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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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chen Töne aus beklemmter Brust, bey Schrecken,
und in andern heftigen Leidenschaften zeigen.
Die Sprache aber entwickelt sich erst mit der
Vernunft, da denn die Seele ihre erlangten Be-
griffe, der Zunge zum Aussprechen überträgt. Es
giebt eben so wenig ein sprachloses, als ein ver-
nunftloses Volt auf unserer Erde, und wir ha-
ben nun die Wörterbücher der Eskimos, der
Hottentotten und anderer Nationen, denen die
leichtglaubigen Reisenden der alten Zeit die Re-
de abzusprechen wagten. Zu den körperlichen
Eigenschaften des Menschen gehört vorzüglich
sein aufrechter Gang und der Gebrauch
zweyer Hände, wodurch er, unserm Bedün-
ken nach, selbst vom Menschenähnlichsten Af-
fen zu unterscheiden ist. Moscati's spashaf-
ter Ruf an die Menschheit, auf allen vieren zu
laufen, wird bey einiger Kenntnis von Anatome
comparata
blos belächelt. Die breiten Fußsoh-
len sind zum Auftreten, die Hände zum Fassen und
Greifen. Die Affen hingegen haben vier Hände,
nemlich keine grosse Zehe, sondern an den Hin-
terfüßen eben sowol einen abstehenden Daumen,
als an den vordern (§. 43); und daß nicht et-
wa unser Fuß nur durch den Gebrauch der Schu-
he die Bildung und Fähigkeit der Hände verloren
habe, wird durch die Beyspiele der barfussen
Nationen, und des ungebornen Kindes, erweis-
lich. Das Weibliche Geschlecht hat noch ein paar
eigenthümliche Charaktere, die dem Männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nämlich ei-
nen periodischen Blutverlust in einer bestimm-
ten Reihe von Lebensjahren; und dann ein kör-
perliches Kennzeichen der unverlezten Jung-
fräulichen Unschuld, was blos seinen sittlichen
Nutzen hat, und folglich für andre Thiere ein
zweckloser Theil seyn würde.

chen Töne aus beklemmter Brust, bey Schrecken,
und in andern heftigen Leidenschaften zeigen.
Die Sprache aber entwickelt sich erst mit der
Vernunft, da denn die Seele ihre erlangten Be-
griffe, der Zunge zum Aussprechen überträgt. Es
giebt eben so wenig ein sprachloses, als ein ver-
nunftloses Volt auf unserer Erde, und wir ha-
ben nun die Wörterbücher der Eskimos, der
Hottentotten und anderer Nationen, denen die
leichtglaubigen Reisenden der alten Zeit die Re-
de abzusprechen wagten. Zu den körperlichen
Eigenschaften des Menschen gehört vorzüglich
sein aufrechter Gang und der Gebrauch
zweyer Hände, wodurch er, unserm Bedün-
ken nach, selbst vom Menschenähnlichsten Af-
fen zu unterscheiden ist. Moscati's spashaf-
ter Ruf an die Menschheit, auf allen vieren zu
laufen, wird bey einiger Kenntnis von Anatome
comparata
blos belächelt. Die breiten Fußsoh-
len sind zum Auftreten, die Hände zum Fassen und
Greifen. Die Affen hingegen haben vier Hände,
nemlich keine grosse Zehe, sondern an den Hin-
terfüßen eben sowol einen abstehenden Daumen,
als an den vordern (§. 43); und daß nicht et-
wa unser Fuß nur durch den Gebrauch der Schu-
he die Bildung und Fähigkeit der Hände verloren
habe, wird durch die Beyspiele der barfussen
Nationen, und des ungebornen Kindes, erweis-
lich. Das Weibliche Geschlecht hat noch ein paar
eigenthümliche Charaktere, die dem Männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nämlich ei-
nen periodischen Blutverlust in einer bestimm-
ten Reihe von Lebensjahren; und dann ein kör-
perliches Kennzeichen der unverlezten Jung-
fräulichen Unschuld, was blos seinen sittlichen
Nutzen hat, und folglich für andre Thiere ein
zweckloser Theil seyn würde.

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[61/0083] chen Töne aus beklemmter Brust, bey Schrecken, und in andern heftigen Leidenschaften zeigen. Die Sprache aber entwickelt sich erst mit der Vernunft, da denn die Seele ihre erlangten Be- griffe, der Zunge zum Aussprechen überträgt. Es giebt eben so wenig ein sprachloses, als ein ver- nunftloses Volt auf unserer Erde, und wir ha- ben nun die Wörterbücher der Eskimos, der Hottentotten und anderer Nationen, denen die leichtglaubigen Reisenden der alten Zeit die Re- de abzusprechen wagten. Zu den körperlichen Eigenschaften des Menschen gehört vorzüglich sein aufrechter Gang und der Gebrauch zweyer Hände, wodurch er, unserm Bedün- ken nach, selbst vom Menschenähnlichsten Af- fen zu unterscheiden ist. Moscati's spashaf- ter Ruf an die Menschheit, auf allen vieren zu laufen, wird bey einiger Kenntnis von Anatome comparata blos belächelt. Die breiten Fußsoh- len sind zum Auftreten, die Hände zum Fassen und Greifen. Die Affen hingegen haben vier Hände, nemlich keine grosse Zehe, sondern an den Hin- terfüßen eben sowol einen abstehenden Daumen, als an den vordern (§. 43); und daß nicht et- wa unser Fuß nur durch den Gebrauch der Schu- he die Bildung und Fähigkeit der Hände verloren habe, wird durch die Beyspiele der barfussen Nationen, und des ungebornen Kindes, erweis- lich. Das Weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigenthümliche Charaktere, die dem Männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nämlich ei- nen periodischen Blutverlust in einer bestimm- ten Reihe von Lebensjahren; und dann ein kör- perliches Kennzeichen der unverlezten Jung- fräulichen Unschuld, was blos seinen sittlichen Nutzen hat, und folglich für andre Thiere ein zweckloser Theil seyn würde.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/83>, abgerufen am 25.11.2024.