Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Verstimmung der Militärs. Französische Einmischung. Nach der Schlacht von Königgrätz war die Situation der¬ Ich fragte später in Nikolsburg den General von Moltke, *) So schreibt der Generalstab, gesprochen wird es Horsitz. 1) S. den Text bei L. Schneider a. a. O. I 253 f. Otto Fürst von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. II. 3
Verſtimmung der Militärs. Franzöſiſche Einmiſchung. Nach der Schlacht von Königgrätz war die Situation der¬ Ich fragte ſpäter in Nikolsburg den General von Moltke, *) So ſchreibt der Generalſtab, geſprochen wird es Horſitz. 1) S. den Text bei L. Schneider a. a. O. I 253 f. Otto Fürſt von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. II. 3
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Verſtimmung der Militärs. Franzöſiſche Einmiſchung.
Nach der Schlacht von Königgrätz war die Situation der¬
artig, daß ein Eingehn auf die erſte Annäherung Oeſtreichs zu
Friedensunterhandlungen nicht nur möglich, ſondern durch die Ein¬
miſchung Frankreichs geboten erſchien. Letztre datirte von dem in
der Nacht vom 4. zum 5. Juli in Hořricz *) eingetroffenen, an
Seine Majeſtät gerichteten Telegramm, in welchem Louis Napoleon
dem Könige mittheilte, daß der Kaiſer Franz Joſeph ihm Venetien
abgetreten und ſeine Vermittlung angerufen habe. Der glänzende
Erfolg der Waffen des Königs nöthige Napoleon aus ſeiner bis¬
herigen Zurückhaltung herauszutreten 1). Die Einmiſchung war her¬
vorgerufen durch unſern Sieg, nachdem Napoleon bis dahin auf
unſre Niederlage und Hülfsbedürftigkeit gerechnet hatte. Wenn
unſrerſeits der Sieg von Königgrätz durch Eingreifen des Generals
v. Etzel und durch energiſche Verfolgung des geſchlagnen Feindes
vermittelſt unſrer intacten Cavallerie vollſtändig ausgenutzt worden
wäre, ſo würde wahrſcheinlich die Sendung des Generals von Gab¬
lenz in das preußiſche Hauptquartier ſchon zu dem Abſchluß nicht
nur eines Waffenſtillſtandes, ſondern auch der Baſen des künftigen
Friedens geführt haben, bei der Mäßigung, welche unſrerſeits und
damals auch noch bei dem Könige in Bezug auf die Bedingungen
des Friedens vorwaltete, eine Mäßigung, die damals von Oeſtreich
doch ſchon mehr als nützlich beanſpruchte, und uns als künftige
Genoſſen alle bisherigen Bundesglieder, aber alle verkleinert und
verletzt, gelaſſen hätte. Auf meinen Antrag antwortete Seine Majeſtät
dem Kaiſer Napoleon dilatoriſch, aber doch mit Ablehnung jedes
Waffenſtillſtandes ohne Friedensbürgſchaften.
Ich fragte ſpäter in Nikolsburg den General von Moltke,
was er thun würde, wenn Frankreich militäriſch eingriffe. Seine
Antwort war: Eine defenſive Haltung gegen Oeſtreich, mit Be¬
*) So ſchreibt der Generalſtab, geſprochen wird es Horſitz.
1) S. den Text bei L. Schneider a. a. O. I 253 f.
Otto Fürſt von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. II. 3
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