8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem Blattensee in Ungarn**) u. a.m.
So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer diejeni- ge, übrigens noch so gemeine Gattung von Terebratu- liten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merkwürdig wird, daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel (Anomiavitrea S. 306.) gleicht, und nach dem vormaligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nachwärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann- ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:
So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Lin- sensteine, in theils Gegenden auch Pfennigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. ca- merine, pierre lenticulaire oder numismale, monnoie du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Scha- len belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme- rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten (- Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. -). Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden großentheils daraus erbaut sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl. Snake-stones)***).
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Orthocera- titen, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Mecklen- burgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Al- veolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerun- gen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
*) s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands ge- machten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1.
**) C. D. Bartsch in Ungrischen Magazin. II. B. S. 135 u. f.
***) s. unter andern J. C. M. Reinecke - cornua ammo- nis - in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8.
7) Die Pantoffel-Muschel des von Hüpsch*).
8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem Blattensee in Ungarn**) u. a.m.
So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer diejeni- ge, übrigens noch so gemeine Gattung von Terebratu- liten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merkwürdig wird, daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel (Anomiavitrea S. 306.) gleicht, und nach dem vormaligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nachwärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann- ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:
So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Lin- sensteine, in theils Gegenden auch Pfennigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. ca- mérine, pierre lenticulaire oder numismale, monnoie du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Scha- len belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme- rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. –). Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden großentheils daraus erbaut sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl. Snake-stones)***).
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Orthocera- titen, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Mecklen- burgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Al- veolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerun- gen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
*) s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands ge- machten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1.
**) C. D. Bartsch in Ungrischen Magazin. II. B. S. 135 u. f.
***) s. unter andern J. C. M. Reinecke – cornua ammo- nis – in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8.
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7) Die Pantoffel-Muschel des von Hüpsch *).
8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem
Blattensee in Ungarn **) u. a.m.
So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer diejeni-
ge, übrigens noch so gemeine Gattung von Terebratu-
liten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merkwürdig wird,
daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel (Anomia vitrea
S. 306.) gleicht, und nach dem vormaligen Typus aus der
Urwelt nun auch in der nachwärtigen Schöpfung gleichsam
reproducirt worden.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann-
ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch
Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:
So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Lin-
sensteine, in theils Gegenden auch Pfennigsteine,
Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites,
lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. ca-
mérine, pierre lenticulaire oder numismale, monnoie
du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Scha-
len belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme-
rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. –). Sind häufigst von
Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen
Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden
großentheils daraus erbaut sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl.
Snake-stones) ***).
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Orthocera-
titen, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Mecklen-
burgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter
welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Al-
veolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerun-
gen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
*) s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands ge-
machten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1.
**) C. D. Bartsch in Ungrischen Magazin. II. B. S.
135 u. f.
***) s. unter andern J. C. M. Reinecke – cornua ammo-
nis – in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/504>, abgerufen am 17.07.2024.
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