Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

That konnte er, seiner Erfahrung nach,
eine Frau auch für nichts weiter, als für
die Verwalterinn der kleinen häuslichen
Geschäfte halten, und da seine Mutter die-
sem Theile der Wirthschaft noch auf das
beste vorstund, so schien ihm eine Frau
allerdings ein so überflüßiges Geräthe zu
seyn, als ein Krückstock für einen, der
sich noch auf den Gebrauch seiner Füße
verlaßen kann. Der Verlust seiner beyden
Aeltern, die kurz nach einander starben,
mußte nothwendig seiner Denkungsart
über diesen Artikel eine ganz andre Rich-
tung geben. Sein Vater hatte ihm ohne-
hin noch, den Tag vor seinem seligen Hin-
schiede aus der Welt, die Fortpflanzung
seines Nahmens auf das nachdrücklichste
anempfohlen. Er hatte ihm zu Gemüthe
geführt, dass er der letzte seines vormals
so berühmten Hauses sey, und dass er Ge-

That konnte er, ſeiner Erfahrung nach,
eine Frau auch für nichts weiter, als für
die Verwalterinn der kleinen häuslichen
Geſchäfte halten, und da ſeine Mutter die-
ſem Theile der Wirthſchaft noch auf das
beſte vorſtund, ſo ſchien ihm eine Frau
allerdings ein ſo überflüßiges Geräthe zu
ſeyn, als ein Krückſtock für einen, der
ſich noch auf den Gebrauch ſeiner Füße
verlaßen kann. Der Verluſt ſeiner beyden
Aeltern, die kurz nach einander ſtarben,
mußte nothwendig ſeiner Denkungsart
über dieſen Artikel eine ganz andre Rich-
tung geben. Sein Vater hatte ihm ohne-
hin noch, den Tag vor ſeinem ſeligen Hin-
ſchiede aus der Welt, die Fortpflanzung
ſeines Nahmens auf das nachdrücklichſte
anempfohlen. Er hatte ihm zu Gemüthe
geführt, daſs er der letzte ſeines vormals
ſo berühmten Hauſes ſey, und daſs er Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="19"/>
That konnte er, &#x017F;einer Erfahrung nach,<lb/>
eine Frau auch für nichts weiter, als für<lb/>
die Verwalterinn der kleinen häuslichen<lb/>
Ge&#x017F;chäfte halten, und da &#x017F;eine Mutter die-<lb/>
&#x017F;em Theile der Wirth&#x017F;chaft noch auf das<lb/>
be&#x017F;te vor&#x017F;tund, &#x017F;o &#x017F;chien ihm eine Frau<lb/>
allerdings ein &#x017F;o überflüßiges Geräthe zu<lb/>
&#x017F;eyn, als ein Krück&#x017F;tock für einen, der<lb/>
&#x017F;ich noch auf den Gebrauch &#x017F;einer Füße<lb/>
verlaßen kann. Der Verlu&#x017F;t &#x017F;einer beyden<lb/>
Aeltern, die kurz nach einander &#x017F;tarben,<lb/>
mußte nothwendig &#x017F;einer Denkungsart<lb/>
über die&#x017F;en Artikel eine ganz andre Rich-<lb/>
tung geben. Sein Vater hatte ihm ohne-<lb/>
hin noch, den Tag vor &#x017F;einem &#x017F;eligen Hin-<lb/>
&#x017F;chiede aus der Welt, die Fortpflanzung<lb/>
&#x017F;eines Nahmens auf das nachdrücklich&#x017F;te<lb/>
anempfohlen. Er hatte ihm zu Gemüthe<lb/>
geführt, da&#x017F;s er der letzte &#x017F;eines vormals<lb/>
&#x017F;o berühmten Hau&#x017F;es &#x017F;ey, und da&#x017F;s er Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0025] That konnte er, ſeiner Erfahrung nach, eine Frau auch für nichts weiter, als für die Verwalterinn der kleinen häuslichen Geſchäfte halten, und da ſeine Mutter die- ſem Theile der Wirthſchaft noch auf das beſte vorſtund, ſo ſchien ihm eine Frau allerdings ein ſo überflüßiges Geräthe zu ſeyn, als ein Krückſtock für einen, der ſich noch auf den Gebrauch ſeiner Füße verlaßen kann. Der Verluſt ſeiner beyden Aeltern, die kurz nach einander ſtarben, mußte nothwendig ſeiner Denkungsart über dieſen Artikel eine ganz andre Rich- tung geben. Sein Vater hatte ihm ohne- hin noch, den Tag vor ſeinem ſeligen Hin- ſchiede aus der Welt, die Fortpflanzung ſeines Nahmens auf das nachdrücklichſte anempfohlen. Er hatte ihm zu Gemüthe geführt, daſs er der letzte ſeines vormals ſo berühmten Hauſes ſey, und daſs er Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/25
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/25>, abgerufen am 21.11.2024.