sind doch sehr klein, wie beym Pferd. Von ansehn- licher Größe und ausnehmender Stärke sind sie bey den reissenden Thieren; aber auch bey den mehresten Affen. Der Bär und Dachs haben hinter den gro- ßen Eckzähnen in beyden Kiefern noch einige ganz kleine von sonderbarer Bildung. Der Backenzähne sind fünf hintereinander, wovon die beyden vordern kleinere Kronen mit einer meist halbmondförmigen Grube haben, da die drey hintern hingegen breite, mehrentheils auf der Oberfläche mit einer Kreuzfurche durchschnittene Kronen mit stumpfen Ecken haben. Die Backenzähne der Säugthiere zeigen, zumal in Bildung ihrer Kronen, überaus viel merkwürdige Ver- schiedenheiten, die den Nahrungsmitteln, zu denen sie bestimmt sind, aufs genaueste angemessen sind. Bey den reissenden Thieren, zumal aus dem Hund- und Katzengeschlecht, sind sie scharf zugespitzt, schnei- dend ausgezackt, und die untern gleiten im Kauen dicht hinter den obern vorbey, fast wie die beyden Blätter einer Scheele, wodurch das rohe Fleisch, zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnitten werden. - Der Bär, der sich aus beyden Reichen nährt, hat schon breitere Kronen, deren Zacken mehr gerade auf einander schließen.
Auch die Menschenähnlichsten Affen haben doch weit scharfzackigtere Zähne als der Mensch.
Bl.
Kürze des Unterkiefers. Nur der Elephant macht unter allen Thieren eine Ausnahme, denn dessen Unterkiefer ist wenigstens eben so kurz als der menschliche. Ausnehmend groß ist er hingegen schon
sind doch sehr klein, wie beym Pferd. Von ansehn- licher Größe und ausnehmender Stärke sind sie bey den reissenden Thieren; aber auch bey den mehresten Affen. Der Bär und Dachs haben hinter den gro- ßen Eckzähnen in beyden Kiefern noch einige ganz kleine von sonderbarer Bildung. Der Backenzähne sind fünf hintereinander, wovon die beyden vordern kleinere Kronen mit einer meist halbmondförmigen Grube haben, da die drey hintern hingegen breite, mehrentheils auf der Oberfläche mit einer Kreuzfurche durchschnittene Kronen mit stumpfen Ecken haben. Die Backenzähne der Säugthiere zeigen, zumal in Bildung ihrer Kronen, überaus viel merkwürdige Ver- schiedenheiten, die den Nahrungsmitteln, zu denen sie bestimmt sind, aufs genaueste angemessen sind. Bey den reissenden Thieren, zumal aus dem Hund- und Katzengeschlecht, sind sie scharf zugespitzt, schnei- dend ausgezackt, und die untern gleiten im Kauen dicht hinter den obern vorbey, fast wie die beyden Blätter einer Scheele, wodurch das rohe Fleisch, zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnitten werden. – Der Bär, der sich aus beyden Reichen nährt, hat schon breitere Kronen, deren Zacken mehr gerade auf einander schließen.
Auch die Menschenähnlichsten Affen haben doch weit scharfzackigtere Zähne als der Mensch.
Bl.
Kürze des Unterkiefers. Nur der Elephant macht unter allen Thieren eine Ausnahme, denn dessen Unterkiefer ist wenigstens eben so kurz als der menschliche. Ausnehmend groß ist er hingegen schon
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sind doch sehr klein, wie beym Pferd. Von ansehn-
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den reissenden Thieren; aber auch bey den mehresten
Affen. Der Bär und Dachs haben hinter den gro-
ßen Eckzähnen in beyden Kiefern noch einige ganz
kleine von sonderbarer Bildung. Der Backenzähne
sind fünf hintereinander, wovon die beyden vordern
kleinere Kronen mit einer meist halbmondförmigen
Grube haben, da die drey hintern hingegen breite,
mehrentheils auf der Oberfläche mit einer Kreuzfurche
durchschnittene Kronen mit stumpfen Ecken haben.
Die Backenzähne der Säugthiere zeigen, zumal in
Bildung ihrer Kronen, überaus viel merkwürdige Ver-
schiedenheiten, die den Nahrungsmitteln, zu denen
sie bestimmt sind, aufs genaueste angemessen sind.
Bey den reissenden Thieren, zumal aus dem Hund-
und Katzengeschlecht, sind sie scharf zugespitzt, schnei-
dend ausgezackt, und die untern gleiten im Kauen
dicht hinter den obern vorbey, fast wie die beyden
Blätter einer Scheele, wodurch das rohe Fleisch,
zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnitten werden.
– Der Bär, der sich aus beyden Reichen nährt,
hat schon breitere Kronen, deren Zacken mehr gerade
auf einander schließen.
Auch die Menschenähnlichsten Affen haben doch
weit scharfzackigtere Zähne als der Mensch.
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macht unter allen Thieren eine Ausnahme, denn
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/274>, abgerufen am 23.11.2024.
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