Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig, so daß man wol zwanzig verschiedene Gattungen zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nah- wen belegt, und verschiedentlich geschätzt werden. Mehrentheils schlagen die Finken in jedem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde über- ein, und die in den benachbarten Gegenden wie- der anders. Oft hat aber auch ein Fink drey- viererley Gesang, mit dem er abwechselt. Die Streichzeit dieser Thiere ist um Michaelis, und dauert vier Wochen lang. Sie fallen, zumal bey neblichtem Wetter, leicht auf den Heerd, und lassen sich willig durch geblendete Finken locken. Sonsten sind sie schlaue Thiere, die den Raubvö- geln und den Garnen auf mannichfaltige Weise zu entgehen wissen.
2. +. Montifringilla. der Bergfink, Tannen- fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee- fink, Winterfink, Quäckfink, Nikawitz, Gegler. F. alarum basi subtus flavissima. *
Findet sich häufig auf den Harz, und über- haupt in Tangelwäldern, zieht sich aber des Win- ters nach den Dörfern, um seine Nahrung auf dem Mist zu suchen.
3. + Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. F. fronte et gula coccineis, remigibus antror- sum flavis: rectricibus duabus extimis me- dio reliquisque apice albis. *
Ein überaus artiges Thier, was sich durch sehr viele vortheilhafte Seiten empfiehlt. Es ist der schönste hiesige Sangvogel, der Jahr aus, Jahr ein im Käficht fingt, sehr leicht zahm wird, und selbst zum freyen Aus- und Einstiegen zu gewöh- nen ist. Er erreicht dabey ein Alter von zwan- zig und mehr Jahren, und frißt in der Wildnis
Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig, so daß man wol zwanzig verschiedene Gattungen zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nah- wen belegt, und verschiedentlich geschätzt werden. Mehrentheils schlagen die Finken in jedem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde über- ein, und die in den benachbarten Gegenden wie- der anders. Oft hat aber auch ein Fink drey- viererley Gesang, mit dem er abwechselt. Die Streichzeit dieser Thiere ist um Michaelis, und dauert vier Wochen lang. Sie fallen, zumal bey neblichtem Wetter, leicht auf den Heerd, und lassen sich willig durch geblendete Finken locken. Sonsten sind sie schlaue Thiere, die den Raubvö- geln und den Garnen auf mannichfaltige Weise zu entgehen wissen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen- fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee- fink, Winterfink, Quäckfink, Nikawitz, Gegler. F. alarum basi subtus flavissima. *
Findet sich häufig auf den Harz, und über- haupt in Tangelwäldern, zieht sich aber des Win- ters nach den Dörfern, um seine Nahrung auf dem Mist zu suchen.
3. † Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. F. fronte et gula coccineis, remigibus antror- sum flavis: rectricibus duabus extimis me- dio reliquisque apice albis. *
Ein überaus artiges Thier, was sich durch sehr viele vortheilhafte Seiten empfiehlt. Es ist der schönste hiesige Sangvogel, der Jahr aus, Jahr ein im Käficht fingt, sehr leicht zahm wird, und selbst zum freyen Aus- und Einstiegen zu gewöh- nen ist. Er erreicht dabey ein Alter von zwan- zig und mehr Jahren, und frißt in der Wildnis
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Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig,
so daß man wol zwanzig verschiedene Gattungen
zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nah-
wen belegt, und verschiedentlich geschätzt werden.
Mehrentheils schlagen die Finken in jedem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die Runde über-
ein, und die in den benachbarten Gegenden wie-
der anders. Oft hat aber auch ein Fink drey-
viererley Gesang, mit dem er abwechselt. Die
Streichzeit dieser Thiere ist um Michaelis, und
dauert vier Wochen lang. Sie fallen, zumal
bey neblichtem Wetter, leicht auf den Heerd, und
lassen sich willig durch geblendete Finken locken.
Sonsten sind sie schlaue Thiere, die den Raubvö-
geln und den Garnen auf mannichfaltige Weise
zu entgehen wissen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee-
fink, Winterfink, Quäckfink, Nikawitz,
Gegler. F. alarum basi subtus flavissima. *
Findet sich häufig auf den Harz, und über-
haupt in Tangelwäldern, zieht sich aber des Win-
ters nach den Dörfern, um seine Nahrung auf
dem Mist zu suchen.
3. † Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. F.
fronte et gula coccineis, remigibus antror-
sum flavis: rectricibus duabus extimis me-
dio reliquisque apice albis. *
Ein überaus artiges Thier, was sich durch sehr
viele vortheilhafte Seiten empfiehlt. Es ist der
schönste hiesige Sangvogel, der Jahr aus, Jahr
ein im Käficht fingt, sehr leicht zahm wird, und
selbst zum freyen Aus- und Einstiegen zu gewöh-
nen ist. Er erreicht dabey ein Alter von zwan-
zig und mehr Jahren, und frißt in der Wildnis
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/253>, abgerufen am 23.11.2024.
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