Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Zweiunddreißigstes Kapitel: Kaiser Wilhelm I. neben dem Finanz-Ministerium, welche Freiwilligkeit dann von Neu¬jahr ganz fortfallen könnte u. vielleicht das Minist. des Inneren, wobei meinem Enkel zu gestatten wäre, in (unleserlich) Fällen sich im Auswärt. Amt zu orientiren. Diese Fortsetzung des jetzigen Verfahrens kann meinen Sohn weniger irritiren, obgleich Sie Sich erinnern werden, daß er auch gegen dieses Verfahren scharf opponirt. Ich bitte also um Ihre Ansicht in dieser Materie. Das beifolgende Patent wollen Sie gefälligst vor der Ueber¬ Von der Kaiserin Augusta habe ich sehr selten Zuschriften er¬ "Dictirt. Baden-Baden, den 24. December 1888. Lieber Fürst! Wenn ich diese Zeilen an Sie richte, so ist es nur, um an 1) Eine größere Zahl von Briefen des Kaisers Wilhelm I. an Bismarck
habe ich im Bismarck-Jahrbuch (I 140. 141, IV 3-12, V 254. 255, VI 203) veröffentlicht. H. K. Zweiunddreißigſtes Kapitel: Kaiſer Wilhelm I. neben dem Finanz-Miniſterium, welche Freiwilligkeit dann von Neu¬jahr ganz fortfallen könnte u. vielleicht das Miniſt. des Inneren, wobei meinem Enkel zu geſtatten wäre, in (unleſerlich) Fällen ſich im Auswärt. Amt zu orientiren. Dieſe Fortſetzung des jetzigen Verfahrens kann meinen Sohn weniger irritiren, obgleich Sie Sich erinnern werden, daß er auch gegen dieſes Verfahren ſcharf opponirt. Ich bitte alſo um Ihre Anſicht in dieſer Materie. Das beifolgende Patent wollen Sie gefälligſt vor der Ueber¬ Von der Kaiſerin Auguſta habe ich ſehr ſelten Zuſchriften er¬ „Dictirt. Baden-Baden, den 24. December 1888. Lieber Fürſt! Wenn ich dieſe Zeilen an Sie richte, ſo iſt es nur, um an 1) Eine größere Zahl von Briefen des Kaiſers Wilhelm I. an Bismarck
habe ich im Bismarck-Jahrbuch (I 140. 141, IV 3–12, V 254. 255, VI 203) veröffentlicht. H. K. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0326" n="302"/><fw place="top" type="header">Zweiunddreißigſtes Kapitel: Kaiſer Wilhelm <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/></fw> neben dem Finanz-Miniſterium, welche Freiwilligkeit dann von Neu¬<lb/> jahr ganz fortfallen könnte u. vielleicht das Miniſt. des Inneren,<lb/> wobei meinem Enkel zu geſtatten wäre, in (unleſerlich) Fällen<lb/> ſich im Auswärt. Amt zu <hi rendition="#aq">orientiren</hi>. Dieſe <hi rendition="#g">Fortſetzung</hi> des<lb/> jetzigen Verfahrens kann meinen Sohn weniger <hi rendition="#aq">irritiren</hi>, obgleich<lb/> Sie Sich erinnern werden, daß er auch gegen dieſes Verfahren<lb/> ſcharf <hi rendition="#aq">opponirt</hi>.</p><lb/> <p>Ich bitte alſo um Ihre Anſicht in dieſer <hi rendition="#aq">Materie</hi>.<lb/> Ein angenehmes Feſt Ihnen allen wünſchend<lb/><hi rendition="#right">Ihr<lb/> dankbarer<lb/> Wilhelm.</hi></p><lb/> <p>Das beifolgende <hi rendition="#aq">Patent</hi> wollen Sie gefälligſt vor der Ueber¬<lb/> gabe <hi rendition="#aq">contrasigniren</hi>. W.“<note place="foot" n="1)">Eine größere Zahl von Briefen des Kaiſers Wilhelm <hi rendition="#aq">I</hi>. an Bismarck<lb/> habe ich im Bismarck-Jahrbuch (<hi rendition="#aq">I</hi> 140. 141, <hi rendition="#aq">IV</hi> 3–12, <hi rendition="#aq">V</hi> 254. 255, <hi rendition="#aq">VI</hi> 203)<lb/> veröffentlicht. H. K.<lb/></note></p><lb/> <p>Von der Kaiſerin Auguſta habe ich ſehr ſelten Zuſchriften er¬<lb/> halten; ihr letzter Brief, bei deſſen Abfaſſung ſie wohl ebenſo<lb/> wie ich bei dem Leſen an die Kämpfe gedacht hat, die ich mit ihr<lb/> zu beſtehn hatte, lautet wie folgt:</p><lb/> <p>„<hi rendition="#g">Dictirt</hi>.</p><lb/> <p rendition="#right">Baden-Baden, den 24. December 1888.</p><lb/> <p>Lieber Fürſt!</p><lb/> <p>Wenn ich dieſe Zeilen an Sie richte, ſo iſt es nur, um an<lb/> dem Wendepunkt eines ernſten Lebensjahres eine Pflicht der Dank¬<lb/> barkeit zu erfüllen. Sie haben unſerm unvergeßlichen Kaiſer treu<lb/> beigeſtanden und meine Bitte der Fürſorge für ſeinen Enkel er¬<lb/> füllt. Sie haben mir in bitteren Stunden Theilnahme bewieſen,<lb/> deshalb fühle ich mich berufen, Ihnen, bevor ich dieſes Jahr be¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0326]
Zweiunddreißigſtes Kapitel: Kaiſer Wilhelm I.
neben dem Finanz-Miniſterium, welche Freiwilligkeit dann von Neu¬
jahr ganz fortfallen könnte u. vielleicht das Miniſt. des Inneren,
wobei meinem Enkel zu geſtatten wäre, in (unleſerlich) Fällen
ſich im Auswärt. Amt zu orientiren. Dieſe Fortſetzung des
jetzigen Verfahrens kann meinen Sohn weniger irritiren, obgleich
Sie Sich erinnern werden, daß er auch gegen dieſes Verfahren
ſcharf opponirt.
Ich bitte alſo um Ihre Anſicht in dieſer Materie.
Ein angenehmes Feſt Ihnen allen wünſchend
Ihr
dankbarer
Wilhelm.
Das beifolgende Patent wollen Sie gefälligſt vor der Ueber¬
gabe contrasigniren. W.“ 1)
Von der Kaiſerin Auguſta habe ich ſehr ſelten Zuſchriften er¬
halten; ihr letzter Brief, bei deſſen Abfaſſung ſie wohl ebenſo
wie ich bei dem Leſen an die Kämpfe gedacht hat, die ich mit ihr
zu beſtehn hatte, lautet wie folgt:
„Dictirt.
Baden-Baden, den 24. December 1888.
Lieber Fürſt!
Wenn ich dieſe Zeilen an Sie richte, ſo iſt es nur, um an
dem Wendepunkt eines ernſten Lebensjahres eine Pflicht der Dank¬
barkeit zu erfüllen. Sie haben unſerm unvergeßlichen Kaiſer treu
beigeſtanden und meine Bitte der Fürſorge für ſeinen Enkel er¬
füllt. Sie haben mir in bitteren Stunden Theilnahme bewieſen,
deshalb fühle ich mich berufen, Ihnen, bevor ich dieſes Jahr be¬
1) Eine größere Zahl von Briefen des Kaiſers Wilhelm I. an Bismarck
habe ich im Bismarck-Jahrbuch (I 140. 141, IV 3–12, V 254. 255, VI 203)
veröffentlicht. H. K.
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