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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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zu Fuß nach Hause, ungeachtet er einen
Weg von einer guten Meile zurück zu ma-
chen hatte. Der Gebrauch des Bieres,
und nahmentlich des Merseburgers, den
der Iunker aus Galanterie unterlaßen sollte,
gab zu einer zweyten Mißhelligkeit Anlaß.
In diesem Punkte aber war nun schlech-
terdings nichts über ihn zu erhalten. Er
vertrug es nicht, dass seinem Lieblingstran-
ke auch nur eine verächtliche Miene gege-
ben wurde. Geschah es, dass seine Ge-
mahlinn sich zuweilen über seinen Ge-
schmack lustig machte, so suchte er bey
mir, oder bey seinem Pachter eine Frey-
stadt, in der es ihm erlaubt war sich ohne
alle Kränkung an seinem Gerstensafte zu
laben, und wo er ausserdem noch das Ver-
gnügen hatte, dass ihm nach alter deutscher
Sitte Bescheid gethan wurde. Unter die-
sen Umständen hatte gleichwohl die Zärt-

zu Fuß nach Hauſe, ungeachtet er einen
Weg von einer guten Meile zurück zu ma-
chen hatte. Der Gebrauch des Bieres,
und nahmentlich des Merſeburgers, den
der Iunker aus Galanterie unterlaßen ſollte,
gab zu einer zweyten Mißhelligkeit Anlaß.
In dieſem Punkte aber war nun ſchlech-
terdings nichts über ihn zu erhalten. Er
vertrug es nicht, daſs ſeinem Lieblingstran-
ke auch nur eine verächtliche Miene gege-
ben wurde. Geſchah es, daſs ſeine Ge-
mahlinn ſich zuweilen über ſeinen Ge-
ſchmack luſtig machte, ſo ſuchte er bey
mir, oder bey ſeinem Pachter eine Frey-
ſtadt, in der es ihm erlaubt war ſich ohne
alle Kränkung an ſeinem Gerſtenſafte zu
laben, und wo er auſſerdem noch das Ver-
gnügen hatte, daſs ihm nach alter deutſcher
Sitte Beſcheid gethan wurde. Unter die-
ſen Umſtänden hatte gleichwohl die Zärt-

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[36/0042] zu Fuß nach Hauſe, ungeachtet er einen Weg von einer guten Meile zurück zu ma- chen hatte. Der Gebrauch des Bieres, und nahmentlich des Merſeburgers, den der Iunker aus Galanterie unterlaßen ſollte, gab zu einer zweyten Mißhelligkeit Anlaß. In dieſem Punkte aber war nun ſchlech- terdings nichts über ihn zu erhalten. Er vertrug es nicht, daſs ſeinem Lieblingstran- ke auch nur eine verächtliche Miene gege- ben wurde. Geſchah es, daſs ſeine Ge- mahlinn ſich zuweilen über ſeinen Ge- ſchmack luſtig machte, ſo ſuchte er bey mir, oder bey ſeinem Pachter eine Frey- ſtadt, in der es ihm erlaubt war ſich ohne alle Kränkung an ſeinem Gerſtenſafte zu laben, und wo er auſſerdem noch das Ver- gnügen hatte, daſs ihm nach alter deutſcher Sitte Beſcheid gethan wurde. Unter die- ſen Umſtänden hatte gleichwohl die Zärt-

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/42>, abgerufen am 26.04.2024.