[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.Das Complot von seinem Winseln, nahm Theil daran, undfragte ihn um die Ursache desselben. Du warest sonst nicht gewohnt, sagte sie, dich Er gab ihr mit einem sanstfliessenden Seuf- Freylich schrieb ich bisdahin mit aller Gemäch- con Der geneigte Leser mag urtheilen, ob das Gleichniß in gegenwärtigem Lichte nicht ungleich bequemer sey, als in der nachgeahmten Stelle. (F) Man hat bisher aüsserlich an den Versen ge-
puzt, die Abmessung der Sylben richtiger; die Reimen reiner; die Sätze klingender; und das ganze Gedichte fliessender gemacht. Auf die Gedanken und deren Rich- tigkeit hatte niemand gesehen. Hr. M. Schwabe in der Zuschrift vom Bathos. Das Complot von ſeinem Winſeln, nahm Theil daran, undfragte ihn um die Urſache deſſelben. Du wareſt ſonſt nicht gewohnt, ſagte ſie, dich Er gab ihr mit einem ſanſtflieſſenden Seuf- Freylich ſchrieb ich bisdahin mit aller Gemaͤch- con Der geneigte Leſer mag urtheilen, ob das Gleichniß in gegenwaͤrtigem Lichte nicht ungleich bequemer ſey, als in der nachgeahmten Stelle. (F) Man hat bisher auͤſſerlich an den Verſen ge-
puzt, die Abmeſſung der Sylben richtiger; die Reimen reiner; die Saͤtze klingender; und das ganze Gedichte flieſſender gemacht. Auf die Gedanken und deren Rich- tigkeit hatte niemand geſehen. Hr. M. Schwabe in der Zuſchrift vom Bathos. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Complot</hi></fw><lb/> von ſeinem Winſeln, nahm Theil daran, und<lb/> fragte ihn um die Urſache deſſelben.</p><lb/> <p>Du wareſt ſonſt nicht gewohnt, ſagte ſie, dich<lb/> lange mit Nachſinnen zu plagen, woher du neue<lb/> Gedanken zu einem Gedichte nehmen, oder in was<lb/> vor Bilder du dieſelben einkleiden, und wie du ſie<lb/> in ein zuſammenhangendes Gewebe ordnen woll-<lb/> teſt. Die Verſe kamen dir ohne eine muͤhſa-<lb/> me Ueberlegung, du durfteſt nicht warten, daß<lb/> eine von den neun Muſen ſie dir zu Ohren braͤch-<lb/> te. Es muß ein auſſerordenliches Begegniß ſeyn,<lb/> was Gedanken bey dir verurſachen kan.</p><lb/> <p>Er gab ihr mit einem ſanſtflieſſenden Seuf-<lb/> zer zur Antwort.</p><lb/> <p>Freylich ſchrieb ich bisdahin mit aller Gemaͤch-<lb/> lichkeit. Die Einfaͤlle kamen mir ohne daß ich<lb/> ſie ſuchte, ohne daß ich ſelbſt wußte, wie ſie ka-<lb/> men, und woher ſie entſtunden, oder warum ſie<lb/> da waren, ich fand ſie insgemeine am Schluß-<lb/> worte der Zeilen. Die Worte paareten ſich mit<lb/> dem erſten Gedanken, den ſie erhaſchen konnten.<lb/> Alle Arbeit beſtuhnd in dem Sylbenmaaſſe, dem<lb/> Abſchnitte, und den Reimen<note place="foot" n="(F)">Man hat bisher auͤſſerlich an den Verſen ge-<lb/> puzt, die Abmeſſung der Sylben richtiger; die Reimen<lb/> reiner; die Saͤtze klingender; und das ganze Gedichte<lb/> flieſſender gemacht. Auf die Gedanken und deren Rich-<lb/> tigkeit hatte niemand geſehen. Hr. M. Schwabe in<lb/> der Zuſchrift vom Bathos.</note>; und dieſe<lb/> war noch mit Arbeitſamkeit und Hamans Lexi-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">con</fw><lb/><note xml:id="f08" prev="#f07" place="foot" n="(E)">Der geneigte Leſer mag urtheilen, ob das Gleichniß in<lb/> gegenwaͤrtigem Lichte nicht ungleich bequemer ſey, als<lb/> in der nachgeahmten Stelle.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0170]
Das Complot
von ſeinem Winſeln, nahm Theil daran, und
fragte ihn um die Urſache deſſelben.
Du wareſt ſonſt nicht gewohnt, ſagte ſie, dich
lange mit Nachſinnen zu plagen, woher du neue
Gedanken zu einem Gedichte nehmen, oder in was
vor Bilder du dieſelben einkleiden, und wie du ſie
in ein zuſammenhangendes Gewebe ordnen woll-
teſt. Die Verſe kamen dir ohne eine muͤhſa-
me Ueberlegung, du durfteſt nicht warten, daß
eine von den neun Muſen ſie dir zu Ohren braͤch-
te. Es muß ein auſſerordenliches Begegniß ſeyn,
was Gedanken bey dir verurſachen kan.
Er gab ihr mit einem ſanſtflieſſenden Seuf-
zer zur Antwort.
Freylich ſchrieb ich bisdahin mit aller Gemaͤch-
lichkeit. Die Einfaͤlle kamen mir ohne daß ich
ſie ſuchte, ohne daß ich ſelbſt wußte, wie ſie ka-
men, und woher ſie entſtunden, oder warum ſie
da waren, ich fand ſie insgemeine am Schluß-
worte der Zeilen. Die Worte paareten ſich mit
dem erſten Gedanken, den ſie erhaſchen konnten.
Alle Arbeit beſtuhnd in dem Sylbenmaaſſe, dem
Abſchnitte, und den Reimen (F); und dieſe
war noch mit Arbeitſamkeit und Hamans Lexi-
con
(E)
(F) Man hat bisher auͤſſerlich an den Verſen ge-
puzt, die Abmeſſung der Sylben richtiger; die Reimen
reiner; die Saͤtze klingender; und das ganze Gedichte
flieſſender gemacht. Auf die Gedanken und deren Rich-
tigkeit hatte niemand geſehen. Hr. M. Schwabe in
der Zuſchrift vom Bathos.
(E) Der geneigte Leſer mag urtheilen, ob das Gleichniß in
gegenwaͤrtigem Lichte nicht ungleich bequemer ſey, als
in der nachgeahmten Stelle.
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