nem Vater erzeugt, von einer dadurch befruch- teten Mutter gebohren werden, ohne doch selbst weder männlichen noch weiblichen Geschlechts zu seyn. Hier bey der Imme zeigt sich die Ver- schiedenheit zwischen diesen dreyerley Geschöpfen, am allerauffallendsten zwar bey der Zergliederung ihres innern Baues, doch auch schon in ihrer äussern Bildung. Das Weibgen, die sogenannte Königin oder der Weisler, (Taf. I. Fig. 9.) hat einen schlanken schmalen Leib, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackichtes Gebiß, braune Füsse u. s. w. Die männlichen Bienen, oder Thronen (Taf. I. Fig. 10.) sind gros und stark von Leibe, mit langen Flügeln etc. Die Geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bie- nen hingegen (Taf. I. Fig. 11.) sind weit klei- ner als jene beiden, von mittler Taille, verhält- nismässigen langen Flügeln, glatten Gebiß, schwarzen Füssen und einer besondern Grube am Hinterschenkel die zum aufladen des Blumen- staubes dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem Stock wol 20000 sind, haben allein die mannichfaltigen grossen Verrichtungen des Aufbauens, Eintragens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammlen Blumenstaub, den sie halbe Stunden weit her als Hösgen zum Stock tragen, wo er ihnen von den ältern abge- nommen, und zu Wachs verarbeitet wird: fer- ner saugen sie den sogenannten Nectar, ei- nen süslichen Saft, der sich vielleicht in allen Blüthen findet, und den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen- Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen versehn, von dem sie aber meist nur einmal in ihrem Leben Gebrauch
nem Vater erzeugt, von einer dadurch befruch- teten Mutter gebohren werden, ohne doch selbst weder männlichen noch weiblichen Geschlechts zu seyn. Hier bey der Imme zeigt sich die Ver- schiedenheit zwischen diesen dreyerley Geschöpfen, am allerauffallendsten zwar bey der Zergliederung ihres innern Baues, doch auch schon in ihrer äussern Bildung. Das Weibgen, die sogenannte Königin oder der Weisler, (Taf. I. Fig. 9.) hat einen schlanken schmalen Leib, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackichtes Gebiß, braune Füsse u. s. w. Die männlichen Bienen, oder Thronen (Taf. I. Fig. 10.) sind gros und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. Die Geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bie- nen hingegen (Taf. I. Fig. 11.) sind weit klei- ner als jene beiden, von mittler Taille, verhält- nismässigen langen Flügeln, glatten Gebiß, schwarzen Füssen und einer besondern Grube am Hinterschenkel die zum aufladen des Blumen- staubes dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem Stock wol 20000 sind, haben allein die mannichfaltigen grossen Verrichtungen des Aufbauens, Eintragens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammlen Blumenstaub, den sie halbe Stunden weit her als Hösgen zum Stock tragen, wo er ihnen von den ältern abge- nommen, und zu Wachs verarbeitet wird: fer- ner saugen sie den sogenannten Nectar, ei- nen süslichen Saft, der sich vielleicht in allen Blüthen findet, und den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen- Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen versehn, von dem sie aber meist nur einmal in ihrem Leben Gebrauch
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nem Vater erzeugt, von einer dadurch befruch-
teten Mutter gebohren werden, ohne doch selbst
weder männlichen noch weiblichen Geschlechts zu
seyn. Hier bey der Imme zeigt sich die Ver-
schiedenheit zwischen diesen dreyerley Geschöpfen,
am allerauffallendsten zwar bey der Zergliederung
ihres innern Baues, doch auch schon in ihrer
äussern Bildung. Das Weibgen, die sogenannte
Königin oder der Weisler, (Taf. I. Fig. 9.)
hat einen schlanken schmalen Leib, kurze Flügel,
einen behaarten Kopf, ein zackichtes Gebiß,
braune Füsse u. s. w. Die männlichen Bienen,
oder Thronen (Taf. I. Fig. 10.) sind gros und
stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. Die
Geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bie-
nen hingegen (Taf. I. Fig. 11.) sind weit klei-
ner als jene beiden, von mittler Taille, verhält-
nismässigen langen Flügeln, glatten Gebiß,
schwarzen Füssen und einer besondern Grube am
Hinterschenkel die zum aufladen des Blumen-
staubes dient, u. s. w. Diese letztern, deren
in einem Stock wol 20000 sind, haben allein
die mannichfaltigen grossen Verrichtungen des
Aufbauens, Eintragens und der Besorgung der
Brut. Die jüngern sammlen Blumenstaub, den
sie halbe Stunden weit her als Hösgen zum
Stock tragen, wo er ihnen von den ältern abge-
nommen, und zu Wachs verarbeitet wird: fer-
ner saugen sie den sogenannten Nectar, ei-
nen süslichen Saft, der sich vielleicht in allen
Blüthen findet, und den sie in einem besondern
Eingeweide zu Honig umarbeiten, und im Stocke
wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/392>, abgerufen am 22.11.2024.
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