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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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I. Ordn. BIMANUS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum promi-
nulum. Dentes aequaliter approximati; inci-
sores inferiores erecti
.

1. +. Sapiens*).

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüg-
lich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer
Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähn-
lichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu
den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkom-
menen Hände
; ferner sein prominirendes Kinn
und die aufrechte Stellung seiner untern
Schneidezähne
.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der
Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch
ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männ-
lichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich ei-
nen periodischen Blutverlust in einer bestimmten
Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern
Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder
Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver-
letzten jungfräulichen Integrität anzusehen und we-
nigstens in der Form und Lage noch bey keinem andern
weiblichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be-
trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe
aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist
er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.),
und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder
Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen
Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als
welche auch den ganz jungen und selbst den stummge-

*) W. Lawrence's Lectures - on the natural History of
Man
. Lond
. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.
I. Ordn. BIMANUS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum promi-
nulum. Dentes aequaliter approximati; inci-
sores inferiores erecti
.

1. †. Sapiens*).

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüg-
lich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer
Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähn-
lichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu
den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkom-
menen Hände
; ferner sein prominirendes Kinn
und die aufrechte Stellung seiner untern
Schneidezähne
.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der
Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch
ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männ-
lichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich ei-
nen periodischen Blutverlust in einer bestimmten
Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern
Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder
Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver-
letzten jungfräulichen Integrität anzusehen und we-
nigstens in der Form und Lage noch bey keinem andern
weiblichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be-
trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe
aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist
er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.),
und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder
Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen
Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als
welche auch den ganz jungen und selbst den stummge-

*) W. Lawrence's Lectures – on the natural History of
Man
. Lond
. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.
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[54/0076] I. Ordn. BIMANUS. 1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum promi- nulum. Dentes aequaliter approximati; inci- sores inferiores erecti. 1. †. Sapiens *). Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüg- lich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähn- lichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkom- menen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne. Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männ- lichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich ei- nen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver- letzten jungfräulichen Integrität anzusehen und we- nigstens in der Form und Lage noch bey keinem andern weiblichen Thiere bemerkt ist. Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be- trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummge- *) W. Lawrence's Lectures – on the natural History of Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/76>, abgerufen am 27.11.2024.