[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Johann Miltons dig. Und hier mögen diejenigen, welche aufmenschliche Dinge pochen, und voller Verwun- derung von Babel und den Wercken der Egyp- tischen Könige reden, lernen, wie ihre vor- nehmsten Denckmahle des Ruhms, der Macht, und der Kunst, von verworffenen Geistern ohne Mühe übertroffen werden, und in einer Stun- de von diesen verfertiget wird, was sie schwer- lich in einem Jahrhundert mit unaufhörlicher Arbeit und mit unzähligen Händen zu Stande bringen. Unten auf der Ebene schmelzete ein andrer Haufe in vielen zu dem Ende gemach- ten Hütten, die unten mit Adern voll flüssi- gen Feuers, das aus dem See abgezapfet ward, durchfahren waren, die rohen Klum- pen Ertzes mit verwundersamer Kunst, sonder- te die unterschiedlichen Gattungen, und schäum- te die siedenden Schlacken ab. Ein dritter hat- te immittelst mancherley Formen in dem Bo- den eingegraben, und durch seltsame Gänge aus den Schmeltzhütten alle holen Rinnen an- gefüllet; wie der Wind in einer Orgel aus einem Blase-Brete in manche Reihe Pfeifen geführt wird. Urplötzlich stieg ein mächtig gros- ses Gebäude, wie ein Jrrwisch-Licht aus der Erden, unter dem Schalle lieblicher Melodien und Urplötzlich stieg ein mächtig grosses Gebäude aus der
Erden hervor) Da der Poet Personen von übermenschli- chen Kräften vor sich hat, welche seinen Bau ausführen, hat er nicht versäumt, das Wunderbare, das in dem epi- schen Gedichte erfodert wird, durch die Vorstellung einer mehr als menschlichen Arbeit vorzustellen. Johann Miltons dig. Und hier moͤgen diejenigen, welche aufmenſchliche Dinge pochen, und voller Verwun- derung von Babel und den Wercken der Egyp- tiſchen Koͤnige reden, lernen, wie ihre vor- nehmſten Denckmahle des Ruhms, der Macht, und der Kunſt, von verworffenen Geiſtern ohne Muͤhe uͤbertroffen werden, und in einer Stun- de von dieſen verfertiget wird, was ſie ſchwer- lich in einem Jahrhundert mit unaufhoͤrlicher Arbeit und mit unzaͤhligen Haͤnden zu Stande bringen. Unten auf der Ebene ſchmelzete ein andrer Haufe in vielen zu dem Ende gemach- ten Huͤtten, die unten mit Adern voll fluͤſſi- gen Feuers, das aus dem See abgezapfet ward, durchfahren waren, die rohen Klum- pen Ertzes mit verwunderſamer Kunſt, ſonder- te die unterſchiedlichen Gattungen, und ſchaͤum- te die ſiedenden Schlacken ab. Ein dritter hat- te immittelſt mancherley Formen in dem Bo- den eingegraben, und durch ſeltſame Gaͤnge aus den Schmeltzhuͤtten alle holen Rinnen an- gefuͤllet; wie der Wind in einer Orgel aus einem Blaſe-Brete in manche Reihe Pfeifen gefuͤhrt wird. Urploͤtzlich ſtieg ein maͤchtig groſ- ſes Gebaͤude, wie ein Jrrwiſch-Licht aus der Erden, unter dem Schalle lieblicher Melodien und Urploͤtzlich ſtieg ein maͤchtig groſſes Gebaͤude aus der
Erden hervor) Da der Poet Perſonen von uͤbermenſchli- chen Kraͤften vor ſich hat, welche ſeinen Bau ausfuͤhren, hat er nicht verſaͤumt, das Wunderbare, das in dem epi- ſchen Gedichte erfodert wird, durch die Vorſtellung einer mehr als menſchlichen Arbeit vorzuſtellen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0060" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Johann Miltons</hi></fw><lb/> dig. Und hier moͤgen diejenigen, welche auf<lb/> menſchliche Dinge pochen, und voller Verwun-<lb/> derung von Babel und den Wercken der Egyp-<lb/> tiſchen Koͤnige reden, lernen, wie ihre vor-<lb/> nehmſten Denckmahle des Ruhms, der Macht,<lb/> und der Kunſt, von verworffenen Geiſtern ohne<lb/> Muͤhe uͤbertroffen werden, und in einer Stun-<lb/> de von dieſen verfertiget wird, was ſie ſchwer-<lb/> lich in einem Jahrhundert mit unaufhoͤrlicher<lb/> Arbeit und mit unzaͤhligen Haͤnden zu Stande<lb/> bringen. Unten auf der Ebene ſchmelzete ein<lb/> andrer Haufe in vielen zu dem Ende gemach-<lb/> ten Huͤtten, die unten mit Adern voll fluͤſſi-<lb/> gen Feuers, das aus dem See abgezapfet<lb/> ward, durchfahren waren, die rohen Klum-<lb/> pen Ertzes mit verwunderſamer Kunſt, ſonder-<lb/> te die unterſchiedlichen Gattungen, und ſchaͤum-<lb/> te die ſiedenden Schlacken ab. Ein dritter hat-<lb/> te immittelſt mancherley Formen in dem Bo-<lb/> den eingegraben, und durch ſeltſame Gaͤnge<lb/> aus den Schmeltzhuͤtten alle holen Rinnen an-<lb/> gefuͤllet; wie der Wind in einer Orgel aus<lb/> einem Blaſe-Brete in manche Reihe Pfeifen<lb/> gefuͤhrt wird. Urploͤtzlich ſtieg ein maͤchtig groſ-<lb/> ſes Gebaͤude, wie ein Jrrwiſch-Licht aus der<lb/> Erden, unter dem Schalle lieblicher Melodien<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/><note place="foot">Urploͤtzlich ſtieg ein maͤchtig groſſes Gebaͤude aus der<lb/> Erden hervor) Da der Poet Perſonen von uͤbermenſchli-<lb/> chen Kraͤften vor ſich hat, welche ſeinen Bau ausfuͤhren,<lb/> hat er nicht verſaͤumt, das Wunderbare, das in dem epi-<lb/> ſchen Gedichte erfodert wird, durch die Vorſtellung einer<lb/> mehr als menſchlichen Arbeit vorzuſtellen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0060]
Johann Miltons
dig. Und hier moͤgen diejenigen, welche auf
menſchliche Dinge pochen, und voller Verwun-
derung von Babel und den Wercken der Egyp-
tiſchen Koͤnige reden, lernen, wie ihre vor-
nehmſten Denckmahle des Ruhms, der Macht,
und der Kunſt, von verworffenen Geiſtern ohne
Muͤhe uͤbertroffen werden, und in einer Stun-
de von dieſen verfertiget wird, was ſie ſchwer-
lich in einem Jahrhundert mit unaufhoͤrlicher
Arbeit und mit unzaͤhligen Haͤnden zu Stande
bringen. Unten auf der Ebene ſchmelzete ein
andrer Haufe in vielen zu dem Ende gemach-
ten Huͤtten, die unten mit Adern voll fluͤſſi-
gen Feuers, das aus dem See abgezapfet
ward, durchfahren waren, die rohen Klum-
pen Ertzes mit verwunderſamer Kunſt, ſonder-
te die unterſchiedlichen Gattungen, und ſchaͤum-
te die ſiedenden Schlacken ab. Ein dritter hat-
te immittelſt mancherley Formen in dem Bo-
den eingegraben, und durch ſeltſame Gaͤnge
aus den Schmeltzhuͤtten alle holen Rinnen an-
gefuͤllet; wie der Wind in einer Orgel aus
einem Blaſe-Brete in manche Reihe Pfeifen
gefuͤhrt wird. Urploͤtzlich ſtieg ein maͤchtig groſ-
ſes Gebaͤude, wie ein Jrrwiſch-Licht aus der
Erden, unter dem Schalle lieblicher Melodien
und
Urploͤtzlich ſtieg ein maͤchtig groſſes Gebaͤude aus der
Erden hervor) Da der Poet Perſonen von uͤbermenſchli-
chen Kraͤften vor ſich hat, welche ſeinen Bau ausfuͤhren,
hat er nicht verſaͤumt, das Wunderbare, das in dem epi-
ſchen Gedichte erfodert wird, durch die Vorſtellung einer
mehr als menſchlichen Arbeit vorzuſtellen.
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