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Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875.

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Drittes Buch. Die Grundlagen des Stats etc. Das Land.
die der heiszen Zonen erträgt leichter die Despotie als sie
ihr Recht zu behaupten und einen freien Stat darzustellen
vermag. Schon Bodin (V. p. 671): "Les peuples des regions
moyennes ont plus de force que ceux du midi, et moins de
ruses, et plus d'esprit que ceux de Septentrion et moins de
force. Et sont plus propres a commander et gouverner les
republiques et plus justes en leurs actions."

Die heutige Naturwissenschaft beobachtet neben dem
mathematischen (solaren) Klima, welches lediglich durch
den Breitegrad bestimmt wird und von der Stellung der Erd-
oberfläche zur Sonne abhängt, auch das sogenannte phy-
sische
Klima, indem sie die Durchschnittswärme der ver-
schiedenen Oerter miszt und darnach die Isothermen be-
stimmt, deren Linien mit den Kreisen der Breitegrade nicht
völlig zusammentreffen, sondern bald nach Norden, bald nach
Süden abbiegen, je nachdem noch andere Factoren, wie z. B.
die wechselnde Höhe des Festlandes über dem Meere und die
Nähe der Gewässer, die Wind- und Wasserströmungen u. s. f.
die Jahrestemperatur abändern. Die Unterscheidungen sind
so zahlreicher und feiner geworden, die Haupterfahrung aber
hat nur neue Bestätigung gewonnen: die gemäszigten mitt-
leren Zonen sind der Statenbildung weit günstiger als die
extremen, sei es der Hitze, sei es der Kälte.

Es ist eine auffallende Thatsache, dasz fast alle Staten von
geschichtlicher Bedeutung in der mittelsten, gemäszigten
Zone
, wo die Durchschnittswärme des Jahres zwischen
8° und 16° C. schwankt, ihren eigentlichen Stammsitz und
ihre Hauptstädte haben. Die meisten europäischen Staten,
ein groszer Theil der asiatischen Staten -- die Curve der
Isothermen senkt sich in Asien auffallend stark nach Süden --,
ebenso die nordamerikanischen Staten wurzeln in dieser Zone.
Rom (15, 4) und Madrid (14, 2), Paris (10, 8) und London
(9, 8), Wien (10, 5) und Konstantinopel (13, 7), Berlin (9, 1),
Hamburg (8, 9), Kopenhagen (8, 2) und Zürich (8, 8),

Drittes Buch. Die Grundlagen des Stats etc. Das Land.
die der heiszen Zonen erträgt leichter die Despotie als sie
ihr Recht zu behaupten und einen freien Stat darzustellen
vermag. Schon Bodin (V. p. 671): „Les peuples des régions
moyennes ont plus de force que ceux du midi, et moins de
ruses, et plus d'esprit que ceux de Septentrion et moins de
force. Et sont plus propres à commander et gouverner les
républiques et plus justes en leurs actions.“

Die heutige Naturwissenschaft beobachtet neben dem
mathematischen (solaren) Klima, welches lediglich durch
den Breitegrad bestimmt wird und von der Stellung der Erd-
oberfläche zur Sonne abhängt, auch das sogenannte phy-
sische
Klima, indem sie die Durchschnittswärme der ver-
schiedenen Oerter miszt und darnach die Isothermen be-
stimmt, deren Linien mit den Kreisen der Breitegrade nicht
völlig zusammentreffen, sondern bald nach Norden, bald nach
Süden abbiegen, je nachdem noch andere Factoren, wie z. B.
die wechselnde Höhe des Festlandes über dem Meere und die
Nähe der Gewässer, die Wind- und Wasserströmungen u. s. f.
die Jahrestemperatur abändern. Die Unterscheidungen sind
so zahlreicher und feiner geworden, die Haupterfahrung aber
hat nur neue Bestätigung gewonnen: die gemäszigten mitt-
leren Zonen sind der Statenbildung weit günstiger als die
extremen, sei es der Hitze, sei es der Kälte.

Es ist eine auffallende Thatsache, dasz fast alle Staten von
geschichtlicher Bedeutung in der mittelsten, gemäszigten
Zone
, wo die Durchschnittswärme des Jahres zwischen
8° und 16° C. schwankt, ihren eigentlichen Stammsitz und
ihre Hauptstädte haben. Die meisten europäischen Staten,
ein groszer Theil der asiatischen Staten — die Curve der
Isothermen senkt sich in Asien auffallend stark nach Süden —,
ebenso die nordamerikanischen Staten wurzeln in dieser Zone.
Rom (15, 4) und Madrid (14, 2), Paris (10, 8) und London
(9, 8), Wien (10, 5) und Konstantinopel (13, 7), Berlin (9, 1),
Hamburg (8, 9), Kopenhagen (8, 2) und Zürich (8, 8),

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[256/0274] Drittes Buch. Die Grundlagen des Stats etc. Das Land. die der heiszen Zonen erträgt leichter die Despotie als sie ihr Recht zu behaupten und einen freien Stat darzustellen vermag. Schon Bodin (V. p. 671): „Les peuples des régions moyennes ont plus de force que ceux du midi, et moins de ruses, et plus d'esprit que ceux de Septentrion et moins de force. Et sont plus propres à commander et gouverner les républiques et plus justes en leurs actions.“ Die heutige Naturwissenschaft beobachtet neben dem mathematischen (solaren) Klima, welches lediglich durch den Breitegrad bestimmt wird und von der Stellung der Erd- oberfläche zur Sonne abhängt, auch das sogenannte phy- sische Klima, indem sie die Durchschnittswärme der ver- schiedenen Oerter miszt und darnach die Isothermen be- stimmt, deren Linien mit den Kreisen der Breitegrade nicht völlig zusammentreffen, sondern bald nach Norden, bald nach Süden abbiegen, je nachdem noch andere Factoren, wie z. B. die wechselnde Höhe des Festlandes über dem Meere und die Nähe der Gewässer, die Wind- und Wasserströmungen u. s. f. die Jahrestemperatur abändern. Die Unterscheidungen sind so zahlreicher und feiner geworden, die Haupterfahrung aber hat nur neue Bestätigung gewonnen: die gemäszigten mitt- leren Zonen sind der Statenbildung weit günstiger als die extremen, sei es der Hitze, sei es der Kälte. Es ist eine auffallende Thatsache, dasz fast alle Staten von geschichtlicher Bedeutung in der mittelsten, gemäszigten Zone, wo die Durchschnittswärme des Jahres zwischen 8° und 16° C. schwankt, ihren eigentlichen Stammsitz und ihre Hauptstädte haben. Die meisten europäischen Staten, ein groszer Theil der asiatischen Staten — die Curve der Isothermen senkt sich in Asien auffallend stark nach Süden —, ebenso die nordamerikanischen Staten wurzeln in dieser Zone. Rom (15, 4) und Madrid (14, 2), Paris (10, 8) und London (9, 8), Wien (10, 5) und Konstantinopel (13, 7), Berlin (9, 1), Hamburg (8, 9), Kopenhagen (8, 2) und Zürich (8, 8),

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Zitationshilfe: Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bluntschli_staatslehre_1875/274>, abgerufen am 22.11.2024.