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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

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Nachrichten von dem Ursprunge
"dencklichen, Welschland mit seiner scharfsinni-
"gen, Franckreich mit seiner lieblichen Feder
"nicht mehr überlegen ist. Denn Opitz that es
"den Alten und Ausländern nach, unser Herr
"von Hoffmannswaldau aber zuvor."

Und in
dem Gedichte an den von Logau hat er dieses Lob
noch weiter getrieben:

- - - Denn Opitz ist zwar werth,
Den ersten Lorbeerkrantz in Deutschland zu erlangen,
Er hat mit solchem Ruhm das Hauptwerck angefangen,
Daß keiner nach der Zeit ihm ist geflogen für,
Als Hofmannswaldaus Geist, der Oder höchste Zier;
Der deutsche Pindarus, dem keiner nach wird kommen.

Wir müssen uns über dieses ausschweifende Lob
nicht verwundern, weil Lohenstein wahrhaftig sich
selbst in Hoffmannswaldau gepriesen hat. Jhm
hat hernach gantz Deutschland dieses Urtheil nach-
gesagt, und nicht leiden wollen, daß jemand sol-
ches grosse Lob mit Hoffmannswaldau theilete,
als nur eben der von Lohenstein selbst. Also ward
Opitz von ihnen hinuntergesezet.

Neukirch, der für den Erben der Lohensteini-
schen Feder gepriesen worden, hat sein Urtheil da-
von mit diesen Worten gegeben:

"Wir wenden
"uns zu dem vortrefflichen Herrn von Lohenstein,
"dessen Nahme bereits so weit erschollen, daß er
"unsre Ausblasung nicht mehr vonnöthen hat.
"Alle seine Gedancken sind scharfsinnig, seine Aus-
"bildungen zierlich, und wenn ich die Wahrheit sa-
"gen soll, so findet man in diesem einzigen fast alles
"beysammen, was sich in denen andern nur ein-
"zeln zeiget. Denn er hat nicht allein von Opi-
"zen
Nachrichten von dem Urſprunge
„dencklichen, Welſchland mit ſeiner ſcharfſinni-
„gen, Franckreich mit ſeiner lieblichen Feder
„nicht mehr uͤberlegen iſt. Denn Opitz that es
„den Alten und Auslaͤndern nach, unſer Herr
„von Hoffmannswaldau aber zuvor.„

Und in
dem Gedichte an den von Logau hat er dieſes Lob
noch weiter getrieben:

‒ ‒ ‒ Denn Opitz iſt zwar werth,
Den erſten Lorbeerkrantz in Deutſchland zu erlangen,
Er hat mit ſolchem Ruhm das Hauptwerck angefangen,
Daß keiner nach der Zeit ihm iſt geflogen fuͤr,
Als Hofmannswaldaus Geiſt, der Oder hoͤchſte Zier;
Der deutſche Pindarus, dem keiner nach wird kommen.

Wir muͤſſen uns uͤber dieſes ausſchweifende Lob
nicht verwundern, weil Lohenſtein wahrhaftig ſich
ſelbſt in Hoffmannswaldau geprieſen hat. Jhm
hat hernach gantz Deutſchland dieſes Urtheil nach-
geſagt, und nicht leiden wollen, daß jemand ſol-
ches groſſe Lob mit Hoffmannswaldau theilete,
als nur eben der von Lohenſtein ſelbſt. Alſo ward
Opitz von ihnen hinuntergeſezet.

Neukirch, der fuͤr den Erben der Lohenſteini-
ſchen Feder geprieſen worden, hat ſein Urtheil da-
von mit dieſen Worten gegeben:

„Wir wenden
„uns zu dem vortrefflichen Herrn von Lohenſtein,
„deſſen Nahme bereits ſo weit erſchollen, daß er
„unſre Ausblaſung nicht mehr vonnoͤthen hat.
„Alle ſeine Gedancken ſind ſcharfſinnig, ſeine Aus-
„bildungen zierlich, und wenn ich die Wahrheit ſa-
„gen ſoll, ſo findet man in dieſem einzigen faſt alles
„beyſammen, was ſich in denen andern nur ein-
„zeln zeiget. Denn er hat nicht allein von Opi-
„zen
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[92/0094] Nachrichten von dem Urſprunge „dencklichen, Welſchland mit ſeiner ſcharfſinni- „gen, Franckreich mit ſeiner lieblichen Feder „nicht mehr uͤberlegen iſt. Denn Opitz that es „den Alten und Auslaͤndern nach, unſer Herr „von Hoffmannswaldau aber zuvor.„ Und in dem Gedichte an den von Logau hat er dieſes Lob noch weiter getrieben: ‒ ‒ ‒ Denn Opitz iſt zwar werth, Den erſten Lorbeerkrantz in Deutſchland zu erlangen, Er hat mit ſolchem Ruhm das Hauptwerck angefangen, Daß keiner nach der Zeit ihm iſt geflogen fuͤr, Als Hofmannswaldaus Geiſt, der Oder hoͤchſte Zier; Der deutſche Pindarus, dem keiner nach wird kommen. Wir muͤſſen uns uͤber dieſes ausſchweifende Lob nicht verwundern, weil Lohenſtein wahrhaftig ſich ſelbſt in Hoffmannswaldau geprieſen hat. Jhm hat hernach gantz Deutſchland dieſes Urtheil nach- geſagt, und nicht leiden wollen, daß jemand ſol- ches groſſe Lob mit Hoffmannswaldau theilete, als nur eben der von Lohenſtein ſelbſt. Alſo ward Opitz von ihnen hinuntergeſezet. Neukirch, der fuͤr den Erben der Lohenſteini- ſchen Feder geprieſen worden, hat ſein Urtheil da- von mit dieſen Worten gegeben: „Wir wenden „uns zu dem vortrefflichen Herrn von Lohenſtein, „deſſen Nahme bereits ſo weit erſchollen, daß er „unſre Ausblaſung nicht mehr vonnoͤthen hat. „Alle ſeine Gedancken ſind ſcharfſinnig, ſeine Aus- „bildungen zierlich, und wenn ich die Wahrheit ſa- „gen ſoll, ſo findet man in dieſem einzigen faſt alles „beyſammen, was ſich in denen andern nur ein- „zeln zeiget. Denn er hat nicht allein von Opi- „zen

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/94>, abgerufen am 03.05.2024.