nicht deshalb alle Resultate einer vernünfti- gen Geschichtsforschung, und nebenbey auch der Physiologie, Physik, Chemie u. f. um- stoßen sollen, wie dies z. B. Voltaire -- freylich mit aus dem Grunde, weil er nicht sonderlich darin bewandert war -- that. Nichts aber wird so abgeschmacktes oder al- bernes behauptet, das, wenn es ein großer, oder vielleicht auch nur namhafter Gelehrter (oft wohl wider eigne Uiberzeugung) gesagt hat, nicht wenigstens ein Dutzend Jünger aus leidigem Drange -- doch auch etwas zu sagen, und etwas recht Genie verrathen- des zu sagen -- nachbeten sollten.
So gieng es auch hier. Indeß ist nichts so schlimm, das nicht auch seine guten Folgen hätte, und es gab noch immer Mittel, die Sklavenhändler -- gepriesen sey der britti- sche Aedelsinn und die brittische Regierung, welche sie dulden! -- aus ihrem Schlum- mer zu erwecken. Genug es bestätigte sich auch hier, daß man eine Wahrheit nur be- zweifeln oder abläugnen dürfte, wenn sie
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nicht deshalb alle Reſultate einer vernuͤnfti- gen Geſchichtsforſchung, und nebenbey auch der Phyſiologie, Phyſik, Chemie u. f. um- ſtoßen ſollen, wie dies z. B. Voltaire — freylich mit aus dem Grunde, weil er nicht ſonderlich darin bewandert war — that. Nichts aber wird ſo abgeſchmacktes oder al- bernes behauptet, das, wenn es ein großer, oder vielleicht auch nur namhafter Gelehrter (oft wohl wider eigne Uiberzeugung) geſagt hat, nicht wenigſtens ein Dutzend Juͤnger aus leidigem Drange — doch auch etwas zu ſagen, und etwas recht Genie verrathen- des zu ſagen — nachbeten ſollten.
So gieng es auch hier. Indeß iſt nichts ſo ſchlimm, das nicht auch ſeine guten Folgen haͤtte, und es gab noch immer Mittel, die Sklavenhaͤndler — geprieſen ſey der britti- ſche Aedelſinn und die brittiſche Regierung, welche ſie dulden! — aus ihrem Schlum- mer zu erwecken. Genug es beſtaͤtigte ſich auch hier, daß man eine Wahrheit nur be- zweifeln oder ablaͤugnen duͤrfte, wenn ſie
uͤber
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[VIII/0010]
nicht deshalb alle Reſultate einer vernuͤnfti-
gen Geſchichtsforſchung, und nebenbey auch
der Phyſiologie, Phyſik, Chemie u. f. um-
ſtoßen ſollen, wie dies z. B. Voltaire —
freylich mit aus dem Grunde, weil er nicht
ſonderlich darin bewandert war — that.
Nichts aber wird ſo abgeſchmacktes oder al-
bernes behauptet, das, wenn es ein großer,
oder vielleicht auch nur namhafter Gelehrter
(oft wohl wider eigne Uiberzeugung) geſagt
hat, nicht wenigſtens ein Dutzend Juͤnger
aus leidigem Drange — doch auch etwas
zu ſagen, und etwas recht Genie verrathen-
des zu ſagen — nachbeten ſollten.
So gieng es auch hier. Indeß iſt nichts
ſo ſchlimm, das nicht auch ſeine guten Folgen
haͤtte, und es gab noch immer Mittel, die
Sklavenhaͤndler — geprieſen ſey der britti-
ſche Aedelſinn und die brittiſche Regierung,
welche ſie dulden! — aus ihrem Schlum-
mer zu erwecken. Genug es beſtaͤtigte ſich
auch hier, daß man eine Wahrheit nur be-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/10>, abgerufen am 21.11.2024.
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