Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

den thierischen Verrichtungen des menschlichen Kör-
pers. Die Werkzeuge derselben, als: das große
und kleine Gehirn, das daran hängende Rückenmark,
und die aus dieser dreyfachen Quelle entspringenden
Nerven, theilt er in zwey Hauptklassen ein, in das
Sensorium, und die Nerven. Das Sensorium
begreift alles dasjenige, was außer den Nerven und
ihren ersten Anfängen zum Nervensystem gehört und
wodurch die Verrichtungen der Nerven mit unserm
Seelenvermögen verknüpft zu seyn scheinen. S.
Blumenbachs Physiologie, 15. Abschn.

Also nicht blos in der Größe der Gehirnmasse
besteht der Vorzug des Menschen vor dem Thiere,
sondern hauptsächlich darin, daß er in Vergleichung
mit der Hirnmasse sehr dünne Nerven hat. Je stär-
kere Nerven zur Empfindbarkeit aus dem Hirnmarke
auslaufen, desto stumpfer finden wir die Vorstel-
lungskraft der Thiere.

Höchst wahrscheinlich dürfte es aber auch man-
chem nicht unangenehm seyn, hier noch den Unter-
schied zwischen der Bildung der inneren Theile von
dem Gehirn eines Menschen und Menschenähnlichen
Affen zu finden, und dieses wird am füglichsten mit
den eigenen Worten des Herrn Verf. selbst geschehen.

"Da -- sagt er -- das Gehirn als das ädelste
"Eingeweide des thierischen Körpers, unzählicher
"leicht begreiflicher Ursachen halber, vor allen übri-
"gen Theilen die größte Aufmerksamkeit verdient; so
"haben sich die größten Männer

1) 1)
mit der verglei-
"chenden Anatomie derselben ämsig beschäftigt, und

"alle

den thieriſchen Verrichtungen des menſchlichen Koͤr-
pers. Die Werkzeuge derſelben, als: das große
und kleine Gehirn, das daran haͤngende Ruͤckenmark,
und die aus dieſer dreyfachen Quelle entſpringenden
Nerven, theilt er in zwey Hauptklaſſen ein, in das
Senſorium, und die Nerven. Das Senſorium
begreift alles dasjenige, was außer den Nerven und
ihren erſten Anfaͤngen zum Nervenſyſtem gehoͤrt und
wodurch die Verrichtungen der Nerven mit unſerm
Seelenvermoͤgen verknuͤpft zu ſeyn ſcheinen. S.
Blumenbachs Phyſiologie, 15. Abſchn.

Alſo nicht blos in der Groͤße der Gehirnmaſſe
beſteht der Vorzug des Menſchen vor dem Thiere,
ſondern hauptſaͤchlich darin, daß er in Vergleichung
mit der Hirnmaſſe ſehr duͤnne Nerven hat. Je ſtaͤr-
kere Nerven zur Empfindbarkeit aus dem Hirnmarke
auslaufen, deſto ſtumpfer finden wir die Vorſtel-
lungskraft der Thiere.

Hoͤchſt wahrſcheinlich duͤrfte es aber auch man-
chem nicht unangenehm ſeyn, hier noch den Unter-
ſchied zwiſchen der Bildung der inneren Theile von
dem Gehirn eines Menſchen und Menſchenaͤhnlichen
Affen zu finden, und dieſes wird am fuͤglichſten mit
den eigenen Worten des Herrn Verf. ſelbſt geſchehen.

„Da — ſagt er — das Gehirn als das aͤdelſte
„Eingeweide des thieriſchen Koͤrpers, unzaͤhlicher
„leicht begreiflicher Urſachen halber, vor allen uͤbri-
„gen Theilen die groͤßte Aufmerkſamkeit verdient; ſo
„haben ſich die groͤßten Maͤnner

1) 1)
mit der verglei-
„chenden Anatomie derſelben aͤmſig beſchaͤftigt, und

„alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0284" n="250"/>
den thieri&#x017F;chen Verrichtungen des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;r-<lb/>
pers. Die Werkzeuge der&#x017F;elben, als: das große<lb/>
und kleine Gehirn, das daran ha&#x0364;ngende Ru&#x0364;ckenmark,<lb/>
und die aus die&#x017F;er dreyfachen Quelle ent&#x017F;pringenden<lb/>
Nerven, theilt er in zwey Hauptkla&#x017F;&#x017F;en ein, in das<lb/>
Sen&#x017F;orium, und die Nerven. Das Sen&#x017F;orium<lb/>
begreift alles dasjenige, was außer den Nerven und<lb/>
ihren er&#x017F;ten Anfa&#x0364;ngen zum Nerven&#x017F;y&#x017F;tem geho&#x0364;rt und<lb/>
wodurch die Verrichtungen der Nerven mit un&#x017F;erm<lb/>
Seelenvermo&#x0364;gen verknu&#x0364;pft zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinen. S.<lb/>
Blumenbachs Phy&#x017F;iologie, 15. Ab&#x017F;chn.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o nicht blos in der Gro&#x0364;ße der Gehirnma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
be&#x017F;teht der Vorzug des Men&#x017F;chen vor dem Thiere,<lb/>
&#x017F;ondern haupt&#x017F;a&#x0364;chlich darin, daß er in Vergleichung<lb/>
mit der Hirnma&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr du&#x0364;nne Nerven hat. Je &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
kere Nerven zur Empfindbarkeit aus dem Hirnmarke<lb/>
auslaufen, de&#x017F;to &#x017F;tumpfer finden wir die Vor&#x017F;tel-<lb/>
lungskraft der Thiere.</p><lb/>
            <p>Ho&#x0364;ch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich du&#x0364;rfte es aber auch man-<lb/>
chem nicht unangenehm &#x017F;eyn, hier noch den Unter-<lb/>
&#x017F;chied zwi&#x017F;chen der Bildung der inneren Theile von<lb/>
dem Gehirn eines Men&#x017F;chen und Men&#x017F;chena&#x0364;hnlichen<lb/>
Affen zu finden, und die&#x017F;es wird am fu&#x0364;glich&#x017F;ten mit<lb/>
den eigenen Worten des Herrn Verf. &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Da &#x2014; &#x017F;agt er &#x2014; das Gehirn als das a&#x0364;del&#x017F;te<lb/>
&#x201E;Eingeweide des thieri&#x017F;chen Ko&#x0364;rpers, unza&#x0364;hlicher<lb/>
&#x201E;leicht begreiflicher Ur&#x017F;achen halber, vor allen u&#x0364;bri-<lb/>
&#x201E;gen Theilen die gro&#x0364;ßte Aufmerk&#x017F;amkeit verdient; &#x017F;o<lb/>
&#x201E;haben &#x017F;ich die gro&#x0364;ßten Ma&#x0364;nner <note xml:id="end09a" next="#end09b" place="end" n="1)">1)</note> mit der verglei-<lb/>
&#x201E;chenden Anatomie der&#x017F;elben a&#x0364;m&#x017F;ig be&#x017F;cha&#x0364;ftigt, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;alle</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0284] den thieriſchen Verrichtungen des menſchlichen Koͤr- pers. Die Werkzeuge derſelben, als: das große und kleine Gehirn, das daran haͤngende Ruͤckenmark, und die aus dieſer dreyfachen Quelle entſpringenden Nerven, theilt er in zwey Hauptklaſſen ein, in das Senſorium, und die Nerven. Das Senſorium begreift alles dasjenige, was außer den Nerven und ihren erſten Anfaͤngen zum Nervenſyſtem gehoͤrt und wodurch die Verrichtungen der Nerven mit unſerm Seelenvermoͤgen verknuͤpft zu ſeyn ſcheinen. S. Blumenbachs Phyſiologie, 15. Abſchn. Alſo nicht blos in der Groͤße der Gehirnmaſſe beſteht der Vorzug des Menſchen vor dem Thiere, ſondern hauptſaͤchlich darin, daß er in Vergleichung mit der Hirnmaſſe ſehr duͤnne Nerven hat. Je ſtaͤr- kere Nerven zur Empfindbarkeit aus dem Hirnmarke auslaufen, deſto ſtumpfer finden wir die Vorſtel- lungskraft der Thiere. Hoͤchſt wahrſcheinlich duͤrfte es aber auch man- chem nicht unangenehm ſeyn, hier noch den Unter- ſchied zwiſchen der Bildung der inneren Theile von dem Gehirn eines Menſchen und Menſchenaͤhnlichen Affen zu finden, und dieſes wird am fuͤglichſten mit den eigenen Worten des Herrn Verf. ſelbſt geſchehen. „Da — ſagt er — das Gehirn als das aͤdelſte „Eingeweide des thieriſchen Koͤrpers, unzaͤhlicher „leicht begreiflicher Urſachen halber, vor allen uͤbri- „gen Theilen die groͤßte Aufmerkſamkeit verdient; ſo „haben ſich die groͤßten Maͤnner ¹⁾ 1) mit der verglei- „chenden Anatomie derſelben aͤmſig beſchaͤftigt, und „alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/284
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/284>, abgerufen am 11.06.2024.