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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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4. Vicunna. das Schaafcameel. C. tophis
nullis, corpore lanato
.

Hill, hist. of anim. tab. XXVIII.

Die Vicunna ist in ihrer Gestalt wenig vom
Clacma unterschieden, nur kleiner. Sie taugt
aber nicht so zum Lasttragen, sondern wird mehr
ihres rothbraunen Hares wegen geschätzt, was
die bekannte Vicugna-Wolle giebt. Auch der
occidentalische Bezoar kommt von diesem Thier.
Das Alpaca kommt ihm sehr nahe, ist aber
noch grösser als das Clacma.

29. capra. Cornua cava scabra.

1. +. Ovis. das Schaaf. C. mento imberbi,
cornibus compressis lunatis
. *

Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der
Ziege, und ist überhaupt in seiner ganzen Oekono-
mie und Körperbau zu nahe mit ihr verwandt,
als daß es in ein besonder Geschlecht von ihr ge-
trennt zu werden verdiente. Es ist ein ungemein
furchtsames, dummes, und zugleich wehrloses
Thier, was sich seiner Freyheit von selbsten begeben
zu haben, und freywillig unter den Schutz des Men-
schen geflüchtet zu seyn scheint, was sich daher
nicht mehr wild, aber fast über die ganze Erde
als Hausthier findet. Wenige dieser Thiere sind
dem Menschen auf so mannichfaltige Weise, und
so unmittelbar nutzbar als das Schaaf. Sein
Fleisch, seine Milch, seine Wolle, sein Fell, sein
Talg, seine Därme, seine Knochen, und selbst
sein Mist werden zu vielfachen Zwecken verbraucht;
und der starke Hang zur Wollust, den dieses Thier
mit aller seiner Dummheit verbindet, und seine
davon abhängende Fruchtbarkeit, machen den
Vortheil, den man von seiner Zucht zieht, noch

4. Vicunna. das Schaafcameel. C. tophis
nullis, corpore lanato
.

Hill, hist. of anim. tab. XXVIII.

Die Vicunna ist in ihrer Gestalt wenig vom
Clacma unterschieden, nur kleiner. Sie taugt
aber nicht so zum Lasttragen, sondern wird mehr
ihres rothbraunen Hares wegen geschätzt, was
die bekannte Vicugna-Wolle giebt. Auch der
occidentalische Bezoar kommt von diesem Thier.
Das Alpaca kommt ihm sehr nahe, ist aber
noch grösser als das Clacma.

29. capra. Cornua cava scabra.

1. †. Ovis. das Schaaf. C. mento imberbi,
cornibus compressis lunatis
. *

Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der
Ziege, und ist überhaupt in seiner ganzen Oekono-
mie und Körperbau zu nahe mit ihr verwandt,
als daß es in ein besonder Geschlecht von ihr ge-
trennt zu werden verdiente. Es ist ein ungemein
furchtsames, dummes, und zugleich wehrloses
Thier, was sich seiner Freyheit von selbsten begeben
zu haben, und freywillig unter den Schutz des Men-
schen geflüchtet zu seyn scheint, was sich daher
nicht mehr wild, aber fast über die ganze Erde
als Hausthier findet. Wenige dieser Thiere sind
dem Menschen auf so mannichfaltige Weise, und
so unmittelbar nutzbar als das Schaaf. Sein
Fleisch, seine Milch, seine Wolle, sein Fell, sein
Talg, seine Därme, seine Knochen, und selbst
sein Mist werden zu vielfachen Zwecken verbraucht;
und der starke Hang zur Wollust, den dieses Thier
mit aller seiner Dummheit verbindet, und seine
davon abhängende Fruchtbarkeit, machen den
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[115/0137] 4. Vicunna. das Schaafcameel. C. tophis nullis, corpore lanato. Hill, hist. of anim. tab. XXVIII. Die Vicunna ist in ihrer Gestalt wenig vom Clacma unterschieden, nur kleiner. Sie taugt aber nicht so zum Lasttragen, sondern wird mehr ihres rothbraunen Hares wegen geschätzt, was die bekannte Vicugna-Wolle giebt. Auch der occidentalische Bezoar kommt von diesem Thier. Das Alpaca kommt ihm sehr nahe, ist aber noch grösser als das Clacma. 29. capra. Cornua cava scabra. 1. †. Ovis. das Schaaf. C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis. * Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der Ziege, und ist überhaupt in seiner ganzen Oekono- mie und Körperbau zu nahe mit ihr verwandt, als daß es in ein besonder Geschlecht von ihr ge- trennt zu werden verdiente. Es ist ein ungemein furchtsames, dummes, und zugleich wehrloses Thier, was sich seiner Freyheit von selbsten begeben zu haben, und freywillig unter den Schutz des Men- schen geflüchtet zu seyn scheint, was sich daher nicht mehr wild, aber fast über die ganze Erde als Hausthier findet. Wenige dieser Thiere sind dem Menschen auf so mannichfaltige Weise, und so unmittelbar nutzbar als das Schaaf. Sein Fleisch, seine Milch, seine Wolle, sein Fell, sein Talg, seine Därme, seine Knochen, und selbst sein Mist werden zu vielfachen Zwecken verbraucht; und der starke Hang zur Wollust, den dieses Thier mit aller seiner Dummheit verbindet, und seine davon abhängende Fruchtbarkeit, machen den Vortheil, den man von seiner Zucht zieht, noch

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/137>, abgerufen am 02.05.2024.