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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

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Anschwellen derselben zur Folge wodurch sie zu auf-
fallender Größe und Dicke aufgetrieben werden. Von
der Art ist der berühmte ungeheure Schädel von
Rheims, den jetzt Hr. A. L. Jussieu besitzt. S. De-
scription anatomique d'une tete humaine extraor-
dinaire etc.
par j. fr. n. jadelot. Par. 1799. 8.
tab. I. So auch das wunderbar dicke Stirnbein in
der Sammlung der acad. nat. curios. zu Erfurt,
das Moehsen in VIII. B ihrer Actor. beschrieben hat.
Aehnliche sind in Sandifort's thesaur. abgebildet.
vergl. auch saucerotte sur la tumefaction de tous
les os d'un homme adulte
im II. B. der Hist. de
l'Instit. national, scienc. mathem. et phys
. p. 114 u. f.

Bey den Exostosen hingegen wird der reinere
wuchernde Knochensaft theils in mächtiger Menge
und ohne organische Form (gleichsam stalactitartig)
abgesetzt. - Das enorme meines wissens beyspiel-
lose Specimen der Art, das sich durch die Güte des
Hrn. Etatsrath Frank im hiesigen academischen Mu-
seum befindet, wo eine Faustgroße dem Elfenbein an
Dichtigkeit und Reinheit des Korns ähnelnde Maße
die Augen- und Nasen-Höhlen und selbst einen großen
Theil des Vordertheils der Hirnschalenhöhle einge-
nommen hat, ist beschrieben und abgebildet in j. avg.
römhild diss. de exostosibus in olla capitis.
Goetting. 1800. 8.

Beym Osteosteatom wird im Gegentheil die Knor-
pelgallertige Grundlage theils ungeheuer angehäuft
und aufgetrieben - So besitze ich z. B. eins der-
dergleichen das einem 14jährigen Buben glücklich
exstirpirt worden, dem die beyden ossa metacarpi
des Ring- und Ohrfingers nach einer heftigen Quet-
schung hinnen 12 Jahren bis zur Größe einer kleinen
Faust angeschwollen waren. Der seel. Leibmed. Len-
tin dem ich dieses seltne Präparat verdanke, hat
den Fall in Hrn. Geh. R. Loder's Journal für Chi-
rurgie B. I. S. 60 u. f. beschrieben. Von einem fast
vollkommen ähnlichen s. Mery in den Mem. de
l'Ac. des Sc.
v. J. 1720. S. 447 u. f. tab. XII - XV.

Auch durch manche Decomposition welche die
Knochen durch Beinfras und die Necrose erleiden
wird das von ihrer Textur gesagte bestätigt. -

Anschwellen derselben zur Folge wodurch sie zu auf-
fallender Größe und Dicke aufgetrieben werden. Von
der Art ist der berühmte ungeheure Schädel von
Rheims, den jetzt Hr. A. L. Jussieu besitzt. S. De-
scription anatomique d'une tête humaine extraor-
dinaire ꝛc.
par j. fr. n. jadelot. Par. 1799. 8.
tab. I. So auch das wunderbar dicke Stirnbein in
der Sammlung der acad. nat. curios. zu Erfurt,
das Moehsen in VIII. B ihrer Actor. beschrieben hat.
Aehnliche sind in Sandifort's thesaur. abgebildet.
vergl. auch saucerotte sur la tumefaction de tous
les os d'un homme adulte
im II. B. der Hist. de
l'Instit. national, scienc. mathem. et phys
. p. 114 u. f.

Bey den Exostosen hingegen wird der reinere
wuchernde Knochensaft theils in mächtiger Menge
und ohne organische Form (gleichsam stalactitartig)
abgesetzt. – Das enorme meines wissens beyspiel-
lose Specimen der Art, das sich durch die Güte des
Hrn. Etatsrath Frank im hiesigen academischen Mu-
seum befindet, wo eine Faustgroße dem Elfenbein an
Dichtigkeit und Reinheit des Korns ähnelnde Maße
die Augen- und Nasen-Höhlen und selbst einen großen
Theil des Vordertheils der Hirnschalenhöhle einge-
nommen hat, ist beschrieben und abgebildet in j. avg.
römhild diss. de exostosibus in olla capitis.
Goetting. 1800. 8.

Beym Osteosteatom wird im Gegentheil die Knor-
pelgallertige Grundlage theils ungeheuer angehäuft
und aufgetrieben – So besitze ich z. B. eins der-
dergleichen das einem 14jährigen Buben glücklich
exstirpirt worden, dem die beyden ossa metacarpi
des Ring- und Ohrfingers nach einer heftigen Quet-
schung hinnen 12 Jahren bis zur Größe einer kleinen
Faust angeschwollen waren. Der seel. Leibmed. Len-
tin dem ich dieses seltne Präparat verdanke, hat
den Fall in Hrn. Geh. R. Loder's Journal für Chi-
rurgie B. I. S. 60 u. f. beschrieben. Von einem fast
vollkommen ähnlichen s. Mery in den Mém. de
l'Ac. des Sc.
v. J. 1720. S. 447 u. f. tab. XII – XV.

Auch durch manche Decomposition welche die
Knochen durch Beinfras und die Necrose erleiden
wird das von ihrer Textur gesagte bestätigt. –

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[50/0076] Anschwellen derselben zur Folge wodurch sie zu auf- fallender Größe und Dicke aufgetrieben werden. Von der Art ist der berühmte ungeheure Schädel von Rheims, den jetzt Hr. A. L. Jussieu besitzt. S. De- scription anatomique d'une tête humaine extraor- dinaire ꝛc. par j. fr. n. jadelot. Par. 1799. 8. tab. I. So auch das wunderbar dicke Stirnbein in der Sammlung der acad. nat. curios. zu Erfurt, das Moehsen in VIII. B ihrer Actor. beschrieben hat. Aehnliche sind in Sandifort's thesaur. abgebildet. vergl. auch saucerotte sur la tumefaction de tous les os d'un homme adulte im II. B. der Hist. de l'Instit. national, scienc. mathem. et phys. p. 114 u. f. Bey den Exostosen hingegen wird der reinere wuchernde Knochensaft theils in mächtiger Menge und ohne organische Form (gleichsam stalactitartig) abgesetzt. – Das enorme meines wissens beyspiel- lose Specimen der Art, das sich durch die Güte des Hrn. Etatsrath Frank im hiesigen academischen Mu- seum befindet, wo eine Faustgroße dem Elfenbein an Dichtigkeit und Reinheit des Korns ähnelnde Maße die Augen- und Nasen-Höhlen und selbst einen großen Theil des Vordertheils der Hirnschalenhöhle einge- nommen hat, ist beschrieben und abgebildet in j. avg. römhild diss. de exostosibus in olla capitis. Goetting. 1800. 8. Beym Osteosteatom wird im Gegentheil die Knor- pelgallertige Grundlage theils ungeheuer angehäuft und aufgetrieben – So besitze ich z. B. eins der- dergleichen das einem 14jährigen Buben glücklich exstirpirt worden, dem die beyden ossa metacarpi des Ring- und Ohrfingers nach einer heftigen Quet- schung hinnen 12 Jahren bis zur Größe einer kleinen Faust angeschwollen waren. Der seel. Leibmed. Len- tin dem ich dieses seltne Präparat verdanke, hat den Fall in Hrn. Geh. R. Loder's Journal für Chi- rurgie B. I. S. 60 u. f. beschrieben. Von einem fast vollkommen ähnlichen s. Mery in den Mém. de l'Ac. des Sc. v. J. 1720. S. 447 u. f. tab. XII – XV. Auch durch manche Decomposition welche die Knochen durch Beinfras und die Necrose erleiden wird das von ihrer Textur gesagte bestätigt. –

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  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/76>, abgerufen am 06.05.2024.