Das Elendthier lebt in der nördlichen Erde, erreicht beynah die Grösse vom Pferd, und kommt in seiner Lebensart mit dem Rennthier überein. Es ist eben so schnell, und soll in einem Tage funfzig Meilen zurück legen können. Es last sich zähmen und mit den Rennthieren auf die Weide treiben, bleibt aber doch auch alsdann, wie andre Gattungen dieses Geschlechts, zur Brunstzeit fürchterlich. Das Fleisch des Thiers ist schmackhafft, und sein Fell so fest, daß es Flintenkugeln widerstehen soll. Daß das Elend- thier oft von Epilepsie befallen werde, und sich dann mit seiner Hinterklaue am Kopf blutig kratze, und daß die Ringe und Halsbänder von Elendsklauen wirksame Mittel gegen vielerley Krankheiten wären, sind alles ungegründete Sagen.
2. +. Dama der Damhrisch, Tannhirsch. C. cornibus subramosis compressis, summitate palmata. *
Dieses Thier lebt Heerbenweise in den Wäl- dern des gemässigten Europa, und soll sich nach der Versicherung mancher Reisenden*) auch in Nordamerika finden. Es ist kleiner als der ge- meine Hirsch, dem es aber in seiner Oekonomie gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat braune, gefleckte, und auch ganz weisse Dam- hirsche. In der Wildnis find sie ziemlich muthige Thiere, die oft Tage lang wegen eines streiti- gen Weidplatzes oder die Männchen wegen ih- rer Gatten kämpfen. Allein in der Gefangen- schaft legt sich dieses Feuer, da sie zwangkirre und furchtsam werden.
*) Gabr. Thomas Pensylvan. S. 12.
Das Elendthier lebt in der nördlichen Erde, erreicht beynah die Grösse vom Pferd, und kommt in seiner Lebensart mit dem Rennthier überein. Es ist eben so schnell, und soll in einem Tage funfzig Meilen zurück legen können. Es last sich zähmen und mit den Rennthieren auf die Weide treiben, bleibt aber doch auch alsdann, wie andre Gattungen dieses Geschlechts, zur Brunstzeit fürchterlich. Das Fleisch des Thiers ist schmackhafft, und sein Fell so fest, daß es Flintenkugeln widerstehen soll. Daß das Elend- thier oft von Epilepsie befallen werde, und sich dann mit seiner Hinterklaue am Kopf blutig kratze, und daß die Ringe und Halsbänder von Elendsklauen wirksame Mittel gegen vielerley Krankheiten wären, sind alles ungegründete Sagen.
2. †. Dama der Damhrisch, Tannhirsch. C. cornibus subramosis compressis, summitate palmata. *
Dieses Thier lebt Heerbenweise in den Wäl- dern des gemässigten Europa, und soll sich nach der Versicherung mancher Reisenden*) auch in Nordamerika finden. Es ist kleiner als der ge- meine Hirsch, dem es aber in seiner Oekonomie gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat braune, gefleckte, und auch ganz weisse Dam- hirsche. In der Wildnis find sie ziemlich muthige Thiere, die oft Tage lang wegen eines streiti- gen Weidplatzes oder die Männchen wegen ih- rer Gatten kämpfen. Allein in der Gefangen- schaft legt sich dieses Feuer, da sie zwangkirre und furchtsam werden.
*) Gabr. Thomas Pensylvan. S. 12.
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Das Elendthier lebt in der nördlichen Erde,
erreicht beynah die Grösse vom Pferd, und kommt
in seiner Lebensart mit dem Rennthier überein.
Es ist eben so schnell, und soll in einem Tage
funfzig Meilen zurück legen können. Es last
sich zähmen und mit den Rennthieren auf die
Weide treiben, bleibt aber doch auch alsdann,
wie andre Gattungen dieses Geschlechts, zur
Brunstzeit fürchterlich. Das Fleisch des Thiers
ist schmackhafft, und sein Fell so fest, daß es
Flintenkugeln widerstehen soll. Daß das Elend-
thier oft von Epilepsie befallen werde, und sich
dann mit seiner Hinterklaue am Kopf blutig
kratze, und daß die Ringe und Halsbänder von
Elendsklauen wirksame Mittel gegen vielerley
Krankheiten wären, sind alles ungegründete
Sagen.
2. †. Dama der Damhrisch, Tannhirsch. C.
cornibus subramosis compressis, summitate
palmata. *
Dieses Thier lebt Heerbenweise in den Wäl-
dern des gemässigten Europa, und soll sich nach
der Versicherung mancher Reisenden *) auch in
Nordamerika finden. Es ist kleiner als der ge-
meine Hirsch, dem es aber in seiner Oekonomie
gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat
braune, gefleckte, und auch ganz weisse Dam-
hirsche. In der Wildnis find sie ziemlich muthige
Thiere, die oft Tage lang wegen eines streiti-
gen Weidplatzes oder die Männchen wegen ih-
rer Gatten kämpfen. Allein in der Gefangen-
schaft legt sich dieses Feuer, da sie zwangkirre
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*) Gabr. Thomas Pensylvan. S. 12.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/134>, abgerufen am 26.11.2024.
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