Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

mung an den Empfindungen andrer. Su-
chen sie doch diesen edleren Eigenschaften
ihres Geschlechts den Geschmack abzuge-
winnen. Mit solchen versichre ich sie ei-
nen unerschöpflichen Reichthum von Ver-
gnügungen, die eben darum weil sie ihnen
neu sind, desto anziehender für sie seyn
werden. Jch will nur noch der Freund-
schaft gedenken. Sie haben Bekannte ge-
nug unter beyden Geschlechtern, in deren
Umgange sie manche müssige Stunde er-
träglich genug hinbringen können. Aber
unter allen ihren Bekannten ist ihnen Nie-
mand von ganzem Herzen, und für alle
Zeiten ergeben. Eine geringe Verände-
rung des Glücks würde diesen Haufen zer-
streuen, der den gemeinschaftlichen Vor-
satz mit ihnen hatte, den Bedürfnissen der
Langenweile abzuhelfen. Es giebt Leute,
Chloe! von denen man einen besseren Ge-

mung an den Empfindungen andrer. Su-
chen ſie doch dieſen edleren Eigenſchaften
ihres Geſchlechts den Geſchmack abzuge-
winnen. Mit ſolchen verſichre ich ſie ei-
nen unerſchöpflichen Reichthum von Ver-
gnügungen, die eben darum weil ſie ihnen
neu ſind, deſto anziehender für ſie ſeyn
werden. Jch will nur noch der Freund-
ſchaft gedenken. Sie haben Bekannte ge-
nug unter beyden Geſchlechtern, in deren
Umgange ſie manche müſsige Stunde er-
träglich genug hinbringen können. Aber
unter allen ihren Bekannten iſt ihnen Nie-
mand von ganzem Herzen, und für alle
Zeiten ergeben. Eine geringe Verände-
rung des Glücks würde dieſen Haufen zer-
ſtreuen, der den gemeinſchaftlichen Vor-
ſatz mit ihnen hatte, den Bedürfniſsen der
Langenweile abzuhelfen. Es giebt Leute,
Chloe! von denen man einen beſſeren Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0193" n="185"/>
mung an den Empfindungen andrer. Su-<lb/>
chen &#x017F;ie doch die&#x017F;en edleren Eigen&#x017F;chaften<lb/>
ihres Ge&#x017F;chlechts den Ge&#x017F;chmack abzuge-<lb/>
winnen. Mit &#x017F;olchen ver&#x017F;ichre ich &#x017F;ie ei-<lb/>
nen uner&#x017F;chöpflichen Reichthum von Ver-<lb/>
gnügungen, die eben darum weil &#x017F;ie ihnen<lb/>
neu &#x017F;ind, de&#x017F;to anziehender für &#x017F;ie &#x017F;eyn<lb/>
werden. Jch will nur noch der Freund-<lb/>
&#x017F;chaft gedenken. Sie haben Bekannte ge-<lb/>
nug unter beyden Ge&#x017F;chlechtern, in deren<lb/>
Umgange &#x017F;ie manche mü&#x017F;sige Stunde er-<lb/>
träglich genug hinbringen können. Aber<lb/>
unter allen ihren Bekannten i&#x017F;t ihnen Nie-<lb/>
mand von ganzem Herzen, und für alle<lb/>
Zeiten ergeben. Eine geringe Verände-<lb/>
rung des Glücks würde die&#x017F;en Haufen zer-<lb/>
&#x017F;treuen, der den gemein&#x017F;chaftlichen Vor-<lb/>
&#x017F;atz mit ihnen hatte, den Bedürfni&#x017F;sen der<lb/>
Langenweile abzuhelfen. Es giebt Leute,<lb/>
Chloe! von denen man einen be&#x017F;&#x017F;eren Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0193] mung an den Empfindungen andrer. Su- chen ſie doch dieſen edleren Eigenſchaften ihres Geſchlechts den Geſchmack abzuge- winnen. Mit ſolchen verſichre ich ſie ei- nen unerſchöpflichen Reichthum von Ver- gnügungen, die eben darum weil ſie ihnen neu ſind, deſto anziehender für ſie ſeyn werden. Jch will nur noch der Freund- ſchaft gedenken. Sie haben Bekannte ge- nug unter beyden Geſchlechtern, in deren Umgange ſie manche müſsige Stunde er- träglich genug hinbringen können. Aber unter allen ihren Bekannten iſt ihnen Nie- mand von ganzem Herzen, und für alle Zeiten ergeben. Eine geringe Verände- rung des Glücks würde dieſen Haufen zer- ſtreuen, der den gemeinſchaftlichen Vor- ſatz mit ihnen hatte, den Bedürfniſsen der Langenweile abzuhelfen. Es giebt Leute, Chloe! von denen man einen beſſeren Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/193
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/193>, abgerufen am 08.05.2024.