Erwachen der ganzen geistigen Menschen- welt, aller, die die Welt in ihrer Iugend sahen, aller, die noch sind, und bis zu dem Rufe des Erzengels seyn werden, -- ist der Glaube derer, die sich dem Begriff einer allgemeinen Auferstehung nicht ge- nug entwickelt haben, um ihn von ähnli- chen unterscheiden zu können. Die Ver- nunft findet ein allmähliges Erwachen Ei- nes Entschlafenen nach dem Andern un- gleich verständlicher. Tausend Ursachen: bald ein geübterer Verstand, bald eine rei- nere Tugend, können ein früheres Erwa- chen einer und der andern Seele befödern, und noch mehrere villeicht, den Schlum- mer verlängern, oder auch minder erquik- kend machen. -- Auch diesen unerkann- ten Bewegungsgrund zur Weisheit und Tugend, so klein und verächtlich er schei- nen mag; will ich nicht unbemerkt laßen.
Erwachen der ganzen geiſtigen Menſchen- welt, aller, die die Welt in ihrer Iugend ſahen, aller, die noch ſind, und bis zu dem Rufe des Erzengels ſeyn werden, — iſt der Glaube derer, die ſich dem Begriff einer allgemeinen Auferſtehung nicht ge- nug entwickelt haben, um ihn von ähnli- chen unterſcheiden zu können. Die Ver- nunft findet ein allmähliges Erwachen Ei- nes Entſchlafenen nach dem Andern un- gleich verſtändlicher. Tauſend Urſachen: bald ein geübterer Verſtand, bald eine rei- nere Tugend, können ein früheres Erwa- chen einer und der andern Seele befödern, und noch mehrere villeicht, den Schlum- mer verlängern, oder auch minder erquik- kend machen. — Auch dieſen unerkann- ten Bewegungsgrund zur Weisheit und Tugend, ſo klein und verächtlich er ſchei- nen mag; will ich nicht unbemerkt laßen.
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Erwachen der ganzen geiſtigen Menſchen-
welt, aller, die die Welt in ihrer Iugend
ſahen, aller, die noch ſind, und bis zu
dem Rufe des Erzengels ſeyn werden, —
iſt der Glaube derer, die ſich dem Begriff
einer allgemeinen Auferſtehung nicht ge-
nug entwickelt haben, um ihn von ähnli-
chen unterſcheiden zu können. Die Ver-
nunft findet ein allmähliges Erwachen Ei-
nes Entſchlafenen nach dem Andern un-
gleich verſtändlicher. Tauſend Urſachen:
bald ein geübterer Verſtand, bald eine rei-
nere Tugend, können ein früheres Erwa-
chen einer und der andern Seele befödern,
und noch mehrere villeicht, den Schlum-
mer verlängern, oder auch minder erquik-
kend machen. — Auch dieſen unerkann-
ten Bewegungsgrund zur Weisheit und
Tugend, ſo klein und verächtlich er ſchei-
nen mag; will ich nicht unbemerkt laßen.
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/113>, abgerufen am 24.11.2024.
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