Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.II. QUADRUMANA. Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le- 2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro- Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als a) Ungeschwänzte. 1. Satyrus, der Orang utan, Pongo**) *) Histoire naturelle des Singes, peints d'apres nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol. **) Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Ru- dolphi's anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Hand- zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs- jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein- heimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis- sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach (- in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, II. QUADRUMANA. Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le- 2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro- Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als a) Ungeschwänzte. 1. Satyrus, der Orang utan, Pongo**) *) Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol. **) Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Ru- dolphi's anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Hand- zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs- jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein- heimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis- sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000034"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0078" xml:id="pb060_0001" n="60"/> </div> <div n="3"> <head rendition="#c">II. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">QUADRUMANA</hi></hi>.</head><lb/> <p>Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le-<lb/> bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfor-<lb/> dert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den<lb/> Wendezirkeln zu Hause<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature<lb/> par</hi> J. D. <hi rendition="#k">Audebert</hi>. Par</hi>. 1797. gr. Fol.</p></note>.</p> <p rendition="#indent-1">2. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Simia</hi></hi>. <hi rendition="#g">Affe</hi>. <hi rendition="#aq">Habitus plus minus anthro-<lb/> pomorphus, auriculae et manus fere humanae.<lb/> Nares anteriores. Dentes <hi rendition="#i">primores</hi> incisores,<lb/> supra et infra</hi> 4. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">laniarii</hi> solitarii, reliquis<lb/> longiores</hi>.</p> <p rendition="#l1em">Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als<lb/> die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber<lb/> außer dem schon beim Menschengeschlecht angeführten<lb/> Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch<lb/> durch die schmalen Hüften und platten Lenden, aufs das<lb/> auffallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.</p> <div n="4"> <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>) Ungeschwänzte.</head><lb/> <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Satyrus,</hi></hi> <hi rendition="#g">der Orang utan, Pongo</hi><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,<lb/> aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich<lb/> außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch <hi rendition="#g">Ru-<lb/> dolphi's</hi> anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des<lb/> ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von<lb/> 1824), und durch des <hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#g">Besel</hi> in Batavia treffliche Hand-<lb/> zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter;<lb/> besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs-<lb/> jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein-<lb/> heimisch gewesenen Prof. <hi rendition="#g">Reinwardt</hi> zu Leyden überzeugt.</p><p>Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-<lb/> sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so<lb/> habe ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen<lb/> Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer,<lb/></p></note></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0078]
II. QUADRUMANA.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le-
bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfor-
dert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den
Wendezirkeln zu Hause *).
2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro-
pomorphus, auriculae et manus fere humanae.
Nares anteriores. Dentes primores incisores,
supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis
longiores.
Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als
die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber
außer dem schon beim Menschengeschlecht angeführten
Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch
durch die schmalen Hüften und platten Lenden, aufs das
auffallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.
a) Ungeschwänzte.
1. Satyrus, der Orang utan, Pongo **)
*) Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature
par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol.
**) Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich
außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Ru-
dolphi's anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des
ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von
1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Hand-
zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter;
besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs-
jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein-
heimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.
Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-
sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so
habe ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen
Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer,
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