[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.Von der possenhaften Schreibart. als eben ich/ der alle diese Vortheile vorherobesessen, derselben aber durch schwere Unglücks- Fälle leider plötzlich bin beraubet worden. Jeder gescheide Leser wird erwarten, daß die fol- gende Erzehlung des Kauffmanns von dem Ver- falle seiner Handlung und ihrem dießmahligen elenden Zustande das Mitleiden bey ihm erwecke, aber er wird mit Bestürtzung sehen, daß sie ihn viel- mehr zum Lachen beweget. Jch will nur die Un- terschrift melden: Jch hoffe Eu. Gnaden wer- den mich mit einer tröstlichen Antwort erfreuen/ dafür ich lebenslang zu verharren gedencke Eu. Hochadelichen Gestrengen Herrlichkeiten/ Deh- und Wehmuths-voller Diener/ Matz Scham- roth/ Senior. Daß dieses meines Hrn. Groß- vaters Unterschrift sey/ und der Brief von mir concipirt und geschrieben worden/ auch alles/ was darinn befindlich, sich würcklich also verhalte; solches attestire hiermit in fidem requisitus Ego MATTHIAS CHAMMAROTIUS, Jun. Matthiae ex filio Nepos, J. V. C. &c. Notari- andus. Und endlich, was will dieser gantze Vor- trag sagen, als, die Verschwendung sey die Ursa- che, daß viele Kauffleute unglücklich werden. Aber auch die folgenden Stücke schickten sich bes- ser in einen lustigen Redner, oder in eine Samm- lung possierlicher Schwäncke. N. 9. und 16. wer- den abentheurliche Erzehlungen von einem alberen Baccalaureus, und seinem Buche gemachet; des- sen Titel lautet: Ochippologia exetastico eristica: Das ist: Tiefgeholte Widerlegung der vor- nehmsten Einwürffe wider die so ansehnliche als nützliche Mode/ mit Kutschen und Pfer- den [Crit. Samml. III. St.] C
Von der poſſenhaften Schreibart. als eben ich/ der alle dieſe Vortheile vorherobeſeſſen, derſelben aber durch ſchwere Ungluͤcks- Faͤlle leider ploͤtzlich bin beraubet worden. Jeder geſcheide Leſer wird erwarten, daß die fol- gende Erzehlung des Kauffmanns von dem Ver- falle ſeiner Handlung und ihrem dießmahligen elenden Zuſtande das Mitleiden bey ihm erwecke, aber er wird mit Beſtuͤrtzung ſehen, daß ſie ihn viel- mehr zum Lachen beweget. Jch will nur die Un- terſchrift melden: Jch hoffe Eu. Gnaden wer- den mich mit einer troͤſtlichen Antwort erfreuen/ dafuͤr ich lebenslang zu verharren gedencke Eu. Hochadelichen Geſtrengen Herrlichkeiten/ Deh- und Wehmuths-voller Diener/ Matz Scham- roth/ Senior. Daß dieſes meines Hrn. Groß- vaters Unterſchrift ſey/ und der Brief von mir concipirt und geſchrieben worden/ auch alles/ was darinn befindlich, ſich wuͤrcklich alſo verhalte; ſolches atteſtire hiermit in fidem requiſitus Ego MATTHIAS CHAMMAROTIUS, Jun. Matthiæ ex filio Nepos, J. V. C. &c. Notari- andus. Und endlich, was will dieſer gantze Vor- trag ſagen, als, die Verſchwendung ſey die Urſa- che, daß viele Kauffleute ungluͤcklich werden. Aber auch die folgenden Stuͤcke ſchickten ſich beſ- ſer in einen luſtigen Redner, oder in eine Samm- lung poſſierlicher Schwaͤncke. N. 9. und 16. wer- den abentheurliche Erzehlungen von einem alberen Baccalaureus, und ſeinem Buche gemachet; deſ- ſen Titel lautet: Ochippologia exetaſtico eriſtica: Das iſt: Tiefgeholte Widerlegung der vor- nehmſten Einwuͤrffe wider die ſo anſehnliche als nuͤtzliche Mode/ mit Kutſchen und Pfer- den [Crit. Sam̃l. III. St.] C
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Faͤlle leider ploͤtzlich bin beraubet worden.
Jeder geſcheide Leſer wird erwarten, daß die fol-
gende Erzehlung des Kauffmanns von dem Ver-
falle ſeiner Handlung und ihrem dießmahligen
elenden Zuſtande das Mitleiden bey ihm erwecke, aber
er wird mit Beſtuͤrtzung ſehen, daß ſie ihn viel-
mehr zum Lachen beweget. Jch will nur die Un-
terſchrift melden: Jch hoffe Eu. Gnaden wer-
den mich mit einer troͤſtlichen Antwort erfreuen/
dafuͤr ich lebenslang zu verharren gedencke Eu.
Hochadelichen Geſtrengen Herrlichkeiten/ Deh-
und Wehmuths-voller Diener/ Matz Scham-
roth/ Senior. Daß dieſes meines Hrn. Groß-
vaters Unterſchrift ſey/ und der Brief von
mir concipirt und geſchrieben worden/ auch
alles/ was darinn befindlich, ſich wuͤrcklich
alſo verhalte; ſolches atteſtire hiermit in fidem
requiſitus Ego MATTHIAS CHAMMAROTIUS,
Jun. Matthiæ ex filio Nepos, J. V. C. &c. Notari-
andus. Und endlich, was will dieſer gantze Vor-
trag ſagen, als, die Verſchwendung ſey die Urſa-
che, daß viele Kauffleute ungluͤcklich werden.
Aber auch die folgenden Stuͤcke ſchickten ſich beſ-
ſer in einen luſtigen Redner, oder in eine Samm-
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den abentheurliche Erzehlungen von einem alberen
Baccalaureus, und ſeinem Buche gemachet; deſ-
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nehmſten Einwuͤrffe wider die ſo anſehnliche
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