Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf *) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder- bare Klapper wohl dazu dienen könne, die da- durch aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter zu bringen. - (- so wie nach der alten, wenig- stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Ce- rasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. -) Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß- halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn- chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper- schlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuen Magazin gehandelt; 1. B. 2. St. S. 37 u. f. "über die Zauberkraft der Klapper- Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf *) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder- bare Klapper wohl dazu dienen könne, die da- durch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenig- stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Ce- rasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß- halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn- chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper- schlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuen Magazin gehandelt; 1. B. 2. St. S. 37 u. f. „über die Zauberkraft der Klapper- <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000029"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0263" xml:id="pb243_0001" n="243"/> <p rendition="#l1em">Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf<lb/> 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen<lb/> dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen<lb/> andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-<lb/> gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-<lb/> hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende<lb/> des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an<lb/> diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art<lb/> so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren<lb/> zu und soll bey Alten wohl auf 40 steigen.<lb/> Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch<lb/> der darunter liegenden Klapperschlange<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe<lb/> sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist<lb/> Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich,<lb/> daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder-<lb/> bare Klapper wohl dazu dienen könne, die da-<lb/> durch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu<lb/> bringen. – (– so wie nach der alten, wenig-<lb/> stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Ce-<lb/> rasten seine so genannten Hörnchen auch dazu<lb/> dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –)<lb/> Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer<lb/> Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange<lb/> in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-<lb/> halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn-<lb/> chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper-<lb/> schlangen nachahmen.</p><p>Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.<lb/> Voigts neuen Magazin gehandelt; 1. B. 2. St.<lb/> S. 37 u. f. <q type="preline">„über die Zauberkraft der Klapper-<lb/> schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift<lb/> des Hrn. <hi rendition="#aq">Dr</hi>. Barton.“</q></p></note> gleich-<lb/> sam von selbst in den Rachen fallen, wird von<lb/> gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine<lb/> ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da<lb/> man das nähmliche auch an mehrern andern<lb/> Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt<lb/> haben will. – Die Klapperschlangen selbst wer-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0263]
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen
andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-
gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-
hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende
des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an
diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art
so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren
zu und soll bey Alten wohl auf 40 steigen.
Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch
der darunter liegenden Klapperschlange *) gleich-
sam von selbst in den Rachen fallen, wird von
gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das nähmliche auch an mehrern andern
Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt
haben will. – Die Klapperschlangen selbst wer-
*) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist
Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich,
daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder-
bare Klapper wohl dazu dienen könne, die da-
durch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu
bringen. – (– so wie nach der alten, wenig-
stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Ce-
rasten seine so genannten Hörnchen auch dazu
dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –)
Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer
Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange
in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-
halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn-
chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper-
schlangen nachahmen.
Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuen Magazin gehandelt; 1. B. 2. St.
S. 37 u. f. „über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift
des Hrn. Dr. Barton.“
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/263>, abgerufen am 24.06.2024. |