Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

fahrung ist die, wo die Natur den
Verlast eines Glieds dessen man-
nichfaltigen Stoff sie nicht vollkom-
men hätte ersetzen können, den-
noch mittelst einer einfachem etwa
knorplichten oder knochichten Sub-
stanz zu vergüten sucht, die durch
die Kraft des Bildungstriebes in die
Gestalt des verlornen Glieds ge-
formt, und so wenigstens zu eini-
gem Gebrauch geschickt gemacht
wird. So hat der berühmte Wund-
arzt Morand einen Hasen beschrie-
ben, dem lange vor seinem Tode
einmal der eine Vorderfus war ab-
geschossen worden, den ihm die
Natur wenn gleich nicht quoad ma-
teriem
doch wenigstens taliter qua-
liter quoad formam
durch ein Sur-
rogat, nemlich durch eine pfoten-
förmige Knochenmasse, die sie her-
vortrieb, zu ersetzen gesucht hatte*)

*) "c'etoit" wie er sich ausdruckt "une

fahrung ist die, wo die Natur den
Verlast eines Glieds dessen man-
nichfaltigen Stoff sie nicht vollkom-
men hätte ersetzen können, den-
noch mittelst einer einfachem etwa
knorplichten oder knochichten Sub-
stanz zu vergüten sucht, die durch
die Kraft des Bildungstriebes in die
Gestalt des verlornen Glieds ge-
formt, und so wenigstens zu eini-
gem Gebrauch geschickt gemacht
wird. So hat der berühmte Wund-
arzt Morand einen Hasen beschrie-
ben, dem lange vor seinem Tode
einmal der eine Vorderfus war ab-
geschossen worden, den ihm die
Natur wenn gleich nicht quoad ma-
teriem
doch wenigstens taliter qua-
liter quoad formam
durch ein Sur-
rogat, nemlich durch eine pfoten-
förmige Knochenmasse, die sie her-
vortrieb, zu ersetzen gesucht hatte*)

*)c'étoit“ wie er sich ausdruckt une
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000056">
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0104" xml:id="pb100_0001" n="100"/>
fahrung ist die, wo  die Natur den<lb/>
Verlast eines Glieds dessen man-<lb/>
nichfaltigen Stoff sie nicht vollkom-<lb/>
men hätte ersetzen  können, den-<lb/>
noch mittelst einer einfachem  etwa<lb/>
knorplichten oder knochichten Sub-<lb/>
stanz zu vergüten  sucht, die durch<lb/>
die Kraft des Bildungstriebes in die<lb/>
Gestalt des  verlornen Glieds ge-<lb/>
formt, und so wenigstens zu eini-<lb type="inWord"/>
gem Gebrauch geschickt gemacht<lb/>
wird. So hat der berühmte  Wund-<lb/>
arzt <hi rendition="#k">Morand</hi> einen Hasen  beschrie-<lb/>
ben, dem lange vor seinem Tode<lb/>
einmal der eine  Vorderfus war ab-<lb/>
geschossen worden, den ihm die<lb/>
Natur  wenn gleich nicht <hi rendition="#i">quoad ma-<lb/>
teriem</hi> doch wenigstens <hi rendition="#i">taliter qua-<lb/>
liter quoad  formam</hi> durch ein Sur-<lb/>
rogat, nemlich durch eine  pfoten-<lb/>
förmige Knochenmasse, die sie her-<lb/>
vortrieb, zu ersetzen gesucht hatte<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>&#x201E;<hi rendition="#i">c'étoit</hi>&#x201C; wie er sich ausdruckt <q type="preline">&#x201E;<hi rendition="#i">une<lb/></hi></q></p></note></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0104] fahrung ist die, wo die Natur den Verlast eines Glieds dessen man- nichfaltigen Stoff sie nicht vollkom- men hätte ersetzen können, den- noch mittelst einer einfachem etwa knorplichten oder knochichten Sub- stanz zu vergüten sucht, die durch die Kraft des Bildungstriebes in die Gestalt des verlornen Glieds ge- formt, und so wenigstens zu eini- gem Gebrauch geschickt gemacht wird. So hat der berühmte Wund- arzt Morand einen Hasen beschrie- ben, dem lange vor seinem Tode einmal der eine Vorderfus war ab- geschossen worden, den ihm die Natur wenn gleich nicht quoad ma- teriem doch wenigstens taliter qua- liter quoad formam durch ein Sur- rogat, nemlich durch eine pfoten- förmige Knochenmasse, die sie her- vortrieb, zu ersetzen gesucht hatte *) *) „c'étoit“ wie er sich ausdruckt „une

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1791/104
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1791, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1791/104>, abgerufen am 22.11.2024.