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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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des deutschen Witzes.
schneiden und unter die Banke zu werffen. Allein
so gut diese dem Trillerischen Nahmen zu Dienste
vorgenommene Operation immer gemeint war; so
fanden sich doch gleich einige mitleidige Seelen, die
es nicht wol vertragen konnten, daß eine so hand-
feste und kernhafte Schutzschrift unter dem Ti-
sche, und in der Vergessenheit begraben liegen, soll-
te; sie zogen also dieselbe voll Mitleidens aus
dem Staube hervor, und wurden räthig, diesen
gestümmelten Hintertheil der trillerischen Schutz-
vorrede durch Abschriften zu vervielfältigen, da-
mit er durch vertraute Freunde in geheim allen
geliebten Glaubensbrüdern in Midas aller Or-
ten in der Zerstreuung mögte in die Hände ge-
spielt, und also unvermerkt durch das gantze römi-
sche Reich ausgebreitet werden. Gleichwie aber
die klügsten Erfindungen und Rathschlage nicht
immer den glüklichsten Ausgang finden; so hatte
auch hier eine von diesen Abschriften, die allzu
ungestüm herumgeboten wurden, das Unglück,
des rechten Weges zu verfehlen, und durch ei-
nen Zufall dem schweitzerischen Kunstrichter, dem
sie allein hätte verborgen bleiben sollen, in die
Hände zu gerathen.

Zu diesen Anstalten, wodurch man den kühnen
Schweitzer, wegen des Verbrechens der beleidig-
ten trillerischen Majestät, zu einer rechten Reue
und Zerknirschung zu bringen suchte, kam noch, daß
man einen hamburgischen Zeitungsschreiber gemie-
tet, der dem Schweitzer zu Trotz dieses neue tril-
lerische Fabelbuch als ein Meisterstück des deut-
schen Witzes anpreisen, und den Abgang des un-

terdrük-
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des deutſchen Witzes.
ſchneiden und unter die Banke zu werffen. Allein
ſo gut dieſe dem Trilleriſchen Nahmen zu Dienſte
vorgenommene Operation immer gemeint war; ſo
fanden ſich doch gleich einige mitleidige Seelen, die
es nicht wol vertragen konnten, daß eine ſo hand-
feſte und kernhafte Schutzſchrift unter dem Ti-
ſche, und in der Vergeſſenheit begraben liegen, ſoll-
te; ſie zogen alſo dieſelbe voll Mitleidens aus
dem Staube hervor, und wurden raͤthig, dieſen
geſtuͤmmelten Hintertheil der trilleriſchen Schutz-
vorrede durch Abſchriften zu vervielfaͤltigen, da-
mit er durch vertraute Freunde in geheim allen
geliebten Glaubensbruͤdern in Midas aller Or-
ten in der Zerſtreuung moͤgte in die Haͤnde ge-
ſpielt, und alſo unvermerkt durch das gantze roͤmi-
ſche Reich ausgebreitet werden. Gleichwie aber
die kluͤgſten Erfindungen und Rathſchlage nicht
immer den gluͤklichſten Ausgang finden; ſo hatte
auch hier eine von dieſen Abſchriften, die allzu
ungeſtuͤm herumgeboten wurden, das Ungluͤck,
des rechten Weges zu verfehlen, und durch ei-
nen Zufall dem ſchweitzeriſchen Kunſtrichter, dem
ſie allein haͤtte verborgen bleiben ſollen, in die
Haͤnde zu gerathen.

Zu dieſen Anſtalten, wodurch man den kuͤhnen
Schweitzer, wegen des Verbrechens der beleidig-
ten trilleriſchen Majeſtaͤt, zu einer rechten Reue
und Zerknirſchung zu bringen ſuchte, kam noch, daß
man einen hamburgiſchen Zeitungsſchreiber gemie-
tet, der dem Schweitzer zu Trotz dieſes neue tril-
leriſche Fabelbuch als ein Meiſterſtuͤck des deut-
ſchen Witzes anpreiſen, und den Abgang des un-

terdruͤk-
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[25/0027] des deutſchen Witzes. ſchneiden und unter die Banke zu werffen. Allein ſo gut dieſe dem Trilleriſchen Nahmen zu Dienſte vorgenommene Operation immer gemeint war; ſo fanden ſich doch gleich einige mitleidige Seelen, die es nicht wol vertragen konnten, daß eine ſo hand- feſte und kernhafte Schutzſchrift unter dem Ti- ſche, und in der Vergeſſenheit begraben liegen, ſoll- te; ſie zogen alſo dieſelbe voll Mitleidens aus dem Staube hervor, und wurden raͤthig, dieſen geſtuͤmmelten Hintertheil der trilleriſchen Schutz- vorrede durch Abſchriften zu vervielfaͤltigen, da- mit er durch vertraute Freunde in geheim allen geliebten Glaubensbruͤdern in Midas aller Or- ten in der Zerſtreuung moͤgte in die Haͤnde ge- ſpielt, und alſo unvermerkt durch das gantze roͤmi- ſche Reich ausgebreitet werden. Gleichwie aber die kluͤgſten Erfindungen und Rathſchlage nicht immer den gluͤklichſten Ausgang finden; ſo hatte auch hier eine von dieſen Abſchriften, die allzu ungeſtuͤm herumgeboten wurden, das Ungluͤck, des rechten Weges zu verfehlen, und durch ei- nen Zufall dem ſchweitzeriſchen Kunſtrichter, dem ſie allein haͤtte verborgen bleiben ſollen, in die Haͤnde zu gerathen. Zu dieſen Anſtalten, wodurch man den kuͤhnen Schweitzer, wegen des Verbrechens der beleidig- ten trilleriſchen Majeſtaͤt, zu einer rechten Reue und Zerknirſchung zu bringen ſuchte, kam noch, daß man einen hamburgiſchen Zeitungsſchreiber gemie- tet, der dem Schweitzer zu Trotz dieſes neue tril- leriſche Fabelbuch als ein Meiſterſtuͤck des deut- ſchen Witzes anpreiſen, und den Abgang des un- terdruͤk- B 5

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/27>, abgerufen am 24.11.2024.