Haag (10, 5), aber auch Dresden (8, 3) und München (9, 1), Boston (9, 6) und Washington (13, 5), Philadelphia (11, 9) und Richmond (13, 8) und ebenso Peking (11, 3) haben Theil an dieser gemäszigten Temperatur. In Europa gehören fast nur die russischen Hauptstädte Moskau (3, 6) und Petersburg (3, 1) und die scandinavischen Christiania (5, 3) und Stock- holm (5, 6) einer kälteren Zone an; indessen auch da steigt die mittlere Sommerwärme bis 15° und 16°, in Montreal (Canada mit 6, 4 Jahreswärme) sogar bis 20° 5. Die süd- licheren Städte Neapel (16, 4), Lissabon (16, 4), Mexico (16, 6), Buenos-Aires (16, 9), Palermo (17, 2), Sidney (18, 1), Nangasaki (18, 3) übersteigen die Wärmegrade der gemäszig- ten Zone doch nur um wenige Grade. Dagegen erhebt sich die Jahreswärme von Canton auf 21, 6, von Cairo auf 22, 4, Rio de Janeiro 23, 1, Calcutta 25, 8, Singapore 26, 5; wo- bei jedoch zu beachten ist, dasz China von Peking aus be- herrscht wird und dasz Indien von dem milderen Fünfstrom- land aus und von den oberen Ufern des Ganges her seine Civilisation empfangen hat.
Auch der Wechsel der vier Jahreszeiten, welcher nur in der gemäszigten Zone deutlich ist, scheint den Men- schengeist wohlthätig anzuregen. Er gibt demselben verän- derte Bilder der Natur und stellt ihm nach wenigen Monaten wieder neue Aufgaben.
Der Gegensatz der Zonen wiederholt sich in weniger schroffen, aber immer noch deutlichen Verhältnissen inner- halb derselben Zone. Bei derselben Nation und in dem- selben Land finden wir in den kühleren Theilen desselben eher verständige Nüchternheit, gröszere Muskelkraft, zäheren Muth, in den wärmeren eher kluge List, lebhaftere Phan- tasie, ein heiszeres Temperament und reizbarere Nerven. Man braucht nur die Italiener, Franzosen, Deutschen, Russen, im Norden und im Süden von Italien, Frankreich, Deutsch- land, Russland mit einander zu vergleichen, so springen einem
Bluntschli, allgemeine Statslehre. 17
Erstes Capitel. I. Das Klima.
Haag (10, 5), aber auch Dresden (8, 3) und München (9, 1), Boston (9, 6) und Washington (13, 5), Philadelphia (11, 9) und Richmond (13, 8) und ebenso Peking (11, 3) haben Theil an dieser gemäszigten Temperatur. In Europa gehören fast nur die russischen Hauptstädte Moskau (3, 6) und Petersburg (3, 1) und die scandinavischen Christiania (5, 3) und Stock- holm (5, 6) einer kälteren Zone an; indessen auch da steigt die mittlere Sommerwärme bis 15° und 16°, in Montreal (Canada mit 6, 4 Jahreswärme) sogar bis 20° 5. Die süd- licheren Städte Neapel (16, 4), Lissabon (16, 4), Mexico (16, 6), Buenos-Aires (16, 9), Palermo (17, 2), Sidney (18, 1), Nangasaki (18, 3) übersteigen die Wärmegrade der gemäszig- ten Zone doch nur um wenige Grade. Dagegen erhebt sich die Jahreswärme von Canton auf 21, 6, von Cairo auf 22, 4, Rio de Janeiro 23, 1, Calcutta 25, 8, Singapore 26, 5; wo- bei jedoch zu beachten ist, dasz China von Peking aus be- herrscht wird und dasz Indien von dem milderen Fünfstrom- land aus und von den oberen Ufern des Ganges her seine Civilisation empfangen hat.
Auch der Wechsel der vier Jahreszeiten, welcher nur in der gemäszigten Zone deutlich ist, scheint den Men- schengeist wohlthätig anzuregen. Er gibt demselben verän- derte Bilder der Natur und stellt ihm nach wenigen Monaten wieder neue Aufgaben.
Der Gegensatz der Zonen wiederholt sich in weniger schroffen, aber immer noch deutlichen Verhältnissen inner- halb derselben Zone. Bei derselben Nation und in dem- selben Land finden wir in den kühleren Theilen desselben eher verständige Nüchternheit, gröszere Muskelkraft, zäheren Muth, in den wärmeren eher kluge List, lebhaftere Phan- tasie, ein heiszeres Temperament und reizbarere Nerven. Man braucht nur die Italiener, Franzosen, Deutschen, Russen, im Norden und im Süden von Italien, Frankreich, Deutsch- land, Russland mit einander zu vergleichen, so springen einem
Bluntschli, allgemeine Statslehre. 17
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Erstes Capitel. I. Das Klima.
Haag (10, 5), aber auch Dresden (8, 3) und München (9, 1),
Boston (9, 6) und Washington (13, 5), Philadelphia (11, 9) und
Richmond (13, 8) und ebenso Peking (11, 3) haben Theil an
dieser gemäszigten Temperatur. In Europa gehören fast nur
die russischen Hauptstädte Moskau (3, 6) und Petersburg
(3, 1) und die scandinavischen Christiania (5, 3) und Stock-
holm (5, 6) einer kälteren Zone an; indessen auch da steigt
die mittlere Sommerwärme bis 15° und 16°, in Montreal
(Canada mit 6, 4 Jahreswärme) sogar bis 20° 5. Die süd-
licheren Städte Neapel (16, 4), Lissabon (16, 4), Mexico
(16, 6), Buenos-Aires (16, 9), Palermo (17, 2), Sidney (18, 1),
Nangasaki (18, 3) übersteigen die Wärmegrade der gemäszig-
ten Zone doch nur um wenige Grade. Dagegen erhebt sich
die Jahreswärme von Canton auf 21, 6, von Cairo auf 22, 4,
Rio de Janeiro 23, 1, Calcutta 25, 8, Singapore 26, 5; wo-
bei jedoch zu beachten ist, dasz China von Peking aus be-
herrscht wird und dasz Indien von dem milderen Fünfstrom-
land aus und von den oberen Ufern des Ganges her seine
Civilisation empfangen hat.
Auch der Wechsel der vier Jahreszeiten, welcher
nur in der gemäszigten Zone deutlich ist, scheint den Men-
schengeist wohlthätig anzuregen. Er gibt demselben verän-
derte Bilder der Natur und stellt ihm nach wenigen Monaten
wieder neue Aufgaben.
Der Gegensatz der Zonen wiederholt sich in weniger
schroffen, aber immer noch deutlichen Verhältnissen inner-
halb derselben Zone. Bei derselben Nation und in dem-
selben Land finden wir in den kühleren Theilen desselben
eher verständige Nüchternheit, gröszere Muskelkraft, zäheren
Muth, in den wärmeren eher kluge List, lebhaftere Phan-
tasie, ein heiszeres Temperament und reizbarere Nerven.
Man braucht nur die Italiener, Franzosen, Deutschen, Russen,
im Norden und im Süden von Italien, Frankreich,
Deutsch-
land, Russland mit einander zu vergleichen, so springen einem
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Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bluntschli_staatslehre_1875/275>, abgerufen am 16.07.2024.
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