine Erklaͤrung, die ſolche Eigen-
ſchaften entdecket, deren jede abſonderlich genom-
men auch wol andern Dingen zukoͤmmt, dennoch
gut und zulaͤnglich ſeyn kan, eine Sache von allen
andern zu unterſcheiden, woferne nur dieſe gemein-
ſamen Eigenſchaften alle zuſammen genommen
keiner andern als der erklaͤrten Sache zukommen:
Alſo iſt der Ausdruck eines Geſchlechtesnahmens
ſchon kennbar genug, und frey von aller Zwey-
deutigkeit, wenn er ſo viel Buchſtaben ausdruͤcket,
die zuſammen genommen nur dieſem Geſchlechtes-
nahmen gantz eigen ſind.
7. Die
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[54/0056] Echo denen ich meinen Helden anpreiſen will, in der Perſon nicht irren koͤnnen. Sonſt wuͤrde ich wi- der meine Abſicht handeln. 3. Ein Geſchlechtesnahme kan kennbar ſeyn, wenn er ſchon nicht vollſtaͤndig mit allen Buchſta- ben ausgedruͤckt wird. 4. Die ſelbſtlautenden Buchſtaben, ob ſie gleich die Seele eines Nahmens ſind, ſind fuͤr ſich allein nicht zureichend, eine Perſon ſo kennbar zu machen daß man ſie von andern unterſcheiden kan: Zumah- len da die deutſchen Geſchlechtesnahmen mehr Coͤr- per als Seele haben, und die Seele tief in dem Coͤrper vergraben liegt. Wer wurde z. E. er- rathen koͤnnen, daß dieſes **i**e*, *o*****e*, Triller, und Gottſched, bezeichnen ſollte? 5. Der erſte u. letzte Buchſtabe eines Geſchlechts- nahmens ſind kaum einem Nahmen ſo eigen, daß ſie nicht auch andern zukommen: Folglich ſind ſie nicht von aller Zweydeutigkeit frey. Man neh- me z. E. den Nahmen meines Helden T*****r. 6. Gleichwie eine Erklaͤrung, die ſolche Eigen- ſchaften entdecket, deren jede abſonderlich genom- men auch wol andern Dingen zukoͤmmt, dennoch gut und zulaͤnglich ſeyn kan, eine Sache von allen andern zu unterſcheiden, woferne nur dieſe gemein- ſamen Eigenſchaften alle zuſammen genommen keiner andern als der erklaͤrten Sache zukommen: Alſo iſt der Ausdruck eines Geſchlechtesnahmens ſchon kennbar genug, und frey von aller Zwey- deutigkeit, wenn er ſo viel Buchſtaben ausdruͤcket, die zuſammen genommen nur dieſem Geſchlechtes- nahmen gantz eigen ſind. 7. Die

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/56>, abgerufen am 02.05.2024.