sich, oder scharren sie in den Sand, oder ver- graben sie, wie die Natter, um die Ausbildung der Jungen zu beschleunigen, in Misthaufen. Nur die weibliche Pipa streicht sich ihren Laich aus den Buckel, drückt und reibt ihn recht in die Haut ein, und last so ihre Jungen auf ihrem Rücken auskriechen.
§. 105.
Nicht alle Amphibien kommen gleich in ih- rer vollkommnen Gestalt zur Welt, sondern ver- schiedne müssen sich in ihrer Jugend erst noch ei- ner Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmassen erlangen. Dieß gilt vorzüg- lich von den Fröschen und Eidexen, die in der Gestalt wie sie dem Eye entkriechen, noch we- nig von der Figur haben, die sie im reisern Al- ter erlangen sollen. Sie haben dann noch kei- ne Füsse, von denen erst allmälig zuerst das hin- tere und hernach das vordere Paar zum Aus- bruch kommen soll. Dagegen sind sie mit ei- nem langen fischähnlichen Schwänze versehn, der bey den mehrsten Fröschen in demselben Maas- se allgemach verschwindet, in welchem sich die Beine des Thiergens entwickeln. Diese unvoll- kommenen Geschöpft (larvae) leben blos im Was- ser, wenn sie auch gleich in der Folge das tro- ckene Land zu ihrem Aufenthalt wählen; und das blosse Athemholen durch Lungen würde ihnen
sich, oder scharren sie in den Sand, oder ver- graben sie, wie die Natter, um die Ausbildung der Jungen zu beschleunigen, in Misthaufen. Nur die weibliche Pipa streicht sich ihren Laich aus den Buckel, drückt und reibt ihn recht in die Haut ein, und last so ihre Jungen auf ihrem Rücken auskriechen.
§. 105.
Nicht alle Amphibien kommen gleich in ih- rer vollkommnen Gestalt zur Welt, sondern ver- schiedne müssen sich in ihrer Jugend erst noch ei- ner Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmassen erlangen. Dieß gilt vorzüg- lich von den Fröschen und Eidexen, die in der Gestalt wie sie dem Eye entkriechen, noch we- nig von der Figur haben, die sie im reisern Al- ter erlangen sollen. Sie haben dann noch kei- ne Füsse, von denen erst allmälig zuerst das hin- tere und hernach das vordere Paar zum Aus- bruch kommen soll. Dagegen sind sie mit ei- nem langen fischähnlichen Schwänze versehn, der bey den mehrsten Fröschen in demselben Maas- se allgemach verschwindet, in welchem sich die Beine des Thiergens entwickeln. Diese unvoll- kommenen Geschöpft (larvae) leben blos im Was- ser, wenn sie auch gleich in der Folge das tro- ckene Land zu ihrem Aufenthalt wählen; und das blosse Athemholen durch Lungen würde ihnen
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0274"xml:id="pb251_0001"n="251"/>
sich, oder scharren sie in den Sand, oder ver-<lb/>
graben sie, wie die Natter, um die Ausbildung<lb/>
der Jungen zu beschleunigen, in Misthaufen.<lb/>
Nur die weibliche Pipa streicht sich ihren Laich<lb/>
aus den Buckel, drückt und reibt ihn recht<lb/>
in die Haut ein, und last so ihre Jungen auf<lb/>
ihrem Rücken auskriechen.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 105.</head><lb/><p>Nicht alle Amphibien kommen gleich in ih-<lb/>
rer vollkommnen Gestalt zur Welt, sondern ver-<lb/>
schiedne müssen sich in ihrer Jugend erst noch ei-<lb/>
ner Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie<lb/>
die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller<lb/>
ihrer Gliedmassen erlangen. Dieß gilt vorzüg-<lb/>
lich von den Fröschen und Eidexen, die in der<lb/>
Gestalt wie sie dem Eye entkriechen, noch we-<lb/>
nig von der Figur haben, die sie im reisern Al-<lb/>
ter erlangen sollen. Sie haben dann noch kei-<lb/>
ne Füsse, von denen erst allmälig zuerst das hin-<lb/>
tere und hernach das vordere Paar zum Aus-<lb/>
bruch kommen soll. Dagegen sind sie mit ei-<lb/>
nem langen fischähnlichen Schwänze versehn, der<lb/>
bey den mehrsten Fröschen in demselben Maas-<lb/>
se allgemach verschwindet, in welchem sich die<lb/>
Beine des Thiergens entwickeln. Diese unvoll-<lb/>
kommenen Geschöpft (<hirendition="#aq">larvae</hi>) leben blos im Was-<lb/>
ser, wenn sie auch gleich in der Folge das tro-<lb/>
ckene Land zu ihrem Aufenthalt wählen; und<lb/>
das blosse Athemholen durch Lungen würde ihnen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[251/0274]
sich, oder scharren sie in den Sand, oder ver-
graben sie, wie die Natter, um die Ausbildung
der Jungen zu beschleunigen, in Misthaufen.
Nur die weibliche Pipa streicht sich ihren Laich
aus den Buckel, drückt und reibt ihn recht
in die Haut ein, und last so ihre Jungen auf
ihrem Rücken auskriechen.
§. 105.
Nicht alle Amphibien kommen gleich in ih-
rer vollkommnen Gestalt zur Welt, sondern ver-
schiedne müssen sich in ihrer Jugend erst noch ei-
ner Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie
die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller
ihrer Gliedmassen erlangen. Dieß gilt vorzüg-
lich von den Fröschen und Eidexen, die in der
Gestalt wie sie dem Eye entkriechen, noch we-
nig von der Figur haben, die sie im reisern Al-
ter erlangen sollen. Sie haben dann noch kei-
ne Füsse, von denen erst allmälig zuerst das hin-
tere und hernach das vordere Paar zum Aus-
bruch kommen soll. Dagegen sind sie mit ei-
nem langen fischähnlichen Schwänze versehn, der
bey den mehrsten Fröschen in demselben Maas-
se allgemach verschwindet, in welchem sich die
Beine des Thiergens entwickeln. Diese unvoll-
kommenen Geschöpft (larvae) leben blos im Was-
ser, wenn sie auch gleich in der Folge das tro-
ckene Land zu ihrem Aufenthalt wählen; und
das blosse Athemholen durch Lungen würde ihnen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/273>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.