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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da-
durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere
erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Den-
tes
primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die
Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau
darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu
können*).

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See-
kalb
. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. ca-
pite laevi, auriculis nullis, corpore griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Caspi-
schen und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen
Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber
für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein
äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, be-
ziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit etc. Sein
Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er-
worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann
wie die nächstfolgende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le phoque a
ventre blanc
). P. inauriculata, dentibus incisoribus
utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguicu-
latis.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch
auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer gan-
zen Gesichtsbildung.

*) So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines See-
hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese
Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän-
gern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so ver-
schiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch
die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie
S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6.

so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da-
durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere
erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Den-
tes
primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die
Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau
darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu
können*).

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See-
kalb
. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. ca-
pite laevi, auriculis nullis, corpore griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Caspi-
schen und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen
Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber
für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein
äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, be-
ziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit ꝛc. Sein
Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er-
worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann
wie die nächstfolgende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le phoque à
ventre blanc
). P. inauriculata, dentibus incisoribus
utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguicu-
latis.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch
auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer gan-
zen Gesichtsbildung.

*) So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines See-
hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese
Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän-
gern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so ver-
schiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch
die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie
S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6.
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[85/0095] so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da- durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben. B) Ferae. Mit dem Gebiß der reißenden Thiere. 45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Den- tes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii. Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können *). 1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See- kalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. ca- pite laevi, auriculis nullis, corpore griseo. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73. In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Caspi- schen und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, be- ziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er- worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann wie die nächstfolgende Gattung leicht kirre und zuthuig werden. 2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le phoque à ventre blanc). P. inauriculata, dentibus incisoribus utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguicu- latis. Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44. Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer gan- zen Gesichtsbildung. *) So habe ich z. B. a. 1784 bei der Zergliederung eines See- hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän- gern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so ver- schiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/95>, abgerufen am 18.05.2024.