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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Geistliche Ritterschaft/
des Zorns mit seinen großen Augen und
gleichsam Feuer-lohenden Rachen. Der
vierdte/ ein Wolfs Kopf/ sinnbildet den
Geitz/ mit seinem Stuck Luder im Maul/
und mit den Stirnfenstern/ die nach meh-
rerm umschauen. Der fünfte/ ein Hunds
Kopf/
zeiget den Neid; der sein eig-
nes Hertz im Rachen hält und naget/ mur-
ret/ und scheel seitwarts sihet. Der sech-
ste/ ein Satyr-Kopf/ lachet/ voll Geilheit/
die Welt an. Der lezte ein Schweins-
Kopf/
als ein Bildnis der Schlämmerer/
wühlet mit dem Rüssel in der Erden.

9 Ach betrachte doch/ O Mensch/
was für ein greuliches Thier dir im Her-
tzen stecket: (d) Dann aus dem Hertzen
steigen auf die Laster
und Fleisches-Lüste/
so volbesagter massen wider die Seele
streiten: wie uns unser Heiland saget.
Von Kaiser Friedrich den IV liset man/ wie
er einsmals in seiner Burg zu Wien/ von
seinem Bruder und den Burgern daselbst
hart belägert worden. So ein Aufrüh-
rer/ ist der Leib und dessen Begierden: die
fechten nicht allein wider die in der Burg
des Haubtes wohnende Seele/ sondern sie
öffnen auch/ dem Feind/ (wie die Wiener
Herz. Albrechten) die Pforten der Augen/

Oh-
(d) Matth. 15. v. 19.

Geiſtliche Ritterſchaft/
des Zorns mit ſeinen großen Augen und
gleichſam Feuer-lohenden Rachen. Der
vierdte/ ein Wolfs Kopf/ ſinnbildet den
Geitz/ mit ſeinem Stuck Luder im Maul/
und mit den Stirnfenſtern/ die nach meh-
rerm umſchauen. Der fuͤnfte/ ein Hunds
Kopf/
zeiget den Neid; der ſein eig-
nes Hertz im Rachen haͤlt und naget/ mur-
ret/ und ſcheel ſeitwarts ſihet. Der ſech-
ſte/ ein Satyr-Kopf/ lachet/ voll Geilheit/
die Welt an. Der lezte ein Schweins-
Kopf/
als ein Bildnis der Schlaͤmmerer/
wuͤhlet mit dem Ruͤſſel in der Erden.

9 Ach betrachte doch/ O Menſch/
was fuͤr ein greuliches Thier dir im Her-
tzen ſtecket: (d) Dann aus dem Hertzen
ſteigen auf die Laſter
und Fleiſches-Luͤſte/
ſo volbeſagter maſſen wider die Seele
ſtreiten: wie uns unſer Heiland ſaget.
Von Kaiſer Friedrich den IV liſet man/ wie
er einsmals in ſeiner Burg zu Wien/ von
ſeinem Bruder und den Burgern daſelbſt
hart belaͤgert worden. So ein Aufruͤh-
rer/ iſt der Leib und deſſen Begierden: die
fechten nicht allein wider die in der Burg
des Haubtes wohnende Seele/ ſondern ſie
oͤffnen auch/ dem Feind/ (wie die Wiener
Herz. Albrechten) die Pforten der Augen/

Oh-
(d) Matth. 15. v. 19.
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[208/0236] Geiſtliche Ritterſchaft/ des Zorns mit ſeinen großen Augen und gleichſam Feuer-lohenden Rachen. Der vierdte/ ein Wolfs Kopf/ ſinnbildet den Geitz/ mit ſeinem Stuck Luder im Maul/ und mit den Stirnfenſtern/ die nach meh- rerm umſchauen. Der fuͤnfte/ ein Hunds Kopf/ zeiget den Neid; der ſein eig- nes Hertz im Rachen haͤlt und naget/ mur- ret/ und ſcheel ſeitwarts ſihet. Der ſech- ſte/ ein Satyr-Kopf/ lachet/ voll Geilheit/ die Welt an. Der lezte ein Schweins- Kopf/ als ein Bildnis der Schlaͤmmerer/ wuͤhlet mit dem Ruͤſſel in der Erden. 9 Ach betrachte doch/ O Menſch/ was fuͤr ein greuliches Thier dir im Her- tzen ſtecket: (d) Dann aus dem Hertzen ſteigen auf die Laſter und Fleiſches-Luͤſte/ ſo volbeſagter maſſen wider die Seele ſtreiten: wie uns unſer Heiland ſaget. Von Kaiſer Friedrich den IV liſet man/ wie er einsmals in ſeiner Burg zu Wien/ von ſeinem Bruder und den Burgern daſelbſt hart belaͤgert worden. So ein Aufruͤh- rer/ iſt der Leib und deſſen Begierden: die fechten nicht allein wider die in der Burg des Haubtes wohnende Seele/ ſondern ſie oͤffnen auch/ dem Feind/ (wie die Wiener Herz. Albrechten) die Pforten der Augen/ Oh- (d) Matth. 15. v. 19.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/236>, abgerufen am 04.05.2024.