seyn, ein harmonisches Paar zu deinem Gra- be reisen zu sehen, um da dein Andenken zu feyern, um da eine kleine Hand voll be- thränter Bluhmen dem verwachsenen Hügel zu schenken, der deine Gebeine bedeckt?
Ruhe sanft, guter Yorick! unter den ländlichen Denkmählern derer, die deine Lehre und dein Beyspiel auf eine bessre Zu- kunft vorbereitete. Wie mancher mag hier neben dir schlummern, der es dir nun erst recht dankt, dass du seine Seele so oft von den kleinen Geschäften der Erde auf wür- digere Gegenstände führtest; dass du sein Herz für andre empfindlicher machtest; dass du ihn die grosse Kunst zu leben, und in ihr, die noch grössre zu sterben lehrtest! Wie mancher mag hier schlummern, den dein Beyspiel Gleichgültigkeit gegen die Gü- ter der Welt, Mässigung im Glück und im Leiden Geduld predigte; wie mancher,
ſeyn, ein harmoniſches Paar zu deinem Gra- be reiſen zu ſehen, um da dein Andenken zu feyern, um da eine kleine Hand voll be- thränter Bluhmen dem verwachſenen Hügel zu ſchenken, der deine Gebeine bedeckt?
Ruhe ſanft, guter Yorick! unter den ländlichen Denkmählern derer, die deine Lehre und dein Beyſpiel auf eine beſsre Zu- kunft vorbereitete. Wie mancher mag hier neben dir ſchlummern, der es dir nun erſt recht dankt, daſs du ſeine Seele ſo oft von den kleinen Geſchäften der Erde auf wür- digere Gegenſtände führteſt; daſs du ſein Herz für andre empfindlicher machteſt; daſs du ihn die groſse Kunſt zu leben, und in ihr, die noch gröſsre zu ſterben lehrteſt! Wie mancher mag hier ſchlummern, den dein Beyſpiel Gleichgültigkeit gegen die Gü- ter der Welt, Mäſsigung im Glück und im Leiden Geduld predigte; wie mancher,
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ſeyn, ein harmoniſches Paar zu deinem Gra-
be reiſen zu ſehen, um da dein Andenken
zu feyern, um da eine kleine Hand voll be-
thränter Bluhmen dem verwachſenen Hügel
zu ſchenken, der deine Gebeine bedeckt?
Ruhe ſanft, guter Yorick! unter den
ländlichen Denkmählern derer, die deine
Lehre und dein Beyſpiel auf eine beſsre Zu-
kunft vorbereitete. Wie mancher mag hier
neben dir ſchlummern, der es dir nun erſt
recht dankt, daſs du ſeine Seele ſo oft von
den kleinen Geſchäften der Erde auf wür-
digere Gegenſtände führteſt; daſs du ſein
Herz für andre empfindlicher machteſt;
daſs du ihn die groſse Kunſt zu leben, und
in ihr, die noch gröſsre zu ſterben lehrteſt!
Wie mancher mag hier ſchlummern, den
dein Beyſpiel Gleichgültigkeit gegen die Gü-
ter der Welt, Mäſsigung im Glück und im
Leiden Geduld predigte; wie mancher,
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/26>, abgerufen am 16.07.2024.
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