Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den
allein abgenommen, und zu Wachs verarbeitet
wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß
vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so ge-
nannten Nektar, einen süßlichen Saft der Blüthen,
den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig
umarbeiten, und im Stocke wieder von sich ge-
ben. Sie füttern die Bienen-Larven, halten den
Stock rein, und schaffen ihre Todten von da
hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als
Waffen versehen, von dem sie aber meist nur
Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön-
nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels
stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. -
Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andre Bestimmung, als sich
mit ihrer Königinn (- und zwar wie es scheint
im Fluge -) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern,
oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge-
nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-
läufig die für die Dronen bestimmten größer als
die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen-
schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife ge-
kommen, so trennt sie sich als Colonie vom
Stammvolke, sie schwärmt. - In der Wild-
niß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un-
ter die Erde etc. Der Mensch hat sie aber sich
zum Hausthier zu machen, und durch mannig-
faltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung
und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich
einzelne Bienen so wenig Wärme haben als an-
dere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im

Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den
allein abgenommen, und zu Wachs verarbeitet
wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß
vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so ge-
nannten Nektar, einen süßlichen Saft der Blüthen,
den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig
umarbeiten, und im Stocke wieder von sich ge-
ben. Sie füttern die Bienen-Larven, halten den
Stock rein, und schaffen ihre Todten von da
hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als
Waffen versehen, von dem sie aber meist nur
Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön-
nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels
stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. –
Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andre Bestimmung, als sich
mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint
im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern,
oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge-
nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-
läufig die für die Dronen bestimmten größer als
die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen-
schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife ge-
kommen, so trennt sie sich als Colonie vom
Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wild-
niß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un-
ter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich
zum Hausthier zu machen, und durch mannig-
faltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung
und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich
einzelne Bienen so wenig Wärme haben als an-
dere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im

<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0397" xml:id="pb373_0001" n="373"/>
Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie als<lb/>
Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den<lb/>
allein abgenommen, und zu Wachs verarbeitet<lb/>
wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß<lb/>
vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so ge-<lb/>
nannten Nektar, einen süßlichen Saft der Blüthen,<lb/>
den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig<lb/>
umarbeiten, und im Stocke wieder von sich ge-<lb/>
ben. Sie füttern die Bienen-Larven, halten den<lb/>
Stock rein, und schaffen ihre Todten von da<lb/>
hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als<lb/>
Waffen versehen, von dem sie aber meist nur<lb/>
Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön-<lb/>
nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels<lb/>
stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. &#x2013;<lb/>
Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen<lb/>
Stocke) haben keine andre Bestimmung, als sich<lb/>
mit ihrer Königinn (&#x2013; und zwar wie es scheint<lb/>
im Fluge &#x2013;) zu paaren. Manche sterben gleich<lb/>
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern,<lb/>
oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge-<lb/>
nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-<lb/>
lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die<lb/>
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-<lb/>
läufig die für die Dronen bestimmten größer als<lb/>
die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen-<lb/>
schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife ge-<lb/>
kommen, so trennt sie sich als Colonie vom<lb/>
Stammvolke, sie schwärmt. &#x2013; In der Wild-<lb/>
niß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un-<lb/>
ter die Erde &#xA75B;c. Der Mensch hat sie aber sich<lb/>
zum Hausthier zu machen, und durch mannig-<lb/>
faltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung<lb/>
und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich<lb/>
einzelne Bienen so wenig Wärme haben als an-<lb/>
dere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0397] Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den allein abgenommen, und zu Wachs verarbeitet wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so ge- nannten Nektar, einen süßlichen Saft der Blüthen, den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wieder von sich ge- ben. Sie füttern die Bienen-Larven, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen versehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön- nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andre Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge- nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich- lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor- läufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen- schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife ge- kommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wild- niß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un- ter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannig- faltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als an- dere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/397
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/397>, abgerufen am 22.11.2024.