Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Verstande vorläuft! Schien es ihr gleich
noch so unangenehm, einen Ort zu verlas-
sen, dem sie so viele frohe Stunden zu dan-
ken hatte; war es ihr gleich eine höchst
widrige Vorstellung, den Zirkeln ihrer
Freunde und Freundinnen entsagen zu
müßen; konnte sie sich gleich die langen
Winterabende auf dem Lande nicht ohne
eine Art von Schauer gedenken: so zwei-
felte sie doch keinen Augenblick, dass sie
nicht Mittel finden würde einem großen
Theile dieser Ungelegenheiten zuvorzu-
kommen. -- Man kann ja den benach-
barten Adel besuchen; man kann ihn ge-
sellig machen, wenn er es nicht ist; man
kann Assemblees und Kränzchen veranstal-
ten; man kann zur Zeit des Karnevals nach
der Stadt reisen; die Entfernung ist nur
gering. Ich bin gewiß, dass ich die ge-
fälligste Gattinn seyn und den Herrn von

dem Verſtande vorläuft! Schien es ihr gleich
noch ſo unangenehm, einen Ort zu verlaſ-
ſen, dem ſie ſo viele frohe Stunden zu dan-
ken hatte; war es ihr gleich eine höchſt
widrige Vorſtellung, den Zirkeln ihrer
Freunde und Freundinnen entſagen zu
müßen; konnte ſie ſich gleich die langen
Winterabende auf dem Lande nicht ohne
eine Art von Schauer gedenken: ſo zwei-
felte ſie doch keinen Augenblick, daſs ſie
nicht Mittel finden würde einem großen
Theile dieſer Ungelegenheiten zuvorzu-
kommen. — Man kann ja den benach-
barten Adel beſuchen; man kann ihn ge-
ſellig machen, wenn er es nicht iſt; man
kann Aſſemblées und Kränzchen veranſtal-
ten; man kann zur Zeit des Karnevals nach
der Stadt reiſen; die Entfernung iſt nur
gering. Ich bin gewiß, daſs ich die ge-
fälligſte Gattinn ſeyn und den Herrn von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0031" n="25"/>
dem Ver&#x017F;tande vorläuft! Schien es ihr gleich<lb/>
noch &#x017F;o unangenehm, einen Ort zu verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, dem &#x017F;ie &#x017F;o viele frohe Stunden zu dan-<lb/>
ken hatte; war es ihr gleich eine höch&#x017F;t<lb/>
widrige Vor&#x017F;tellung, den Zirkeln ihrer<lb/>
Freunde und Freundinnen ent&#x017F;agen zu<lb/>
müßen; konnte &#x017F;ie &#x017F;ich gleich die langen<lb/>
Winterabende auf dem Lande nicht ohne<lb/>
eine Art von Schauer gedenken: &#x017F;o zwei-<lb/>
felte &#x017F;ie doch keinen Augenblick, da&#x017F;s &#x017F;ie<lb/>
nicht Mittel finden würde einem großen<lb/>
Theile die&#x017F;er Ungelegenheiten zuvorzu-<lb/>
kommen. &#x2014; Man kann ja den benach-<lb/>
barten Adel be&#x017F;uchen; man kann ihn ge-<lb/>
&#x017F;ellig machen, wenn er es nicht i&#x017F;t; man<lb/>
kann A&#x017F;&#x017F;emblées und Kränzchen veran&#x017F;tal-<lb/>
ten; man kann zur Zeit des Karnevals nach<lb/>
der Stadt rei&#x017F;en; die Entfernung i&#x017F;t nur<lb/>
gering. Ich bin gewiß, da&#x017F;s ich die ge-<lb/>
fällig&#x017F;te Gattinn &#x017F;eyn und den Herrn von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0031] dem Verſtande vorläuft! Schien es ihr gleich noch ſo unangenehm, einen Ort zu verlaſ- ſen, dem ſie ſo viele frohe Stunden zu dan- ken hatte; war es ihr gleich eine höchſt widrige Vorſtellung, den Zirkeln ihrer Freunde und Freundinnen entſagen zu müßen; konnte ſie ſich gleich die langen Winterabende auf dem Lande nicht ohne eine Art von Schauer gedenken: ſo zwei- felte ſie doch keinen Augenblick, daſs ſie nicht Mittel finden würde einem großen Theile dieſer Ungelegenheiten zuvorzu- kommen. — Man kann ja den benach- barten Adel beſuchen; man kann ihn ge- ſellig machen, wenn er es nicht iſt; man kann Aſſemblées und Kränzchen veranſtal- ten; man kann zur Zeit des Karnevals nach der Stadt reiſen; die Entfernung iſt nur gering. Ich bin gewiß, daſs ich die ge- fälligſte Gattinn ſeyn und den Herrn von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/31
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/31>, abgerufen am 21.11.2024.