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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren
in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornarti-
ge, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. -
Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar ge-
bauten, und in seiner Art so ganz einzigen Organ
nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl
auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen etc.
im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlan-
ge*) gleichsam von selbst in den Rachen fallen,
wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber
keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das nähmliche auch an mehrern andern Schlan-
gen der neuen und alten Welt bemerkt haben will.
- Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von
den Schweinen und Raubvögeln, verzehrt. Auch
lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda
. (Fr. le devin.) B.
scutis
240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

*) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind,
und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's
Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die
ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klap-
per wohl dazu dienen könne, die dadurch aufge-
schreckten Vögel etc. zu sich herunter zu bringen. -
(- so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht
ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genann-
ten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel
herbey zu ziehen. -) Auch hat mir ein sehr zuver-
lässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gard-
ner
, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten,
versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer
um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der
Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37. u. f. "über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des
Hrn. Dr. Barton."

Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren
in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornarti-
ge, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. –
Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar ge-
bauten, und in seiner Art so ganz einzigen Organ
nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl
auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc.
im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlan-
ge*) gleichsam von selbst in den Rachen fallen,
wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber
keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das nähmliche auch an mehrern andern Schlan-
gen der neuen und alten Welt bemerkt haben will.
– Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von
den Schweinen und Raubvögeln, verzehrt. Auch
lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda
. (Fr. le devin.) B.
scutis
240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

*) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind,
und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead’s
Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die
ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klap-
per wohl dazu dienen könne, die dadurch aufge-
schreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. –
(– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht
ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genann-
ten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel
herbey zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuver-
lässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gard-
ner
, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten,
versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer
um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der
Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37. u. f. „über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des
Hrn. Dr. Barton.“
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[242/0246] Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornarti- ge, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar ge- bauten, und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlan- ge *) gleichsam von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähmliche auch an mehrern andern Schlan- gen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln, verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen. 6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. 1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts- schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B. scutis 240. scutellis 60. Merrem II. Heft. tab. 1. *) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead’s Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klap- per wohl dazu dienen könne, die dadurch aufge- schreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genann- ten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuver- lässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gard- ner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen. Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37. u. f. „über die Zauberkraft der Klapper- schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn. Dr. Barton.“

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/246>, abgerufen am 25.11.2024.