71. vorticella, Blumen-Polypen. Corpus petiolatum vibrans. Os terminale, plerisque ciliatum.
Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren nähere Untersuchung aber doch ein stark bewaff- netes Auge erfordert. Die mehresten Blumen- Polypen leben gesellschaftlich, entweder an einem gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, oder sie sind doch in eine Stelle zusammen versammelt; da eine solche Colonie dem blosen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkomt, das aber bey der mindesten Erschütterung des Glases auf einige Zeit zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.
1. + Anastatica. V. stirpe multifida, floribus campanulatis. *
2. + Rotatoria, das Räderthier. V. caudata cylindracea, pharyngis rotulis binis. *
Wir haben des überaus sonderbaren Thiergens schon mehrmahlen erwähnt (§. 22. 30): und ihm schon oben das vermeinte Herz abgesprochen, und es für die Speiseröhre erklärt.
3. + Tubulosa, der Röhren-Polyp. V. tu- bulosa, fixa, erecta, capite tetrapetalo.
An Wasserpflanzen in einem kleinen Futteral. Der Hals dreht sich unaufhörlich aber langsam her- um, fast wie eine Schraube ohne Ende. Unser ver- storbener Freund der Hr. Leibmed. Wagler hat uns versichert, daß die Nebenrörgen nicht aus der Hauptröre entspringen, sondern blos zufällig angebauet werden.
71. vorticella, Blumen-Polypen. Corpus petiolatum vibrans. Os terminale, plerisque ciliatum.
Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren nähere Untersuchung aber doch ein stark bewaff- netes Auge erfordert. Die mehresten Blumen- Polypen leben gesellschaftlich, entweder an einem gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, oder sie sind doch in eine Stelle zusammen versammelt; da eine solche Colonie dem blosen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkomt, das aber bey der mindesten Erschütterung des Glases auf einige Zeit zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.
1. † Anastatica. V. stirpe multifida, floribus campanulatis. *
2. † Rotatoria, das Räderthier. V. caudata cylindracea, pharyngis rotulis binis. *
Wir haben des überaus sonderbaren Thiergens schon mehrmahlen erwähnt (§. 22. 30): und ihm schon oben das vermeinte Herz abgesprochen, und es für die Speiseröhre erklärt.
3. † Tubulosa, der Röhren-Polyp. V. tu- bulosa, fixa, erecta, capite tetrapetalo.
An Wasserpflanzen in einem kleinen Futteral. Der Hals dreht sich unaufhörlich aber langsam her- um, fast wie eine Schraube ohne Ende. Unser ver- storbener Freund der Hr. Leibmed. Wagler hat uns versichert, daß die Nebenrörgen nicht aus der Hauptröre entspringen, sondern blos zufällig angebauet werden.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0468"xml:id="pb445_0001"n="445"/><prendition="#indent-1">71. <hirendition="#g"><hirendition="#k"><hirendition="#aq">vorticella</hi></hi></hi>, Blumen-Polypen.<lb/><hirendition="#aq">Corpus petiolatum vibrans. Os terminale,<lb/>
plerisque ciliatum</hi>.</p><prendition="#l1em">Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren<lb/>
nähere Untersuchung aber doch ein stark bewaff-<lb/>
netes Auge erfordert. Die mehresten Blumen-<lb/>
Polypen leben gesellschaftlich, entweder an einem<lb/>
gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, oder sie<lb/>
sind doch in eine Stelle zusammen versammelt;<lb/>
da eine solche Colonie dem blosen Auge wie ein<lb/>
Kügelchen Schimmel vorkomt, das aber bey der<lb/>
mindesten Erschütterung des Glases auf einige<lb/>
Zeit zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.</p><prendition="#indent-2">1. †<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Anastatica</hi></hi>. <hirendition="#aq">V. stirpe multifida, floribus<lb/>
campanulatis</hi>. *</p><prendition="#l2em"><hirendition="#g"><hirendition="#k"><hirendition="#aq">trembley</hi></hi></hi><hirendition="#aq">in philos. Transact. Vol</hi>.<lb/>
XLIV. <hirendition="#aq">Tab</hi>. I. <hirendition="#aq">fig</hi>. 7. 8. 9.</p><prendition="#indent-2">2. †<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Rotatoria</hi></hi>, das Räderthier. <hirendition="#aq">V. caudata<lb/>
cylindracea, pharyngis rotulis binis</hi>. *</p><prendition="#l1em">Wir haben des überaus sonderbaren Thiergens<lb/>
schon mehrmahlen erwähnt (§. 22. 30): und<lb/>
ihm schon oben das vermeinte Herz abgesprochen,<lb/>
und es für die Speiseröhre erklärt.</p><prendition="#indent-2">3. †<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Tubulosa</hi></hi>, der Röhren-Polyp. <hirendition="#aq">V. tu-<lb/>
bulosa, fixa, erecta, capite tetrapetalo</hi>.</p><prendition="#l1em">An Wasserpflanzen in einem kleinen Futteral.<lb/>
Der Hals dreht sich unaufhörlich aber langsam her-<lb/>
um, fast wie eine Schraube ohne Ende. Unser ver-<lb/>
storbener Freund der Hr. Leibmed. Wagler hat uns<lb/>
versichert, daß die Nebenrörgen nicht aus der<lb/>
Hauptröre entspringen, sondern blos zufällig<lb/>
angebauet werden.</p></div></div></div></body></text></TEI>
[445/0468]
71. vorticella, Blumen-Polypen.
Corpus petiolatum vibrans. Os terminale,
plerisque ciliatum.
Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren
nähere Untersuchung aber doch ein stark bewaff-
netes Auge erfordert. Die mehresten Blumen-
Polypen leben gesellschaftlich, entweder an einem
gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, oder sie
sind doch in eine Stelle zusammen versammelt;
da eine solche Colonie dem blosen Auge wie ein
Kügelchen Schimmel vorkomt, das aber bey der
mindesten Erschütterung des Glases auf einige
Zeit zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.
1. † Anastatica. V. stirpe multifida, floribus
campanulatis. *
trembley in philos. Transact. Vol.
XLIV. Tab. I. fig. 7. 8. 9.
2. † Rotatoria, das Räderthier. V. caudata
cylindracea, pharyngis rotulis binis. *
Wir haben des überaus sonderbaren Thiergens
schon mehrmahlen erwähnt (§. 22. 30): und
ihm schon oben das vermeinte Herz abgesprochen,
und es für die Speiseröhre erklärt.
3. † Tubulosa, der Röhren-Polyp. V. tu-
bulosa, fixa, erecta, capite tetrapetalo.
An Wasserpflanzen in einem kleinen Futteral.
Der Hals dreht sich unaufhörlich aber langsam her-
um, fast wie eine Schraube ohne Ende. Unser ver-
storbener Freund der Hr. Leibmed. Wagler hat uns
versichert, daß die Nebenrörgen nicht aus der
Hauptröre entspringen, sondern blos zufällig
angebauet werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/467>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.