"das Deutliche mit dem Gründlichen verbunden. "Jn Deutschland war er der Anfang solcher "wöchentlichen Blätter, dergleichen man in Eng- "land bereits vorher an dem Spectator und Guar- "dian gehabt."
Das Lob, das er dem Patrio- ten mittheilt, ist an sich so ungläublich für gewisse Leute, daß er es nicht nöthig gehabt hatte, durch den offenbahren Parachronismus verdächtig zu machen, daß der Patriot in Deutschland die er- ste Schrift nach dem Muster des Zusehers gewesen.
Die Schweitzer hatten ihre Anmerckungen über den Patrioten unter dem Titel der Anklage des verderbten Geschmackes einem Verleger in Leipzig überlassen, wo aber der Druck derselben nicht er- laubet ward.
Diese Schrift war nach sichern Nachrichten einem gewissen vornehmen Professor zur gewöhn- lichen Censur übergeben worden, die Erlaubniß zum Drucke zu erhalten; die er doch, eben wie vorher schon ein anderer Censor abgeschlagen; theils weil er einige Personalien darinnen befürchtet, und die Wahrheit zu bekennen, das gantze Ding nicht verstuhnd, theils weil der Verleger den Verfas- ser nicht nennen wollen. Es währete eine lange Zeit, und kostete die Verfasser viele Mühe diese Schrift wieder zur Stelle zu bringen. Also ward sie erst im Jahr 1727. von ihnen selbst in Zürich zum Drucke befödert. Einige Stellen, die ih- ren Leipzigischen Freunden zu hart oder nicht gründ- lich genug geschienen hatten, wurden gemiltert, oder sonst verändert. Unterdessen hatten sie ihr critisches Unterfangen weiter fortgesetzet, und eine
dogmati-
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der Critik bey den Deutſchen.
„das Deutliche mit dem Gruͤndlichen verbunden. „Jn Deutſchland war er der Anfang ſolcher „woͤchentlichen Blaͤtter, dergleichen man in Eng- „land bereits vorher an dem Spectator und Guar- „dian gehabt.„
Das Lob, das er dem Patrio- ten mittheilt, iſt an ſich ſo unglaͤublich fuͤr gewiſſe Leute, daß er es nicht noͤthig gehabt hatte, durch den offenbahren Parachroniſmus verdaͤchtig zu machen, daß der Patriot in Deutſchland die er- ſte Schrift nach dem Muſter des Zuſehers geweſen.
Die Schweitzer hatten ihre Anmerckungen uͤber den Patrioten unter dem Titel der Anklage des verderbten Geſchmackes einem Verleger in Leipzig uͤberlaſſen, wo aber der Druck derſelben nicht er- laubet ward.
Dieſe Schrift war nach ſichern Nachrichten einem gewiſſen vornehmen Profeſſor zur gewoͤhn- lichen Cenſur uͤbergeben worden, die Erlaubniß zum Drucke zu erhalten; die er doch, eben wie vorher ſchon ein anderer Cenſor abgeſchlagen; theils weil er einige Perſonalien darinnen befuͤrchtet, und die Wahrheit zu bekennen, das gantze Ding nicht verſtuhnd, theils weil der Verleger den Verfaſ- ſer nicht nennen wollen. Es waͤhrete eine lange Zeit, und koſtete die Verfaſſer viele Muͤhe dieſe Schrift wieder zur Stelle zu bringen. Alſo ward ſie erſt im Jahr 1727. von ihnen ſelbſt in Zuͤrich zum Drucke befoͤdert. Einige Stellen, die ih- ren Leipzigiſchen Freunden zu hart oder nicht gruͤnd- lich genug geſchienen hatten, wurden gemiltert, oder ſonſt veraͤndert. Unterdeſſen hatten ſie ihr critiſches Unterfangen weiter fortgeſetzet, und eine
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der Critik bey den Deutſchen.
„das Deutliche mit dem Gruͤndlichen verbunden.
„Jn Deutſchland war er der Anfang ſolcher
„woͤchentlichen Blaͤtter, dergleichen man in Eng-
„land bereits vorher an dem Spectator und Guar-
„dian gehabt.„
Das Lob, das er dem Patrio-
ten mittheilt, iſt an ſich ſo unglaͤublich fuͤr gewiſſe
Leute, daß er es nicht noͤthig gehabt hatte, durch
den offenbahren Parachroniſmus verdaͤchtig zu
machen, daß der Patriot in Deutſchland die er-
ſte Schrift nach dem Muſter des Zuſehers geweſen.
Die Schweitzer hatten ihre Anmerckungen uͤber
den Patrioten unter dem Titel der Anklage des
verderbten Geſchmackes einem Verleger in Leipzig
uͤberlaſſen, wo aber der Druck derſelben nicht er-
laubet ward.
Dieſe Schrift war nach ſichern Nachrichten
einem gewiſſen vornehmen Profeſſor zur gewoͤhn-
lichen Cenſur uͤbergeben worden, die Erlaubniß
zum Drucke zu erhalten; die er doch, eben wie
vorher ſchon ein anderer Cenſor abgeſchlagen; theils
weil er einige Perſonalien darinnen befuͤrchtet, und
die Wahrheit zu bekennen, das gantze Ding nicht
verſtuhnd, theils weil der Verleger den Verfaſ-
ſer nicht nennen wollen. Es waͤhrete eine lange
Zeit, und koſtete die Verfaſſer viele Muͤhe dieſe
Schrift wieder zur Stelle zu bringen. Alſo ward
ſie erſt im Jahr 1727. von ihnen ſelbſt in Zuͤrich
zum Drucke befoͤdert. Einige Stellen, die ih-
ren Leipzigiſchen Freunden zu hart oder nicht gruͤnd-
lich genug geſchienen hatten, wurden gemiltert,
oder ſonſt veraͤndert. Unterdeſſen hatten ſie ihr
critiſches Unterfangen weiter fortgeſetzet, und eine
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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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