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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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2. Der Basalt.

Meist wohl die gleiche Masse wie die gemeine
Lava, deren Guß aber bey plötzlichem Erkalten
oder durch andere Zufälle, durch ihre ganze
Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn-
gefähr wie ein nasser Stärke-Klumpe, wenn
er, zumal beym Feuer trocknet, rissig wird etc.
Diese Basaltsäulen sind von verschiedener Ge-
stalt, Stärke, Regelmäßigkeit und Richtung;
meist nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen
sie schräg, und an einigen Orten gar im halben
Mond gebogen mit beiden Enden in die Höhe
gekehrt. Auf vielen ausgebrannten Vulkanen,
z. V. auf dem Dransberg in unserer Nachbar-
schaft*); auf dem Weidelsberg an der Hessi-
schen und Waldeckischen Grenze und anderwärts,
finden sie sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm etc.
Die bey Stolpe, das daher seinen Namen hat**),
find schon ungleich gerader, auch von dichterm
Korn. Die bewunderungswürdigsten von allen
aber find vollends die so äußerst regelmäßig ge-
gliederten Basalte, da jede Säule aus genau
auf einander passenden Gliedern, fast wie ein
Rückgrat aus Wirbeln, besteht. So die beru-
fene Fingals-Höhle auf der Schottischen Insel
Staffa, vor allen andern aber der Riesen-Damm
(Giant's-Causway) an der Nordküste von Ir-
land, der aus mehr als 30,000 solcher Säulen,
deren jede meist 20 Zoll und drüber im Durch-
schnitt, und eine Hohe von 15 Fuß hat, die
dicht an einander stehen, und öden eine große

*) Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom
Aetna. S. die Dedications-Tafel vor den Cam-
pis phlegraeis.
fig.
II.
**) Stolpa heißt auf Slavonisch eine Säule.

2. Der Basalt.

Meist wohl die gleiche Masse wie die gemeine
Lava, deren Guß aber bey plötzlichem Erkalten
oder durch andere Zufälle, durch ihre ganze
Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn-
gefähr wie ein nasser Stärke-Klumpe, wenn
er, zumal beym Feuer trocknet, rissig wird ꝛc.
Diese Basaltsäulen sind von verschiedener Ge-
stalt, Stärke, Regelmäßigkeit und Richtung;
meist nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen
sie schräg, und an einigen Orten gar im halben
Mond gebogen mit beiden Enden in die Höhe
gekehrt. Auf vielen ausgebrannten Vulkanen,
z. V. auf dem Dransberg in unserer Nachbar-
schaft*); auf dem Weidelsberg an der Hessi-
schen und Waldeckischen Grenze und anderwärts,
finden sie sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm ꝛc.
Die bey Stolpe, das daher seinen Namen hat**),
find schon ungleich gerader, auch von dichterm
Korn. Die bewunderungswürdigsten von allen
aber find vollends die so äußerst regelmäßig ge-
gliederten Basalte, da jede Säule aus genau
auf einander passenden Gliedern, fast wie ein
Rückgrat aus Wirbeln, besteht. So die beru-
fene Fingals-Höhle auf der Schottischen Insel
Staffa, vor allen andern aber der Riesen-Damm
(Giant's-Causway) an der Nordküste von Ir-
land, der aus mehr als 30,000 solcher Säulen,
deren jede meist 20 Zoll und drüber im Durch-
schnitt, und eine Hohe von 15 Fuß hat, die
dicht an einander stehen, und öden eine große

*) Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom
Aetna. S. die Dedications-Tafel vor den Cam-
pis phlegraeis.
fig.
II.
**) Stolpa heißt auf Slavonisch eine Säule.
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[605/0625] 2. Der Basalt. Meist wohl die gleiche Masse wie die gemeine Lava, deren Guß aber bey plötzlichem Erkalten oder durch andere Zufälle, durch ihre ganze Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn- gefähr wie ein nasser Stärke-Klumpe, wenn er, zumal beym Feuer trocknet, rissig wird ꝛc. Diese Basaltsäulen sind von verschiedener Ge- stalt, Stärke, Regelmäßigkeit und Richtung; meist nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen sie schräg, und an einigen Orten gar im halben Mond gebogen mit beiden Enden in die Höhe gekehrt. Auf vielen ausgebrannten Vulkanen, z. V. auf dem Dransberg in unserer Nachbar- schaft *); auf dem Weidelsberg an der Hessi- schen und Waldeckischen Grenze und anderwärts, finden sie sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm ꝛc. Die bey Stolpe, das daher seinen Namen hat **), find schon ungleich gerader, auch von dichterm Korn. Die bewunderungswürdigsten von allen aber find vollends die so äußerst regelmäßig ge- gliederten Basalte, da jede Säule aus genau auf einander passenden Gliedern, fast wie ein Rückgrat aus Wirbeln, besteht. So die beru- fene Fingals-Höhle auf der Schottischen Insel Staffa, vor allen andern aber der Riesen-Damm (Giant's-Causway) an der Nordküste von Ir- land, der aus mehr als 30,000 solcher Säulen, deren jede meist 20 Zoll und drüber im Durch- schnitt, und eine Hohe von 15 Fuß hat, die dicht an einander stehen, und öden eine große *) Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom Aetna. S. die Dedications-Tafel vor den Cam- pis phlegraeis. fig. II. **) Stolpa heißt auf Slavonisch eine Säule.

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/625>, abgerufen am 21.05.2024.