Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

bey verschiedenen rohen Völkern, Negern117), Bra-
siliern118), Karaiben119), Sumatranern120), den
Bewohnern der Gesellschaftsinseln im Südmeere121)
u. a. die Nase der neugebornen Kinder mit Gewalt
eingedrückt wird; obschon die Erzählungen von sol-
chen verquetschten oder aus den Fugen getriebenen
Nasenknochen zuweilen übertrieben seyn mögen122).

Allein kaum bedarf es einer Erinnerung, daß
durch einen solchen gewaltsamen und lange wieder-
holten Druck der Nase ihre natürliche Bildung bloß
verstärckt und nur so erhalten, keineswegs aber erst
geformt werde, da es allgemein bekannt ist, daß
man schon in abortirten Früchten das Nationalge-
sicht erkennen könne.

Endlich aber wird diese Nationalgesichtsbildung
bey der Nachkommenschaft aus Verbindung ver-
schiedener Varietäten des Menschengeschlechts eben
so wie ihre Hautfarbe gemischt, und fließt gleichsam
zusammen, so daß sie dann ein Mittelgesicht zwi-

117) S. nach so vielen andern Zeugen: Report of the
Lords of the Committee of Council for the conside-
ration of Slave-Trade
, 1789. Fol. Erste Abtheilung.
C. 1. 6.
118) Lery Voyage en la terre de Bresil. S. 98. 265.
119) de la Borde Relation des Caraibes, in Melchis.
Thevenots kleinerer Samml. Paris 1674. 4. S. 29.
120) Marsden History of Sumatra, S. 38.
121) J. R. Forster, Bemerkungen auf seiner
Reise um die Welt
, S. 482. 516.
122) S. z. B. Kolbe Beschreibung des Vorge-
birges der guten Hofuung
, S. 567.

bey verschiedenen rohen Völkern, Negern117), Bra-
siliern118), Karaiben119), Sumatranern120), den
Bewohnern der Gesellschaftsinseln im Südmeere121)
u. a. die Nase der neugebornen Kinder mit Gewalt
eingedrückt wird; obschon die Erzählungen von sol-
chen verquetschten oder aus den Fugen getriebenen
Nasenknochen zuweilen übertrieben seyn mögen122).

Allein kaum bedarf es einer Erinnerung, daß
durch einen solchen gewaltsamen und lange wieder-
holten Druck der Nase ihre natürliche Bildung bloß
verstärckt und nur so erhalten, keineswegs aber erst
geformt werde, da es allgemein bekannt ist, daß
man schon in abortirten Früchten das Nationalge-
sicht erkennen könne.

Endlich aber wird diese Nationalgesichtsbildung
bey der Nachkommenschaft aus Verbindung ver-
schiedener Varietäten des Menschengeschlechts eben
so wie ihre Hautfarbe gemischt, und fließt gleichsam
zusammen, so daß sie dann ein Mittelgesicht zwi-

117) S. nach so vielen andern Zeugen: Report of the
Lords of the Committee of Council for the conside-
ration of Slave-Trade
, 1789. Fol. Erste Abtheilung.
C. 1. 6.
118) Lery Voyage en la terre de Brésil. S. 98. 265.
119) de la Borde Relation des Caraibes, in Melchis.
Thevenots kleinerer Samml. Paris 1674. 4. S. 29.
120) Marsden History of Sumatra, S. 38.
121) J. R. Forster, Bemerkungen auf seiner
Reise um die Welt
, S. 482. 516.
122) S. z. B. Kolbe Beschreibung des Vorge-
birges der guten Hofuung
, S. 567.
<TEI>
  <text xml:id="blume000008">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" xml:id="pb141_0001" n="141"/>
bey verschiedenen rohen Völkern, Negern<note anchored="true" place="foot" n="117)"><p>S. nach so vielen andern Zeugen: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Report of the<lb/>
Lords of the Committee of Council for the conside-<lb/>
ration of Slave-Trade</hi></hi>, 1789. Fol. Erste Abtheilung.<lb/>
C. 1. 6.</p></note>, Bra-<lb/>
siliern<note anchored="true" place="foot" n="118)"><p>Lery <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Voyage en la terre de Brésil</hi></hi>. S. 98. 265.</p></note>, Karaiben<note anchored="true" place="foot" n="119)"><p>de la Borde <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Relation des Caraibes</hi></hi>, in Melchis.<lb/>
Thevenots kleinerer Samml. Paris 1674. 4. S. 29.</p></note>, Sumatranern<note anchored="true" place="foot" n="120)"><p>Marsden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">History of Sumatra</hi></hi>, S. 38.</p></note>, den<lb/>
Bewohnern der Gesellschaftsinseln im Südmeere<note anchored="true" place="foot" n="121)"><p>J. R. Forster, <hi rendition="#g">Bemerkungen auf seiner<lb/>
Reise um die Welt</hi>, S. 482. 516.</p></note><lb/>
u. a. die Nase der neugebornen Kinder mit Gewalt<lb/>
eingedrückt wird; obschon die Erzählungen von sol-<lb/>
chen verquetschten oder aus den Fugen getriebenen<lb/>
Nasenknochen zuweilen übertrieben seyn mögen<note anchored="true" place="foot" n="122)"><p>S. z. B. Kolbe <hi rendition="#g">Beschreibung des Vorge-<lb/>
birges der guten Hofuung</hi>, S. 567.</p></note>.</p>
          <p>Allein kaum bedarf es einer Erinnerung, daß<lb/>
durch einen solchen gewaltsamen und lange wieder-<lb/>
holten Druck der Nase ihre natürliche Bildung bloß<lb/>
verstärckt und nur so erhalten, keineswegs aber erst<lb/>
geformt werde, da es allgemein bekannt ist, daß<lb/>
man schon in abortirten Früchten das Nationalge-<lb/>
sicht erkennen könne.</p>
          <p>Endlich aber wird diese Nationalgesichtsbildung<lb/>
bey der Nachkommenschaft aus Verbindung ver-<lb/>
schiedener Varietäten des Menschengeschlechts eben<lb/>
so wie ihre Hautfarbe gemischt, und fließt gleichsam<lb/>
zusammen, so daß sie dann ein Mittelgesicht zwi-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0175] bey verschiedenen rohen Völkern, Negern 117), Bra- siliern 118), Karaiben 119), Sumatranern 120), den Bewohnern der Gesellschaftsinseln im Südmeere 121) u. a. die Nase der neugebornen Kinder mit Gewalt eingedrückt wird; obschon die Erzählungen von sol- chen verquetschten oder aus den Fugen getriebenen Nasenknochen zuweilen übertrieben seyn mögen 122). Allein kaum bedarf es einer Erinnerung, daß durch einen solchen gewaltsamen und lange wieder- holten Druck der Nase ihre natürliche Bildung bloß verstärckt und nur so erhalten, keineswegs aber erst geformt werde, da es allgemein bekannt ist, daß man schon in abortirten Früchten das Nationalge- sicht erkennen könne. Endlich aber wird diese Nationalgesichtsbildung bey der Nachkommenschaft aus Verbindung ver- schiedener Varietäten des Menschengeschlechts eben so wie ihre Hautfarbe gemischt, und fließt gleichsam zusammen, so daß sie dann ein Mittelgesicht zwi- 117) S. nach so vielen andern Zeugen: Report of the Lords of the Committee of Council for the conside- ration of Slave-Trade, 1789. Fol. Erste Abtheilung. C. 1. 6. 118) Lery Voyage en la terre de Brésil. S. 98. 265. 119) de la Borde Relation des Caraibes, in Melchis. Thevenots kleinerer Samml. Paris 1674. 4. S. 29. 120) Marsden History of Sumatra, S. 38. 121) J. R. Forster, Bemerkungen auf seiner Reise um die Welt, S. 482. 516. 122) S. z. B. Kolbe Beschreibung des Vorge- birges der guten Hofuung, S. 567.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/175
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/175>, abgerufen am 04.05.2024.