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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

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gelsdorfer und Mansfelder mit Süßwasser-Fischen und
Pflanzen, welche letztre ich, so viel ich an meinen Exem-
plaren unterscheiden kann, für ein lycopodion ansprechen
würde: theils aber unbekannte Seegeschöpfe der Vor-
welt wie z. B. die colossalische Medusenpalme (helmintho-
lithus portentosus
Linn.) in dem von Voll in Schwaben.

10. Stinkstein, Saustein. lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Unter dieser Gattung werden mancherley der vorigen
kalkartigen Steine begriffen, die so stark mit Erdharz
durchzogen sind, daß sie wenn sie geschabt werden, einen
theils sehr heftigen Geruch meist wie von angebrann-
tem Horn von sich geben. Bloß in Flöß-Gebirgen aber
unter mancherley Gestalt z. B. als Kalkspath; oder als
dichter Marmor (so der schwarze aus der Baumanns-
höle); oder als Kalkschiefer wie die mit den Ichthyo-
lithen vom Libanon und aus dem Veronesischen. Auch
von sehr verschiednem Alter; theils unter den incogni-
tis
aus dem Meeresboden der Vorwelt, wo zumahl die
räthselhaften Belemniten häufig in braunen Stinkstein
petrificirt sind; theils aber von sehr neuer Entstehung
nie z. B. in dem Oeninger Kalkschiefer mit Versteine-
rungen aus allen sechs Classen des Thierreichs und vie-
lerley Pflanzenabdrücken, aber alles von Gattungen von
Geschöpfen die sämmtlich noch jetzt und sogar in der
dasigen Gegend leben*).

*) s. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 19 u. f.

gelsdorfer und Mansfelder mit Süßwasser-Fischen und
Pflanzen, welche letztre ich, so viel ich an meinen Exem-
plaren unterscheiden kann, für ein lycopodion ansprechen
würde: theils aber unbekannte Seegeschöpfe der Vor-
welt wie z. B. die colossalische Medusenpalme (helmintho-
lithus portentosus
Linn.) in dem von Voll in Schwaben.

10. Stinkstein, Saustein. lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Unter dieser Gattung werden mancherley der vorigen
kalkartigen Steine begriffen, die so stark mit Erdharz
durchzogen sind, daß sie wenn sie geschabt werden, einen
theils sehr heftigen Geruch meist wie von angebrann-
tem Horn von sich geben. Bloß in Flöß-Gebirgen aber
unter mancherley Gestalt z. B. als Kalkspath; oder als
dichter Marmor (so der schwarze aus der Baumanns-
höle); oder als Kalkschiefer wie die mit den Ichthyo-
lithen vom Libanon und aus dem Veronesischen. Auch
von sehr verschiednem Alter; theils unter den incogni-
tis
aus dem Meeresboden der Vorwelt, wo zumahl die
räthselhaften Belemniten häufig in braunen Stinkstein
petrificirt sind; theils aber von sehr neuer Entstehung
nie z. B. in dem Oeninger Kalkschiefer mit Versteine-
rungen aus allen sechs Classen des Thierreichs und vie-
lerley Pflanzenabdrücken, aber alles von Gattungen von
Geschöpfen die sämmtlich noch jetzt und sogar in der
dasigen Gegend leben*).

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[601/0617] gelsdorfer und Mansfelder mit Süßwasser-Fischen und Pflanzen, welche letztre ich, so viel ich an meinen Exem- plaren unterscheiden kann, für ein lycopodion ansprechen würde: theils aber unbekannte Seegeschöpfe der Vor- welt wie z. B. die colossalische Medusenpalme (helmintho- lithus portentosus Linn.) in dem von Voll in Schwaben. 10. Stinkstein, Saustein. lapis suillus. (Fr. pierre puante.) Unter dieser Gattung werden mancherley der vorigen kalkartigen Steine begriffen, die so stark mit Erdharz durchzogen sind, daß sie wenn sie geschabt werden, einen theils sehr heftigen Geruch meist wie von angebrann- tem Horn von sich geben. Bloß in Flöß-Gebirgen aber unter mancherley Gestalt z. B. als Kalkspath; oder als dichter Marmor (so der schwarze aus der Baumanns- höle); oder als Kalkschiefer wie die mit den Ichthyo- lithen vom Libanon und aus dem Veronesischen. Auch von sehr verschiednem Alter; theils unter den incogni- tis aus dem Meeresboden der Vorwelt, wo zumahl die räthselhaften Belemniten häufig in braunen Stinkstein petrificirt sind; theils aber von sehr neuer Entstehung nie z. B. in dem Oeninger Kalkschiefer mit Versteine- rungen aus allen sechs Classen des Thierreichs und vie- lerley Pflanzenabdrücken, aber alles von Gattungen von Geschöpfen die sämmtlich noch jetzt und sogar in der dasigen Gegend leben *). *) s. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 19 u. f.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/617>, abgerufen am 03.07.2024.