ner unbedächtigen Uebereilung! ich hab' euch verkannt. Jhr habt mich des Stolzes, ihr habt mich der Ungerechtigkeit; ihr habt mich der Jrreligion beschuldiget? Es ist wahr: ich gab meinen kleinen Verdien- sten, bey dieser und jener Gelegenheit ein zu grosses Gewicht. Das sah' ich zuvor nicht; jetzt seh' ich es? Gut! -- Es gab einen Fall, da ich ungerecht wurde, weil ich mein Recht verfolgte. Das wusst' ich nicht; jetzt weiss ichs. -- Jch stritt wi- der Aberglauben und Heucheley; ich that es mit den Waffen der Satyre; ich that es mit einem Eifer, den man verkennen konn- te. -- Der Mensch will es mit allem was heilig ist aufnehmen: so dachte man, so sprach man. Gut, dass ich es weiss. Jch konnte mich freylich von der Wahr- heit verlieren. Man belacht diess, man be- lacht jenes, und zuletzt gewöhnt man sich,
ner unbedächtigen Uebereilung! ich hab’ euch verkannt. Jhr habt mich des Stolzes, ihr habt mich der Ungerechtigkeit; ihr habt mich der Jrreligion beſchuldiget? Es iſt wahr: ich gab meinen kleinen Verdien- ſten, bey dieſer und jener Gelegenheit ein zu groſses Gewicht. Das ſah’ ich zuvor nicht; jetzt ſeh’ ich es? Gut! — Es gab einen Fall, da ich ungerecht wurde, weil ich mein Recht verfolgte. Das wuſst’ ich nicht; jetzt weiſs ichs. — Jch ſtritt wi- der Aberglauben und Heucheley; ich that es mit den Waffen der Satyre; ich that es mit einem Eifer, den man verkennen konn- te. — Der Menſch will es mit allem was heilig iſt aufnehmen: ſo dachte man, ſo ſprach man. Gut, daſs ich es weiſs. Jch konnte mich freylich von der Wahr- heit verlieren. Man belacht dieſs, man be- lacht jenes, und zuletzt gewöhnt man ſich,
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ner unbedächtigen Uebereilung! ich hab’
euch verkannt. Jhr habt mich des Stolzes,
ihr habt mich der Ungerechtigkeit; ihr
habt mich der Jrreligion beſchuldiget? Es
iſt wahr: ich gab meinen kleinen Verdien-
ſten, bey dieſer und jener Gelegenheit ein
zu groſses Gewicht. Das ſah’ ich zuvor
nicht; jetzt ſeh’ ich es? Gut! — Es gab
einen Fall, da ich ungerecht wurde, weil
ich mein Recht verfolgte. Das wuſst’ ich
nicht; jetzt weiſs ichs. — Jch ſtritt wi-
der Aberglauben und Heucheley; ich that
es mit den Waffen der Satyre; ich that es
mit einem Eifer, den man verkennen konn-
te. — Der Menſch will es mit allem was
heilig iſt aufnehmen: ſo dachte man, ſo
ſprach man. Gut, daſs ich es weiſs. Jch
konnte mich freylich von der Wahr-
heit verlieren. Man belacht dieſs, man be-
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/152>, abgerufen am 08.05.2024.
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