Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und zur Naturgeschichte gehörig. (Übers. J. G. Gruber). 2. Aufl. Leipzig, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

Bis jetzt aber ist mir im Ganzen noch
kein Beispiel von einem Amphibium bekannt,
von dem man sagen könne, daß es die Speise
wirklich kaue. Denn auch die Kräuterfressen-
den Amphibien nagen zwar an den Wurzeln
und Kräutern, allein kauen dieselben nicht.

Die mehresten Schlangenarten haben
einen scharfen Gift, der ihnen vermöge sei-
ner septischen Kraft zur Verdauung des
Fleisches dient, und den Mangel des Kau-
ens ersetzt.

Im Ganzen genommen macht auch dies
einen Unterschied zwischen den Amphibien
und warmblütigen Thieren, daß man unter
diesen kaum ein von Natur giftiges findet;
denn von ihrem Zustande in der Tollheit ist
hier die Rede nicht. Ich weiß mich keines
Thieres der Art mit einem verborgenen Gif-
te zu erinnern, man müßte denn die ver-
dächtige Beschaffenheit der Bären-Leber
(ursus arcticus) hieher rechnen. Von die-
ser erzählt Ger. van Beer*)

*) S. dessen weerachtighe Beschryvin-

Bis jetzt aber ist mir im Ganzen noch
kein Beispiel von einem Amphibium bekannt,
von dem man sagen könne, daß es die Speise
wirklich kaue. Denn auch die Kräuterfressen-
den Amphibien nagen zwar an den Wurzeln
und Kräutern, allein kauen dieselben nicht.

Die mehresten Schlangenarten haben
einen scharfen Gift, der ihnen vermöge sei-
ner septischen Kraft zur Verdauung des
Fleisches dient, und den Mangel des Kau-
ens ersetzt.

Im Ganzen genommen macht auch dies
einen Unterschied zwischen den Amphibien
und warmblütigen Thieren, daß man unter
diesen kaum ein von Natur giftiges findet;
denn von ihrem Zustande in der Tollheit ist
hier die Rede nicht. Ich weiß mich keines
Thieres der Art mit einem verborgenen Gif-
te zu erinnern, man müßte denn die ver-
dächtige Beschaffenheit der Bären-Leber
(ursus arcticus) hieher rechnen. Von die-
ser erzählt Ger. van Beer*)

*) S. dessen weerachtighe Beschryvin-
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000149">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" xml:id="pb124_0001" n="124"/>
Bis jetzt aber ist mir im Ganzen noch<lb/>
kein Beispiel von einem Amphibium bekannt,<lb/>
von dem man sagen könne, daß es die Speise<lb/>
wirklich kaue. Denn auch die Kräuterfressen-<lb/>
den Amphibien nagen zwar an den Wurzeln<lb/>
und Kräutern, allein kauen dieselben nicht.</p>
          <p>Die mehresten Schlangenarten haben<lb/>
einen scharfen Gift, der ihnen vermöge sei-<lb/>
ner septischen Kraft zur Verdauung des<lb/>
Fleisches dient, und den Mangel des Kau-<lb/>
ens ersetzt.</p>
          <p>Im Ganzen genommen macht auch dies<lb/>
einen Unterschied zwischen den Amphibien<lb/>
und warmblütigen Thieren, daß man unter<lb/>
diesen kaum ein von Natur giftiges findet;<lb/>
denn von ihrem Zustande in der Tollheit ist<lb/>
hier die Rede nicht. Ich weiß mich keines<lb/>
Thieres der Art mit einem verborgenen Gif-<lb/>
te zu erinnern, man müßte denn die ver-<lb/>
dächtige Beschaffenheit der <hi rendition="#g">Bären</hi>-Leber<lb/>
(<hi rendition="#aq">ursus arcticus</hi>) hieher rechnen. Von die-<lb/>
ser erzählt <hi rendition="#g">Ger. van Beer</hi><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>S. dessen <hi rendition="#g">weerachtighe Beschryvin-<lb/></hi></p></note></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0131] Bis jetzt aber ist mir im Ganzen noch kein Beispiel von einem Amphibium bekannt, von dem man sagen könne, daß es die Speise wirklich kaue. Denn auch die Kräuterfressen- den Amphibien nagen zwar an den Wurzeln und Kräutern, allein kauen dieselben nicht. Die mehresten Schlangenarten haben einen scharfen Gift, der ihnen vermöge sei- ner septischen Kraft zur Verdauung des Fleisches dient, und den Mangel des Kau- ens ersetzt. Im Ganzen genommen macht auch dies einen Unterschied zwischen den Amphibien und warmblütigen Thieren, daß man unter diesen kaum ein von Natur giftiges findet; denn von ihrem Zustande in der Tollheit ist hier die Rede nicht. Ich weiß mich keines Thieres der Art mit einem verborgenen Gif- te zu erinnern, man müßte denn die ver- dächtige Beschaffenheit der Bären-Leber (ursus arcticus) hieher rechnen. Von die- ser erzählt Ger. van Beer *) *) S. dessen weerachtighe Beschryvin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1804/131
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und zur Naturgeschichte gehörig. (Übers. J. G. Gruber). 2. Aufl. Leipzig, 1804, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1804/131>, abgerufen am 22.11.2024.