Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

sen Rosenbusch pflanzte, und diesen Wald
von düftenden Kräutern? Was hätt' ich
mehr thun können, der ich ihn ganz kann-
te, der ich ihn von ganzer Seele liebte, der
ich von ihm so herzlich wiedergeliebt wur-
de, dass auch der letzte Kampf seines bre-
chenden Herzens meinen Nahmen nicht aus
seinem Gedächtnisse zu verdrängen ver-
mochte?

Ruhe sanft heiliger Yorick! heilig mit
grösserem Rechte, als jene vergötterte
Menge die der Aberglaube in schimmern-
den Bildern verehrt.

Wenn noch die Seelen unsrer Freunde
ihren ehmaligen Wohnplatz, die Erde besu-
chen; wenn sie da noch unsre frommen
Empfindungen mit Beyfall bemerken; wenn
dann noch von uns ein Stral der Freude auf
sie zurückschlägt: welche Wollust muss es
deinem uns umschwebenden Schatten nicht

ſen Roſenbuſch pflanzte, und dieſen Wald
von düftenden Kräutern? Was hätt’ ich
mehr thun können, der ich ihn ganz kann-
te, der ich ihn von ganzer Seele liebte, der
ich von ihm ſo herzlich wiedergeliebt wur-
de, daſs auch der letzte Kampf ſeines bre-
chenden Herzens meinen Nahmen nicht aus
ſeinem Gedächtniſse zu verdrängen ver-
mochte?

Ruhe ſanft heiliger Yorick! heilig mit
gröſserem Rechte, als jene vergötterte
Menge die der Aberglaube in ſchimmern-
den Bildern verehrt.

Wenn noch die Seelen unſrer Freunde
ihren ehmaligen Wohnplatz, die Erde beſu-
chen; wenn ſie da noch unſre frommen
Empfindungen mit Beyfall bemerken; wenn
dann noch von uns ein Stral der Freude auf
ſie zurückſchlägt: welche Wolluſt muſs es
deinem uns umſchwebenden Schatten nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="17"/>
&#x017F;en Ro&#x017F;enbu&#x017F;ch pflanzte, und die&#x017F;en Wald<lb/>
von düftenden Kräutern? Was hätt&#x2019; ich<lb/>
mehr thun können, der ich ihn ganz kann-<lb/>
te, der ich ihn von ganzer Seele liebte, der<lb/>
ich von ihm &#x017F;o herzlich wiedergeliebt wur-<lb/>
de, da&#x017F;s auch der letzte Kampf &#x017F;eines bre-<lb/>
chenden Herzens meinen Nahmen nicht aus<lb/>
&#x017F;einem Gedächtni&#x017F;se zu verdrängen ver-<lb/>
mochte?</p><lb/>
          <p>Ruhe &#x017F;anft heiliger Yorick! heilig mit<lb/>
grö&#x017F;serem Rechte, als jene vergötterte<lb/>
Menge die der Aberglaube in &#x017F;chimmern-<lb/>
den Bildern verehrt.</p><lb/>
          <p>Wenn noch die Seelen un&#x017F;rer Freunde<lb/>
ihren ehmaligen Wohnplatz, die Erde be&#x017F;u-<lb/>
chen; wenn &#x017F;ie da noch un&#x017F;re frommen<lb/>
Empfindungen mit Beyfall bemerken; wenn<lb/>
dann noch von uns ein Stral der Freude auf<lb/>
&#x017F;ie zurück&#x017F;chlägt: welche Wollu&#x017F;t mu&#x017F;s es<lb/>
deinem uns um&#x017F;chwebenden Schatten nicht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0025] ſen Roſenbuſch pflanzte, und dieſen Wald von düftenden Kräutern? Was hätt’ ich mehr thun können, der ich ihn ganz kann- te, der ich ihn von ganzer Seele liebte, der ich von ihm ſo herzlich wiedergeliebt wur- de, daſs auch der letzte Kampf ſeines bre- chenden Herzens meinen Nahmen nicht aus ſeinem Gedächtniſse zu verdrängen ver- mochte? Ruhe ſanft heiliger Yorick! heilig mit gröſserem Rechte, als jene vergötterte Menge die der Aberglaube in ſchimmern- den Bildern verehrt. Wenn noch die Seelen unſrer Freunde ihren ehmaligen Wohnplatz, die Erde beſu- chen; wenn ſie da noch unſre frommen Empfindungen mit Beyfall bemerken; wenn dann noch von uns ein Stral der Freude auf ſie zurückſchlägt: welche Wolluſt muſs es deinem uns umſchwebenden Schatten nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/25
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/25>, abgerufen am 18.04.2024.