Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen *) Versteht sich nämlich dieß Alles so - das die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker- schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedach- ten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, - oder aber auch sich ihr hin- wiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Po- larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm- lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. - Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend- heißen Africa zum andern Extrem in der Stu- fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden etc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver- mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung. Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen *) Versteht sich nämlich dieß Alles so – das die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker- schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedach- ten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hin- wiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Po- larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm- lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend- heißen Africa zum andern Extrem in der Stu- fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver- mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung. <TEI> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000032"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0092" xml:id="pb070_0001" n="70"/> <p rendition="#indent-1">Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen<lb/> physiologischen Gründen die caucasische als die<lb/> sogenannte Stamm- oder Mittel-Rasse<lb/> angenommen werden. Die beiden Extreme,<lb/> worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-<lb/> lische, anderseits die äthiopische. Die andern<lb/> zwey Rassen machen die Uebergänge. Die<lb/> americanische den, zwischen der caucasischen<lb/> und mongolischen, so wie die malayische den,<lb/> zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio-<lb/> pischen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Versteht sich nämlich dieß Alles so – das die in<lb/> den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker-<lb/> schaften nach der stärkern und längern Einwirkung<lb/> der verschiedenen Climate und anderer obgedach-<lb/> ten Ursachen der Degeneration, entweder um<lb/> desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse<lb/> ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hin-<lb/> wiederum mehr genähert haben. So sind z. B.<lb/> die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Po-<lb/> larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend<lb/> von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da<lb/> hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen<lb/> meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische<lb/> Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und<lb/> nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm-<lb/> lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die<lb/> mongolische Gestaltung, zurückfällt. – Eben so<lb/> ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend-<lb/> heißen Africa zum andern Extrem in der Stu-<lb/> fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die<lb/> hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und<lb/> auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse<lb/> übergeht.</p><p>Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-<lb/> mischung fremdartiger durch Völkerwanderung<lb/> zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst<lb/> einer Erwähnung.</p></note>.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0092]
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
sogenannte Stamm- oder Mittel-Rasse
angenommen werden. Die beiden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern
zwey Rassen machen die Uebergänge. Die
americanische den, zwischen der caucasischen
und mongolischen, so wie die malayische den,
zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio-
pischen *).
*) Versteht sich nämlich dieß Alles so – das die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker-
schaften nach der stärkern und längern Einwirkung
der verschiedenen Climate und anderer obgedach-
ten Ursachen der Degeneration, entweder um
desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse
ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hin-
wiederum mehr genähert haben. So sind z. B.
die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Po-
larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend
von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da
hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen
meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische
Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und
nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm-
lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die
mongolische Gestaltung, zurückfällt. – Eben so
ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend-
heißen Africa zum andern Extrem in der Stu-
fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die
hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und
auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse
übergeht.
Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung
zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst
einer Erwähnung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/92 |
Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/92>, abgerufen am 17.07.2024. |