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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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nach der vierdten Bitte.
Gottes: und GOtt will darum angespro-
chen seyn. Daher hat solches/ unser him-
lischer Gebet-Lehrer/ in die vierdte Bitte/
seines uns vorgesprochenen Gebets/ mit
diesen Worten eingeschlossen: Unser täg-
lichs Brod gib uns heut. Dieses Gebet
wird ja von uns/ die Woche über/ ihme öf-
ters nachgesprochen. Damit wir nun
recht verstehen lernen/ was wir damit bit-
ten/ so kan die Betrachtung dessen/ auch ei-
ne von den Sonntags-Andachten seyn.

11 Unter dem Wort Brod wird in H.
Schrifft meist alles das verstanden/ was
zur zeitlichen Notturft des Menschen ge-
hört. Das beiständige Wort Täglich/ ist
in der Griechischen Grund-Sprache ein
solches Wort/ (k) das nicht bäßer kan ge-
teutschet werden/ als wie es H. Lutherus
ausgelegt/ nämlich/ was zur Leibes-Nah-
rung und Notdurft/ was zu Unterhaltung
unsres leiblichen Wesens/ gehöret. Der
theure Johann Arnd schreibet/(l) es stecke
im Brod/ dessen sich niemand überdrüssig
isset/ die ganze Natur des Menschen/ und
werde er also durch die Brod-Nahrung/
wie im Anfang/ täglich aus der Erde er-
schaffen.

Gott
(k) epiousios, ad substantiam.
(l) Wahr. Christ. l. 4. 6. 3. v. 823.
Q iij

nach der vierdten Bitte.
Gottes: und GOtt will darum angeſpro-
chen ſeyn. Daher hat ſolches/ unſer him-
liſcher Gebet-Lehrer/ in die vierdte Bitte/
ſeines uns vorgeſprochenen Gebets/ mit
dieſen Worten eingeſchloſſen: Unſer taͤg-
lichs Brod gib uns heut. Dieſes Gebet
wird ja von uns/ die Woche uͤber/ ihme oͤf-
ters nachgeſprochen. Damit wir nun
recht verſtehen lernen/ was wir damit bit-
ten/ ſo kan die Betrachtung deſſen/ auch ei-
ne von den Sonntags-Andachten ſeyn.

11 Unter dem Wort Brod wird in H.
Schrifft meiſt alles das verſtanden/ was
zur zeitlichen Notturft des Menſchen ge-
hoͤrt. Das beiſtaͤndige Wort Taͤglich/ iſt
in der Griechiſchen Grund-Sprache ein
ſolches Wort/ (k) das nicht baͤßer kan ge-
teutſchet werden/ als wie es H. Lutherus
ausgelegt/ naͤmlich/ was zur Leibes-Nah-
rung und Notdurft/ was zu Unterhaltung
unſres leiblichen Weſens/ gehoͤret. Der
theure Johann Arnd ſchreibet/(l) es ſtecke
im Brod/ deſſen ſich niemand uͤberdruͤſſig
iſſet/ die ganze Natur des Menſchen/ und
werde er alſo durch die Brod-Nahrung/
wie im Anfang/ taͤglich aus der Erde er-
ſchaffen.

Gott
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(l) Wahr. Chriſt. l. 4. 6. 3. v. 823.
Q iij
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[245/0273] nach der vierdten Bitte. Gottes: und GOtt will darum angeſpro- chen ſeyn. Daher hat ſolches/ unſer him- liſcher Gebet-Lehrer/ in die vierdte Bitte/ ſeines uns vorgeſprochenen Gebets/ mit dieſen Worten eingeſchloſſen: Unſer taͤg- lichs Brod gib uns heut. Dieſes Gebet wird ja von uns/ die Woche uͤber/ ihme oͤf- ters nachgeſprochen. Damit wir nun recht verſtehen lernen/ was wir damit bit- ten/ ſo kan die Betrachtung deſſen/ auch ei- ne von den Sonntags-Andachten ſeyn. 11 Unter dem Wort Brod wird in H. Schrifft meiſt alles das verſtanden/ was zur zeitlichen Notturft des Menſchen ge- hoͤrt. Das beiſtaͤndige Wort Taͤglich/ iſt in der Griechiſchen Grund-Sprache ein ſolches Wort/ (k) das nicht baͤßer kan ge- teutſchet werden/ als wie es H. Lutherus ausgelegt/ naͤmlich/ was zur Leibes-Nah- rung und Notdurft/ was zu Unterhaltung unſres leiblichen Weſens/ gehoͤret. Der theure Johann Arnd ſchreibet/ (l) es ſtecke im Brod/ deſſen ſich niemand uͤberdruͤſſig iſſet/ die ganze Natur des Menſchen/ und werde er alſo durch die Brod-Nahrung/ wie im Anfang/ taͤglich aus der Erde er- ſchaffen. Gott (k) ὲπιούσιος, ad ſubſtantiam. (l) Wahr. Chriſt. l. 4. 6. 3. v. 823. Q iij

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/273>, abgerufen am 18.05.2024.